INTEGRAL WORLD: EXPLORING THEORIES OF EVERYTHING
Ein Forum für eine kritische Diskussion über die integrale Philosophie von Ken Wilber
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Jeff Meyerhoff ist ein unabhängiger Gelehrter, der Philosophie, Politik,
Mystizismus und Psychologie studiert. Er benützt Aufmerksamkeit und
Psychoanalyse zur Selbstentwicklung. Er verdient seinen Lebensunterhalt als
Sozialarbeiter bei Geisteskranken, sucht jedoch nach neuen Möglichkeiten einer
Karriere. Sein Weblog kann gefunden werden bei
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Die Rationalisierung
von Vorherrschaft
Eine Antwort auf Ray Harris über den arabisch-israelischen Konflikt
Jeff Meyerhoff
Einführung
In einem neuerlichen Artikel”
Integrale Bemerkungen über den arabisch-israelischen Konflikt
,"
[1]
argumentiert Ray Harris, dass die zentrale motivierende Ursache des
arabisch-israelischen Konflikts die sich gegenseitig ausschließenden
Darstellungen der Identität der drei monotheistischen Religionen sei. Die
fundamentalistischen Versionen dieser Darstellungen haben ein Verfechten der
eigenen Tradition und ein Dämonisieren der Tradition der anderen zur Folge. Da
die monotheistischen Religionen in ihren fundamentalistischen Formen der
Darstellung und der sozialen Realität des weltlichen demokratischen Pluralismus
entwicklungsmäßig unterlegen sind, sollten wir weltliche Demokratien vor
theokratischen Staaten unterstützen. Ein integrales politisches Verständnis
des arabisch-israelischen Konflikts muss das anwenden, was er die „Erste
Direktive’’ nennt. Das bedeutet, dass die größte soziale Entwicklung für die
größte Spanne oder Anzahl gesucht werden muss. Unterstützung für Israel, trotz
seiner Mängel, sollte vorrangig sein, weil es die einzige weltliche Demokratie
in der Region sei; während der palästinensische zivile Unfriede und der
radikale Islam der Hamas darauf hinweisen, dass ein palästinensischer Staat
renitent und repressiv sein würde. Wir müssten die „lästige Wahrheit’’
gewärtigen, dass die islamischen Theokratien des Nahen Ostens repressiv seien,
besonders bei Frauen und religiösen Minderheiten und dass sie einen jüdischen
Staat in ihrer Mitte zurückweisen. Harris schreibt, dass „es keine Lösung für
solch ausschließende Darstellungen gibt. In integralen Ausdrücken müssen sie
transzendiert werden. Doch ich würde argumentieren, dass die Gläubigen aller
Glaubensrichtungen ihre Darstellung nicht transzendieren können, weil sie damit
ihren ausschließenden Anspruch auf die Wahrheit verleugnen würden und sie
werden sich (gewaltsam) jedwedem Versuch widersetzen. Was wir tatsächlich
heutzutage sehen, ist die Zurückweisung von Synkretismus und der Moderne durch
Fundamentalisten aller drei monotheistischen Glaubensrichtungen.’’
Ich werde zeigen, dass Harris’ Ansicht ernstlich im Irrtum und un-integral ist,
trotz seiner umfassenden Kenntnis des Themas. Sie ignoriert die Zentralität der
materiellen Ursachen des arabisch-israelischen Konflikts, am wichtigsten: Land.
Mein Blickfeld auf die materiellen Ursachen erklärt den historischen Konflikt
besser und stimmt eher mit der historischen Aufzeichnung überein. Harris
verewigt die Mythen muslimischer Irrationalität, wenn es in Wirklichkeit eine
Angelegenheit ist, wie Menschen immer gehandelt haben, wenn sie in Positionen
von Stärke oder Schwäche waren bezogen auf die Bedürfnisse des Lebens. Abraham
Maslows Hierarchie der Bedürfnisse – ein Hauptartikel der humanistischen und
transpersonalen Psychologie – legt den Vorrang physiologischer und
Sicherheits-Bedürfnisse und -motivationen nahe und bestätigt daher die
Zentralität von materiellen Bedingungen für das Verständnis des
Nahost-Konflikts.
Eine folgerichtige Position ist verfügbar, die gegen die radikalen islamischen
Staaten, die amerikanische und israelische Unnachgiebigkeit und den
israelischen und palästinensischen Terrorismus
vorgeht
, aber die die Sicherheit Israels und das Recht der Palästinenser auf
Selbstbestimmung
unterstützt
.
Die un-integrale integrale Theorie
Harris beschreibt seine Analyse als „integral’’, das Stück ist jedoch auf
seltsame Weise
un-
integral.Nach einer oberflächlichen Anerkenntnis, dass die arabisch-israelische
Situation „komplex’’ sei, macht Harris die un-integrale Aussage, dass „in
seiner Essenz ist er, so glaube ich, ein Konflikt zwischen widerstreitenden
Darstellungen der Identität – kurz gesagt, wenn du existierst, dann kann ich
nicht existieren.’’ Meiner Meinung nach ist das eine sonderbare integrale
Theorie, die sich auf eine zentrale Ursache fokussiert. Ist es nicht Sache
eines integralen Verständnisses zu sehen, wie multiple ursächliche Faktoren die
Geschehnisse bestimmen?
Zusätzlich zur Un-Integralität von Harris’ „integralem” Ansatz besteht das
Problem seines Herauspickens des falschen ursächlichen Faktors, auf den er sich
konzentriert. Ein weit befriedigenderes lebensweltlicheres Verständnis des
arabisch-israelischen Konflikts ergibt sich durch das Fokussieren auf den Kampf
um materielle Bedingungen wie Land, Wasser, Wohlstand, Sicherheit, Macht und
wieviel jeder davon erhält. Das ist typischerweise das, worum Völker kämpfen,
sogar wenn sie eine religiöse oder ideologische Rhetorik benützen, um ihre
Positionen zu rechtfertigen oder die Massen zu mobilisieren. Menschen mit
fundamental unterschiedlichen religiösen Bekenntnissen haben während einiger
historischer Perioden friedlich zusammengelebt und haben sich während anderer
Perioden bekämpft, da muss es einige weitere Gründe geben, weshalb sie den
Kampf gewählt haben.
Harris’ Brennpunkt auf sich gegenseitig ausschließende religiöse Identitäten
und Darstellungen als den zentralen Unterschied wird nicht von der historischen
Aufzeichnung unterstützt. In direktem Gegensatz zu Harris’ Ansicht, „die
Hauptmotivation für den arabischen Widerstand gegen die jüdische Anwesenheit,
geschweige denn einen jüdischen Staat, war nicht, wie viele glauben, wegen
zionistischer Bestrebungen, sondern weil es einfach undenkbar war, dass Juden
nicht der muslimischen Herrschaft unterworfen sind’’, erklären die
Nahost-Gelehrten Joel Beinin und Lisa Hajjar kurz und bündig, dass „der
Konflikt zwischen palästinensischen Arabern und Juden ein modernes Phänomen
ist, was um die Wende zum 20. Jahrhundert begann. Obschon diese zwei Gruppen
unterschiedliche Religionen haben (Palästinenser beziehen Muslime, Christen und
Drusen ein), sind religiöse Unterschiede nicht die Ursache des Konflikts. Es
ist im wesentlichen ein Kampf um Land.’’
[2]
Es gibt eine breite wissenschaftliche Literatur, die diese Ansicht unterstützt.
Norman Finkelstein
, der zwei gründliche Studien von Israel und Palästina zitiert, schreibt, dass
was die Opposition der Palästinenser gegen den Zionismus antreibt, nicht
Antisemitismus war, im Sinne eines irrationalen oder abstrakten Hasses
gegenüber Juden, sondern eher die Perspektive – sehr real – ihrer eigenen
Vertreibung. ‚Die Furcht vor territorialer Vertreibung und Enteignung',
folgert [Benny] Morris vernünftig, ‚musste der Hauptantrieb der arabischen
Feindschaft gegen den Zionismus sein.' Gleichermaßen schlägt Yehoshua
Porath in seiner behördlichen Studie des palästinensischen Nationalismus vor,
dass der ‚Hauptfaktor, der den arabischen Antisemitismus anreichert' nicht
Hass gegenüber Juden als solcher war, sondern Opposition gegen die jüdischen
Siedlungen in Palästina.'
[3]
Der israelische Historiker
Simha Flapan
, schreibt ebenso dem arabischen Widerstand materielle Ursachen zu:
Es ist sicherlich wahr, dass die Araber von Palästina sich der [1947]
UN-Teilungs-Resolution widersetzten. Sie sahen sie als ein Auferlegen von
‚einseitigen und unerträglichen Opfern auf sie, indem den Juden, die 35 Prozent
der Bevölkerung darstellten, 55 Prozent des Gebietes des Landes gegeben wurden.
Darüber hinaus schnitt sie den vorgeschlagenen palästinensischen arabischen
Staat vom Roten Meer und von Syrien ab und versah ihn mit nur einem Zugang zum
Mittelmeer, durch die Enklave von Jaffa.
[4]
Und vor einem Jahrhundert bemerkte
Ahad Ha'am
, ein vorherwissender zionistischer Schriftsteller, über die Juden in
Palästina:
„Die Araber…verstehen sehr gut, was wir wollen und was wir in diesem Land
machen; doch sie verhalten sich, als würden sie es nicht bemerken, denn zur
Zeit sehen sie keinerlei Gefahr für sich selbst oder ihre Zukunft in dem, was
wir machen…Doch wenn der Tag kommen wird, an dem sich das Leben unseres Volkes
im Land Israel in einem solchen Grad entwickeln wird, dass es die örtliche
Bevölkerung mehr oder weniger beiseite schieben wird, dann wird diese nicht
einfach ihren Platz aufgeben.’’
[5]
Ha'am hatte beobachtet, dass solange die Juden keine materielle Bedrohung
für die örtliche arabische Bevölkerung darboten, bemerkten die Araber es
scheinbar nicht, doch er sagte vorher, dass Schwierigkeiten beginnen werden,
sobald die Juden eine materielle Bedrohung würden. Ha'am sagt daher, dass
die Araber „sich verhalten, als würden sie nichts bemerken’’ , trotz der
Anwesenheit ihrer religiösen Feinde, wie es Harris nennen würde.
Es ist eine bedeutsame und bestürzende Auslassung, dass in Harris’ gesamtem
Stück das Wort „Siedlung” niemals benützt wird; dabei sind die israelischen
Siedlungen der hauptsächliche kolonisierende Vorstoß ihres Versuchs, die
Westbank zu annektieren und das palästinensische Land zu enteignen.
Wer weist wen zurück?
Harris behauptet, dass es eine gegenseitige Ablehnung gibt, weil beide Seiten
die andere in ihren religiösen Traditionen dämonisieren. Während es sicherlich
wahr ist, dass es auf beiden Seiten einen starken Hass gibt, ist es denn auch
wahr, dass es immer eine „gegenseitige Zurückweisung’’ gibt? Flapan zieht den
Schluss – auf damals neu herausgegebenem Archivmaterial basierend – „Es besteht
jedoch eine gute Beweislage, dass arabische Führer und Regierungen bereit
waren, über eine Lösung für den Konflikt zu verhandeln, vor, während und nach
dem Unabhängigkeitskrieg [1948].’’
[6]
Harris prangert zu Recht den antisemitischen Extremismus des Großmuftis von
Jerusalem, Amin al-Husseini, an, doch wir erfahren von Flapan, dass
als der Großmufti in der Folge der UN-[Teilungs] Resolution [von 1947] nach
Freiwilligen für seine Armee des Heiligen Krieges rief, lehnte es die Mehrheit
der palästinensischen Araber ab, darauf zu antworten. Tatsächlich wollten viele
palästinensische Führer und Gruppen noch vor Israels einseitiger
Unabhängigkeitserklärung nichts mit dem Mufti oder seiner politischen Partei zu
tun haben und unternahmen mancherlei Anstrengungen, um einen
modus vivendi
[eine einstweilige Übereinkunft]mit den Zionisten zu erreichen. Doch [David]
Ben-Gurions abgrundtiefer Widerstand gegen die Schaffung eines
palästinensischen Staates untergrub bedeutsam jede Opposition gegenüber der
Blut und Donner-Politik des Muftis.
[7]
Harris fragt: „Was wäre geschehen, wenn die Araber eine politische Lösung eher
als Gewalt und Krieg gewählt hätten?’’ Die Antwort: sie taten es: „Vom Ende des
Zweiten Weltkriegs bis 1952 lehnte Israel aufeinanderfolgende Vorschläge ab,
die von arabischen Staaten und neutralen Vermittlern unterbreitet wurden, die
ein Übereinkommen herbeigeführt hätten.’’
[8]
Und aus der diplomatischen Aufzeichnung über die letzten dreißig Jahre ist
bekannt, dass es palästinensische und arabische Angebote gab, die auf
amerikanische und israelische Ablehnung gestoßen sind. Finkelstein fasst die
Tatsachen zusammen:
Außer Israel und USA (und gelegentlich ein US-Satellitenstaat) hat die
internationale Gemeinschaft während des vergangenen Vierteljahrhunderts immer
die ‚Zwei-Staaten-Abmachung’ befürwortet: das heißt den vollen israelischen
Rückzug/die volle arabische Anerkennungsformel ebenso wie einen
palästinensischen Staat neben Israel. Die Vereinigten Staaten legten gegen die
Resolutionen des Sicherheitsrates 1976 und 1980 ihr alleiniges Veto ein, die
dem Zwei-Staaten-Abkommen zustimmten, die von der Palästinensischen
Befreiungsorganisation (PLO) und arabischen Nachbarstaaten gebilligt wurden.
[9]
Finkelstein listet dann weiterhin einige der vielen UN Abstimmungen über das
Thema und die einseitigen Resultate auf, wobei Israel und die USA nahezu allein
gegen die Weltgemeinschaft standen.
[10]
Diese historische Aufzeichnung widerspricht direkt Harris’ Aussage: „Die
Muslime wollen nicht einmal einen kleinen jüdischen Staat zulassen,’’ eine
Ansicht, die Simha Flapan „den Mythos der arabischen Unnachgiebigkeit’’ nannte.
[11]
Das soll aber nicht heißen, dass es nicht ein großes Maß an Antisemitismus in
arabischen Ländern gibt, und es heißt auch nicht, dass die israelischen Juden
böse Menschen wären. Israelische und amerikanische Zurückweisung macht einen
Sinn, wenn sie in einem historischen Kontext gesehen wird und frei von einem
sich selbst gratulierenden Moralisieren der Ersten Welt. Wenn man darauf
schaut, wie mächtige Staaten sich in der Geschichte verhalten haben, würde man
erwarten, dass die Partei mit der besseren militärischen und materiellen
Position nicht verhandeln wollte; dass sie alles ihr Mögliche tun würde, um
mehr für sich selbst anzuhäufen. Ihre Stärke liegt in der Macht , nicht im
Recht und daher vermeidet sie das Gespräch und verwendet ihre Kraft, um das
Erwünschte zu erreichen. Es ist die Aufgabe der schwächeren Gruppen, ihr in
jeder Situation zu widerstehen.
Motivationen
Harris’ Fokus auf religiöse Darstellungen und Identitäten als die zentrale
Kraft im Nahostkonflikt lässt eine besondere Motivation der beteiligten
Parteien vermuten. Harris sagt: „Was das für die integrale Theorie bedeutet,
ist dass die Motivationen wichtig sind und dass die Theorie nur Aktionen
unterstützen kann, die aus integralen Gründen unternommen werden.’’
Er hat Recht, das Verständnis von Motivationen ist wichtig und in der
integralen Theorie gibt es zwei Lichtpunkte, die Theorien von individueller
Entwicklung haben, die auf die materiellen und physischen Bedingungen als die
wichtigsten menschlichen Motivatoren hinweisen. Das stimmt mit meiner Betonung
der materiellen Faktoren beim Erklären des Nahostkonflikts überein. In Abraham
Maslows Hierarchie der Bedürfnisse würden die religiösen Darstellungen, die
Harris betont, mit den entwicklungsgemäßen späteren, dritten und vierten Ebenen
der sozialen und Wertebedürfnisse entsprechend korrespondieren.
Bevor man untersucht, ob jenen Bedürfnissen der oberen Ebenen gedient wird,
sollten wir sehen, ob die grundlegenderen, der ersten und der zweiten Ebene
zugehörigen physiologischen und Sicherheits-Bedürfnisse erfüllt werden. Gemäß
Maslow, den Wilber in seine integrale Theorie einarbeitet, geht es bei dem
Grundbedürfnis um Nahrung, Wasser und Obdach. In der nächsten Ebene der
Bedürfnisse geht es um Sicherheit und Ordnung in unserer Umgebung. Erst wenn
diese gesichert sind, kann eine Person daran arbeiten, die dritte Ebene zu
etablieren, soziale Bedürfnisse nach Liebe und Anerkennung. Nach diesen
sozialen Bedürfnissen kommen die Wertebedürfnisse der vierten Ebene nach dem
Zugewinn an Status und Anerkennung in unserer Gemeinschaft: die Ehre und der
Stolz, von denen Harris meint, dass sie der entscheidende Faktor in dem
Konflikt seien.
In Harris’ beiden Hauptbeispielen – die Palästinenser in den besetzten Gebieten
und die Schiiten und Sunniten im besetzten Irak – sind die materiellen
Situationen hoffnungslos, waren das seit langer Zeit und sind in den letzten
fünf Jahren schlimmer geworden. Und die Hoffnungslosigkeit ist direkt mit den
Handlungen der Besatzer verbunden. Die amerikanisch-britisch erwirkten
UN-Sanktionen waren für die irakische Wirtschaft und das Volk verheerend
[12]
und die amerikanisch-britische Invasion und Besatzung haben die
wirtschaftliche und Sicherheitssituation verschlechtert, so dass Maslows erste
und zweite Bedürfnisse gefährlich unberücksichtigt blieben. In den besetzten
Gebieten hat der israelische Würgegriff die palästinensische Wirtschaft an den
Rand des Kollaps gebracht und die gezielten Morde, das Verhaften und Foltern
von Verdächtigen, das Töten von Zivilisten und die Zerstörung von Häusern
schaffen eine furchterregende häusliche Umgebung.
[13]
Eine weniger einflussreiche Entwicklungstheorie – jedoch vielleicht relevanter
für die gegenwärtige Diskussion – kommt von
Ken Wilber
. Indem er Maslow mit hineinarbeitet, bezieht sich Wilber ebenfalls auf eine
Entwicklungshierarchie oder Folge von Bedürfnissen, die durch gewisse
„Nahrungen’’ befriedigt werden. In
Up from Eden
beschreibt Wilber, was geschieht, wenn Menschen ihre primären „Nahrungen’’
vorenthalten werden.
Wenn der physische Austausch verzerrt wird,
...
bildet sich eine verformte Grundlage, auf der Gefühl und Denken aufgebaut werden
. [Und in einer Fußnote fährt er fort] Diese
materiellen
Verformungen – bei Reichen und Armen gleichermaßen – tendieren dazu, sich auf
höheren Ebenen zu reproduzieren…Bei den unterdrückten Armen führt diese
Reproduktion zu Gedanken und Gefühlen von depressiver Hilflosigkeit, Hass oder
Verbitterung, geringer Selbstachtung etc. Bei der reichen Elite führt es zu
Gedanken und Gefühlen von geschwollenener, unverdienter und unrealistischer
Selbstachtung, zu Imperialismus, Elitismus, übertriebenem Geltungsdrang [sic],
etc.’’
[14]
Maslows und Wilbers Hierarchie der Bedürfnisse passt viel besser zu meinem
Ansatz, der zuerst nach den materiellen Bedingungen fragt: Essen Menschen
genug?; Wer bekommt welche materiellen Güter und wie viele? ; Sind Menschen
sicher? Eine integrale Theorie im Einklang mit Maslow und Wilber sollte auf die
„ontologisch primitiven’’
[15]
materiellen Bedingungen schauen und ihren Einfluss auf die späteren Stufen
sehen.
Daher sollte eine
individuelle
Analyse im Einklang mit einer
sozialen
Analyse, die zuerst auf die wirtschaftliche und Sicherheitssituation schaut,
zuerst darauf schauen, ob den Grundbedürfnissen Genüge getan wird.
Die Erste Direktive
Mit unbeabsichtigter Ironie schreibt Harris: „In meinen meisten Schreiben
betone ich die Erste Direktive, dass die integrale Theorie Lösungen einfordert,
die das größte Entwicklungspotenzial für die größte Anzahl zulässt. Das
bedeutet, dass wir die Lösung unterstützen, die die beste Chance anbietet, der
Ersten Direktive die Ehre zu erweisen.’’ Die Ironie kommt hier von Harris’
irrigem Gebrauch der Phrase „Erste Direktive’’. Wie jeder Star-Trek-Fan weiß,
ist die wirkliche Bedeutung der fiktiven Ersten Direktive: greife nicht in
entwicklungsmäßig weniger fortgeschrittene Gesellschaften ein.
[16]
Wenn sich daher die USA an die
wirkliche
Erste Direktive gehalten hätten, hätten sie nicht Milliarden Dollar für Hilfe
und Waffen an Israel schicken dürfen und Israel sollte nicht palästinensisches
Land besetzen, beherrschen und enteignen.
Islamische Repression and islamischer Pluralismus
Harris sagt, dass die integrale „Erste Direktive’’ die größte Entwicklung für
die größte Spanne sei. Da Israel eine funktionierende Demokratie und relativ
frei ist im Kontrast zu vielen repressiven arabischen Regimes, sollte unsere
Loyalität mit Israel sein. Weiterhin behauptet er, dass Länder mit
theokratischen Staaten unvermeidlich Minderheiten ausschlössen, deren religiöse
Darstellungen gegen die herrschende religiöse Darstellung seien. Daher könnten
Juden nicht in arabischen Ländern leben, Araber dagegen könnten in Israel leben
(zugegebenermaßen als Bürger zweiter Klasse). Es ist wichtig für Harris’
Argument, dass islamische Gesellschaften grundlegend repressiv seien, wegen des
islamischen Dogmas und den Staaten, die in Übereinstimmung mit ihm organisiert
sind. Dennoch gibt es Gegenbeweise zu dieser Behauptung.
Die historische Aufzeichnung verschafft Beispiele von langandauernden
islamischen Gesellschaften, die nicht meinten, dass religiöse Minderheiten
ausgeschlossen oder zerstört werden müssten. In
Charles D. Smith's
Palästina und der arabisch-israelische Konflikt
erfahren wir, dass mit Beginn im Jahr 638 AD Palästina unter „muslimischer
Herrschaft im allgemeinen unaufdringlich war, bis zu dem Punkt, dass der Bau
von neuen Kirchen und Synagogen gestattet war. Reibung zwischen den religiösen
Gemeinschaften und die offizielle Zustimmung zu Gewalt gegenüber der einen oder
der anderen Gruppe waren selten.’’
[17]
Daher war ebenso die nachfolgende „osmanische Gesellschaft pluralistisch,
ähnlich in ihrer Einbeziehung von unterschiedlichen Völkern und
Glaubensbekenntnissen wie ihre byzantinischen und arabischen Vorläufer, jedoch
in einem größeren Maßstab.’’
[18]
Smith zitiert
Braude and Lewis's
Christen und Juden im Osmanischen Reich: Das Funktionieren einer
Pluralgesellschaft
wobei die Autoren schreiben: „Bei all ihren Mängeln erlaubten
Pluralgesellschaften wirklich diversen Gruppen von Menschen das Zusammenleben
mit einem Minimum an Blutvergießen. Im Vergleich mit den Nationalstaaten, die
ihnen folgten, ist ihre eine bemerkenswerte Aufzeichnung.’’
[19]
In
Christen und Juden unter dem Islam
, erzählen
Youssef Courbage
und
Philippe Fargues
eine Geschichte von muslimischer Toleranz gegenüber religiösen Minderheiten,
unterbrochen von barscher Behandlung, die gewöhnlich durch einen Konflikt mit
dem Westen erzeugt wurde.
[20]
„Die jüdische Gemeinschaft, die seit der Zeit des römischen und byzantinischen
Reiches an die schwierige Situation einer Minderheit gewöhnt war, fand
innerhalb ihrer selbst die moralische Kraft und die Fähigkeit, für lange Zeit
unter muslimischer Macht zu überleben. Diese stabile Beziehung gedieh jedoch in
einem begünstigenden internationalen Kontext.’’
[21]
Interessant für unsere eigene Zeit, da der islamische Fundamentalismus als
ein ewiger Monolith dargestellt wird, beschreiben Courbage und Fargues
„Perioden von schnellem Niedergang, geschehen nach größeren Episoden
europäischem Eingreifens, sogar wo es keine offene Allianz zwischen den
einheimischen Christen und den Angreifern gab. Jeder Konfrontation dieser Art
folgte ein Wiederaufleben des islamischen Fundamentalismus’’
[22]
die Vorfälle dieser Art, so fahren sie fort, es zu beschreiben, endeten mit
„dem gegenwärtigen Anwachsen des islamischen Neo-Fundamentalismus nach der
Gründung Israels.’’
[23]
Schließlich beschreibt
Bruce Masters
, in seinem
Christen und Juden in der osmanischen arabischen Welt
, den relativen Erfolg des Pluralismus unter islamischer Herrschaft und
Gesetzgebung, bis ökonomische und kulturelle Veränderungen, die aus dem Westen
im 19.Jahrhundert herübergebracht wurden, die Spannungen und den Konflikt
zwischen den Sektengruppen verstärkten.
[24]
Ich zitiere diese Geschichte nicht, um eine Rückkehr zu theokratischer
Herrschaft zu befürworten – demokratische weltliche Gesellschaften sind
sicherlich überlegener beim Schützen von Minderheitenrechten – sondern um zu
zeigen, dass es eine vielfältigere muslimische Geschichte gibt, als Harris es
zulässt und dass ökonomische und territoriale Bedingungen eine große Rolle bei
der Festlegung des Verhaltens derer spielen, die Harris als zu Repression durch
ein religiöses Dogma und Eiferertum neigend beschreibt.
Harris benützt diese negative Pauschalansicht von den monotheistischen
Religionen und vom Islam im besonderen, um die legitimen Rechte der
Palästinenser auf Selbstbestimmung abzutun. Er benützt eine linke
Strohmann-Position, um seine einseitige, nur für Israel Haltung wie die einzige
vernünftige Alternative aussehen zu lassen. In einer aufdeckenden Passage
schreibt er: „Ich weiß, dass viele gutmeinende Progressive annehmen, dass eine
freie palästinensische Gesellschaft demokratisch sein und die Menschenrechte
unerstützen wird. Leider sehe ich dafür keinen Beweis. Nach meiner Sicht beim
Einnehmen einer anti-israelischen Haltung im Namen der Menschenrechte handeln
sie tatsächlich gegen die Ausbreitung der Menschenrechte, indem sie die Sache
der unterdrückenden patriarchalischen arabischen Traditionalisten
unterstützen.’’
Weshalb müssen „Progressive’’ diese undurchdachte Haltung übergestülpt
bekommen? Und weshalb wird ihre Haltung notwendigerweise „anti-israelisch’’
benannt? Die einvernehmliche internationale Position, die Israel und die USA
während der vergangenen dreißig Jahre zurückgewiesen haben, gibt Israel das
Recht auf seine sicheren Grenzen vor 1967 und auf einen Staat für die
Palästinenser im Gazastreifen und der Westbank. Wie sollte das „anti-Israel’’
unterstützen? Gewiss
könnte
ein unabhängiges Palästina theokratisch werden, doch das ist von jeder Nation
wahr und es ist kein Grund, einem Volk seine Selbstbestimmung zu verweigern.
Und es ist der Terrorismus der israelischen Regierung, der der größere
Verletzer der Menschenrechte ist, verglichen mit den Verbrechen des
palästinensischen Terrorismus. Doch Harris hat Recht, wenn er sich gegen die
große Repression und Verletzung der Menschenrechte in den meisten arabischen
Staaten ausspricht, die sich von Lybien bis zum Afghanistan der Taliban
erstrecken.
Er weist die Bestrebungen der Palästinenser nach ihrem eigenen Staat zurück,
weil „basierend auf der gegenwärtigen Beweislage [des Hamas- und Fatah-
Konflikts], wird jeder neue palästinensische Staat schnell ein verfehlter Staat
werden, der in einen Irak-ähnlichen Bürger- und Sektiererkrieg abgleiten
wird.’’ Keine Berücksichtigung hier, dass diese beiden Völker unter fremder
Besatzung und in schrecklichen wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Weil er
nicht sieht, dass die Palästinenser einen weltlichen demokratischen Staat
schaffen, spielen für ihn ihre Rechte keine Rolle. Er schreibt: „Wenn es keinen
weltlichen, demokratischen palästinensischen Staat geben soll, was ist dann
Sache?’’ Was ist Sache?! Sache ist, dass sogar wenn das schlechteste Szenario
geschieht und die Palästinenser eine Theokratie errichten, können sie dann ihre
eigenen Herren sein, ihre eigene Wirtschaft entwickeln, einige Sicherheits- und
nationale Integrität haben und vielleicht größere Freiheiten entwickeln. In
einer neuerlichen Umfrage sagte eine große Mehrheit der Irakis in Bagdad, Najaf
und Anbar, dass die Situation unter Saddams repressiver Herrschaft besser
gewesen sei als unter der gegenwärtigen Besatzung
[25]
Harris sagt über das neuerliche Kämpfen zwischen Hamas und Fatah: „Ich meine,
dass dieses Ereignis leider gänzlich vorhersagbar war, nicht wegen des
angeblichen neo-kolonialistischen Einflusses einer angeblichen
Zionisten-/USA-Verschwörung, sondern aus gänzlich internen Gründen.’’ Also
werden die gänzlich
externen
Gründe der beschämenden, wirtschaftlich einschnürenden, mörderischen,
ungerechten Besatzung in Verletzung des internationalen Rechts, unterstützt und
wirtschaftlich, militärisch und diplomatisch gefördert von dem mächtigsten Land
der Erde, das mit dem Besatzer zusammenarbeitet, um die UN-Resolution zu
verhindern, die versucht, diese schreckliche Situation zu beseitigen, als „eine
angebliche Zionisten-/US-Verschwörung’’ abgetan, die keine Auswirkung habe,
weil der palästinensische Bürgerkampf aus „gänzlich internen Gründen’’
geschieht. Vielleicht würden gemäß dieser Art die Schiiten und die Sunniten nun
ebenso kämpfen, sogar wenn die USA und Großbritannien nicht einmarschiert wären
und ihre Regierung gestürzt und ihre Sicherheitskräfte aufgelöst hätten. Große
Sprünge an Imagination sind gewiss nötig, um eine derartig engstirnige Ansicht
aufrecht zu erhalten.
Harris Abneigung gegenüber der Politik von Hamas ist gewiss verständlich,
jedoch müssen ihre Politik und Handlungen im Zusammenhang mit ihren Gegnern
gesehen werden.
Noam Chomsky
hat den Vergleich auf diese Weise zusammengefasst: „Persönlich bin ich sehr
gegen die Politik der Hamas in fast jeder Hinsicht. Wir sollten jedoch
anerkennen, dass die Politik der Hamas entgegenkommender und direkter in Bezug
auf ein friedliches Abkommen ist als jene der Vereinigten Staaten und
Israels….Obschon die Politik der Hamas, wieder nach meiner Ansicht, unannehmbar
ist, ist sie daher zufällig näher an dem internationalen Konsens über eine
politische friedliche Einigung als jene ihrer Gegenspieler.’’
[26]
„Die leichtfertige Zuflucht der Palästinenser zur Gewalt"?
Um Harris’ verzerrte integrale Sichtweise auf den Nahost-Konflikt
beizubehalten, sind die Tatsachen so gedreht worden, dass sie zur
Weltanschauung passen. Er schreibt, dass „die leichtfertige Zuflucht der
Palästinenser zur Gewalt nur ihrer Sache geschadet hat.’’
War es eine “
leichtfertige
Zuflucht zur Gewalt" oder haben die Palästinenser eine bewundernswerte
Zurückhaltung gezeigt angesichts einer brutalen Besetzung? Die
Menschenrechts-Verletzungen und die Feinsteuerung der Besatzer sind gut
dokumentiert. Palästinensische Terrorakte bekommen eine große Presse, während
der viel zerstörerische israelische Staatsterrorismus in den USA nicht weiter
berichtet wird. Durch die Jahre, in denen ich von diesem Konflikt gehört habe,
habe ich fortlaufend von„palästinensischem
Terrorismus
" und „israelischer
Vergeltung
gehört." „Vergelten’’ denn die Palästinenser – das besetzte Volk – niemals?
Und terrorisieren die Besatzer niemals das verwundbare Volk, das ihrer
Herrschaft unterworfen ist? Tatsächlich haben die Israelis viel mehr
unschuldige palästinensische Zivilisten getötet als die Palästinenser Israelis
getötet haben. Nehmen wir ein neuerliches Beispiel. In den USA wurde der Grund
für das israelische Bombardement von Gaza im Juni 2006 routinemäßig berichtet,
als wäre es ausgelöst worden durch die „Entführung’’ (weshalb nicht
„Gefangennahme’’) eines israelischen Soldaten. Noch einen Tag zuvor wurden zwei
Palästinenser, Mustafa und Osama Muammar, von der israelischen
Verteidigungsarmee entführt und inhaftiert, gemeinsam mit Hunderten von
anderen Palästinensern, die ohne Anklage festgehalten werden. Weshalb war denn
nicht die Entführung von palästinensischen Zivilpersonen die „Ursache’’ für den
jüngsten israelischen Angriff? Das Entführen von Zivilpersonen wird als ein
größeres Verbrechen angesehen als die Entführung von Mitgliedern einer
militärischen Besatzungsmacht, doch in der auf den Kopf gestellten orwellschen
Welt der israelisch-palästinensischen Beziehungen werden die viel
zerstörerischen Aktionen der Verletzer des internationalen Rechts zu
verständlichen defensiven Reaktionen umgestaltet.
Ein weiteres Beispiel, das einen breiteren Vergleich mit dem bezüglichen
Gemetzel bietet, ist die nichtprovozierte israelische Invasion in den Libanon
1982. „Israel ging vor und massakrierte eine wehrlose Bevölkerung, tötete etwa
20.000 Palästinenser und Libanesen zwischen Juni und September 1982, fast alles
Zivilpersonen. Man sollte vergleichsweise bemerken, dass mit Stand vom Mai 2002
die offizielle Ziffer von Juden, ‚die ihr Leben für die Schaffung und
Sicherheit des jüdischen Staates hingaben – d.h. die Gesamtanzahl von Juden,
die umkamen (meistens) in Kriegsgefechten oder bei terroristischen Angriffen
vom Heraufdämmern der zionistischen Bewegung vor 120 Jahren bis zum heutigen
Tag – auf 21.182 kommt.’’
[27]
Harris hat Recht, die Repressivität und Brutalität der islamischen Theokratien
und theokratischen Demokratien anzuprangern. Und es ist wahr, dass eine
repressive Gesellschaft üblich ist und opponiert werden sollte, wenn religiöse
Fundamentalisten an die Macht kommen. Es gibt jedoch viel mehr Variation in
deren internationalem Verhalten, als er es zulässt. Zum Beispiel hat der Iran,
trotz einiger abscheulicher Bemerkungen des iranischen Präsidenten Ahmadinejad,
glaubwürdige Verhandlungsangebote über Nuklearkraft unterbreitet, die die USA
zurückgewiesen haben, während Israels Hunderte von Nuklearwaffen
stillschweigend akzeptiert werden.
Man sollte sich ebenso daran erinnern, dass die weltlichen, industrialisierten
Demokratien kein Problem damit haben, entsetzliche Terrorakte zu begehen. Und
wegen ihrer exponenziell größeren Feuerkraft töten sie vielfältig mehr
Menschen. Die unnötigen Bombardierungen von Hiroshima und Nagasaki, die
Brandbomben auf deutsche Städte und ihre Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten
Weltkriegs, die Vernichtung von geschätzten 1,5 Millionen Südostasiaten während
des Vietnamkrieges, die US-UK-Invasion des Iraks und die sich ergebenden
600.000 Toten und erst vor kurzem das Töten und Vertreiben von Zivilpersonen
durch die Israelis in der gänzlich unnötigen Libanon-Invasion im Sommer 2006.
Schlussfolgerung
Ray Harris’ gutgemeintes Stück ist eine unabsichtliche und beunruhigende
Erste-Welt-Rationalisierung von Vorherrschaft. Wie es typisch für diese
Rationalisierungen ist, konzentriert sie sich auf ideologische und darstellende
Elemente eher als auf materielle Bedingungen. Beim Identifizieren von
Motivationen springt Harris zu den ideologisch komfortableren „höheren’’
Maslowschen Stufen von Wertschätzung und Identität. Dies ist ein üblicher
Ansatz für wohlhabende Erst-Weltler, die eine Diskussion der grundlegenden
Themen vermeiden wollen, wer welche materiellen Güter wie Land, Nahrung, Wasser
und Sicherheit erhält.
Die Mächtigen und Dominierenden finden gewöhnlich einen Weg, ihre Dominanz in
Rechtschaffenheit oder Selbstverteidigung umzukleiden; Intellektuelle sollten
ihnen nicht helfen. Harris findet einen nicht ganz neuen Ansatz, um die
Vorherrschaft der Mächtigen über die Schwachen zu rationalisieren, indem er die
integrale Theorie benützt. Seine hartherzigen und oberflächlichen,
PC-ablehnenden, unbequemen Wahrheiten sind tatsächlich ein bisschen
rekonstruierte Anmaßung des 19. Jahrhunderts, indem den Barbaren Zivilisation
gebracht wird.
Man kann die Rechte auf Selbstbestimmung der Palästinenser und ein sicheres
Israel befürworten, während man gegen die israelische und amerikanische
Unnachgiebigkeit vorgeht. Das bedeutet nicht, dass den repressiven
muslimisch-arabischen Regimes im Nahen Osten nicht rechtmäßig Widerstand
geleistet werden sollte, weder dass wir den palästinensischen Terrorismus nicht
als Verbrechen verurteilen, noch dass die USA und Israel etwa fremdartige, böse
Gebilde seien.
Tatsächlich gibt es dabei eine gewisse unmoralische Logik. Die USA und Israel
sind die mächtigsten Akteure und sie wollen das Land kontrollieren (im Falle
Israels) und die Region und das Öl (im Falle der USA). Das ist es, was wir
erwarten, wenn wir auf die wirklichen materiellen Ursachen für die Aktionen der
Handlungsstaaten blicken. Das ist es, wie mächtige Staaten innerhalb der
Geschichte gehandelt haben: sie nutzen ihren Vorteil aus, um zu bekommen, was
sie wollen. Der Job der Benachteiligten und Schwachen – und ihrer Unterstützer
– ist es, dem Widerstand entgegenzusetzen, ob nun die Schwachen die Juden in
Deutschland und der Sowjetunion waren, Palästinenser in den besetzten Gebieten,
eingeborene Völker in Mittel- und Lateinamerika oder die schwarzen Südafrikaner
unter der Apartheid. Jimmy Carters Buch
Palästina
: Frieden nicht Apartheid
, das die Hauptströmung knackt und die Verleumdungen, die er dafür in Kauf
nahm, ist ein leichtes Aufzeigen einer Öffnung für einen Wechsel in der
zerstörerischen US-Politik gegenüber Israel und den Palästinensern.
LITERATURHINWEISE
[1]
At
http://www.integralworld.net/harris30.html
. Alle Zitate von Harris sind aus diesem Artikel.
[2]
"Palestine, Israel and the Arab-Israeli Conflict: A Primer," The Middle East
Research and Information Project, at
http://www.merip.org/palestine-israel_primer/intro-pal-isr-primer.html
[3]
Finkelstein, Norman,
Image and Reality of the Israel-Palestine Conflict
, 2nd edition, (New York: Verso, 2003, p. xiii. Das Meiste der Gegenbeweise in
diesem Stück ist abgeleitet von den so genannten „neuen Historikern’’, die in
Israel in den späten Achtzigern und Neunzigern auftauchten. Ilan Pappe
beschreibt ‚die „neuen Historiker’’ …als Gelehrte, die von der offiziellen
Lehrmeinung anerkannt sind, [die] das konventionelle Denken von innerhalb dem
System bekämpfen…Die israelischen „neuen Historiker’’ befassen sich vorrangig
mit der Elitepolitik und halten sich an eine positivistische Methodologie.
' "Post-Zionist Scholarship in Israel," in
The Struggle for Sovereignty
, edited by Joel Beinin and Rebecca L. Stein, (Stanford, CA: Stanford
University Press, 2006), p. 152.
[4]
Flapan,
Birth
, p. 57.
[5]
Finkelstein, Norman,
The Rise and Fall of Palestine
, (Minneapolis, MN: University of Minnesota Press, 1996, p. 1.
[6]
Flapan, Simha,
The Birth of Israel: Myths and Realities
, (New York: Pantheon, 1987), p. 203.
[7]
Flapan,
Birth
, p. 58.
[8]
Flapan,
Birth
, p. 10.
[9]
Finkelstein,
Image and Reality
, p. xvii.
[10]
Finkelstein,
Image and Reality
, p. xviii.
[11]
Flapan
Birth
, p. 203
[12]
Siehe Joy Gordons leidenschaftlichen und gut-untersuchten Beitrag "Cool War,"
Harper's Magazine, Nov. 2002, at
http://www.harpers.org/CoolWar.html?pg=1
[13]
Siehe Jeff Halpers "The 94 Percent Solution: Israel's Matrix of Control"
in Beinin and Stein,
Struggle for Sovereignty
, pp. 62-71.
[14]
Wilber, Ken,
Up From Eden
, (Garden City, NY: Anchor/Doubleday, 1981), p. 267.
[15]
Wilber,
Eden
, p. 268.
[16]
„Die Erste Direktive hindert Starfleet-Personal am Eingreifen in die normale
Entwicklung irgendeiner Gesellschaft und verfügt, dass jedes Starfleet-Fahrzeug
oder Crewmitglied entbehrlich ist, um eine Verletzung dieser Regel zu
verhindern.’’ Okuda, Michael and Okuda, Denise,
The Star Trek Encyclopedia
, (New York: Pocket Books, 1994, 1997), p. 385.
[17]
Smith, Charles D.,
Palestine
and the Arab-Israeli Conflict
, (Boston: Bedford/St.
Martin's, 2001), p. 9.
[18]
Smith,
Palestine
, p. 10.
[19]
Smith,
Palestine
, p. 10.
[20]
Courbage, Youssef, and Fargues, Philippe,
Christians and Jews under Islam
, (London: I.B. Tauris Publishers, 1997).
[21]
Courbage and Fargues,
Christians and Jews
, p. 43.
[22]
Courbage and Fargues,
Christians and Jews
, p. xiii.
[23]
Courbage and Fargues,
Christians and Jews
, p. xiii.
[24]
Masters, Bruce,
Christians and Jews in the Ottoman Arab World
, (Cambridge: Cambridge University Press, 2004).
[25]
Berichtet von UPI, 29.Dezember 2006. ‚Die Ergebnisse der Umfrage, die vom
irakischen Zentrum für Forschung und Strategische Studien durchgeführt wurde,
gemeinsam mit dem Golf-Forschungs-Zentrum, hat eine Fehlerquote von +/- 3,1
Prozent. Die ICRSS ist eine unabhängige Institution, „die versucht, die
bewusste Notwendigkeit der Verwirklichung von Grundfreiheiten zu verbreiten, um
damit demokratische Werte und Gründungen der Zivilgesellschaft zu festigen.’’
' “Nahezu 50% der Teilnehmer identifizierten sich selbst nur als
„Muslime’’; 34% waren Schiiten und 14% Sunniten.’’
http://www.upi.com/InternationalIntelligence/view.php?StoryID=20061229-101021-1168r
[26]
Interview mit Noam Chomsky, “Der amerikanische Linguist Noam Chomsky: Die
Politik der Hamas ist einem friedlichen Abkommen förderlicher als die Politik
der USA oder Israels," 23.Mai 2006
http://www.memritv.org/Transcript.asp?P1=1152
[27]
Finkelstein,
Image and Reality
, p. xxiii.
© Jeff Meyerhoff 2007
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