INTEGRAL WORLD: EXPLORING THEORIES OF EVERYTHING
Ein Forum für eine kritische Diskussion über die integrale Philosophie von Ken Wilber
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Psychologische Analyse von Wilbers Überzeugungen
Unverhüllter Ehrgeiz: Kapitel 10
Jeff Meyerhoff
Einführung
Ich präsentiere hier eine psychologische Analyse von Ken Wilbers Theorie von Allem. Das ist eine unkonventionelle Analyse, deshalb biete ich drei Rechtfertigungen an.
In dem vorhergehenden Kapitel beschrieb und rechtfertigte ich eine psychologische Analyse der Überzeugung und benützte mich selbt als eine Illustration. Hier kann der Erfolg einer psychologischen Analyse der Überzeugung beurteilt werden durch den Vergleich von Ken Wilbers Ideen und dem verfügbaren autobiografischen und biografischen Material über ihn.
Zweitens habe ich durch das gesamte Buch hindurch Beweise beschafft für die Behauptung, dass Wilber nicht eine allumfassende Integration geschaffen hat, indem er eine aperspektivische Visionslogik in Anspruch genommen hat, sondern eine besondere Perspektive, die besonderen Bedürfnissen entgegenkommt. Die tiefgreifenden Wechselbeziehungen, die ich in diesem Kapitel aufzeige, zwischen dem Charakter seines Systems und seinem Leben, sind weitere Beweise für jene Behauptung.
Wenn wir schließlich mutmaßen, dass es die Beschaffenheit der Realität ist, die jemanden veranlasst, eine korrekte Theorie der Realität zu haben, wie es üblicherweise gemacht wird, dann muss es irgendeine andere Ursache geben, neben der Realität, für eine nicht korrekte Theorie. Ich habe die vielen fundamentalen Fehler in Wilbers Theorie vom Kosmos aufgezeigt. Wenn Wilbers Theorie fundamental problematisch ist, dann lässt das vermuten, dass es nicht die Tatsachen des Kosmos sind, die den Charakter seiner Theorie bestimmen. Wenn Wilbers Theorie vom Kosmos nicht von dem tatsächlichen Kosmos abgeleitet ist, wovon ist sie dann abgeleitet? Weshalb konstruiert Wilber diese besondere Theorie? Um diese Fragen zu beantworten, werde ich die Weise aufzeigen, in welcher Wilbers Theorie aus seiner Psychologie und seinem Leben abgeleitet ist. Wie er sagt: ,,Die wichtigste Frage ist, wenn man versucht, Artefakte zu verstehen: welche Ebene des Bewusstseins....hat das Artefakt produziert?''[1] Weil ich weniger hierarchisch denke als er, werde ich diese Frage verändern und fragen: welche Art von Bewusstsein produzierte das Artefakt, das sein System ist?
Verlust
Auf wesentliche Weisen ist die Geschichte des Kosmos Wilbers Geschichte. Sein Leben und seine Aufgabe werden die Beschaffenheit und der Zweck des Kosmos. Für Wilber werden Dualität, Fragmentierung und Trennung wiederholt identifiziert als das, was in der Welt problematisch ist. Die Dualitäten wie etwa Inneres/Äußeres, Subjekt/Objekt, individuell/sozial, Wissenschaft/Geist, aufsteigend/absteigend, Ego/Öko müssen wieder versöhnt werden. Ebenso auch die westliche Geschichte, das moderne Leben, der spirituelle Pfad des Individuums, widerstreitende psychologische Modelle und Therapien, die großen Drei und die beiden Pfeile der Zeit werden diagnostiziert als gespalten, fragmentiert oder getrennt und müssen transzendiert werden. In jedem Fall ist die Lösung Integration, ob durch ein Spektrum des Bewusstseins, die Vier-Quadranten-Karte, Transzendenz und Einschließung, Holons, den Zentaur, die Vermählung von Gefühl und Seele oder eine integrale Psychologie. Das diagnostizierte Problem und die verordnete Heilung wiederholen sich.
In ähnlicher Weise wiederholt sich das Muster, in dem sich Probleme entwickeln und Lösungen gefunden werden. So weit zurück bis The Spectrum of Consciousness [Das Spektrum des Bewusstseins] ist Wilbers Aufgabe gewesen, widersprüchliche, aber wahre Wissensansprüche zu integrieren. Dies ist für ihn nicht ein bloß intellektuelles Thema, es ist wesentlich für sein psychisches Wohlbefinden gewesen. In einem Artikel mit dem Titel ,,Odyssee'', 1982 veröffentlicht, sagt er aus:
Das Leben für mich war herb; es war unglücklich. Und teilweise war ich besessen mit dem Lesen aller bedeutenden Psychologen und Weisen, weil ich nach einem Ausweg aus diesem herben Leben gesucht habe; das Leben war motiviert durch eine persönliche existentielle Therapie, um es mit trockenen Begriffen auszudrücken. Der Punkt ist, dass ich ,alles lesen' musste, weil ich mental und emotional versuchte, das in ein allumfassendes Rahmenwerk zusammenzubringen, was ich für mein eigenes Seelenheil für notwendig empfand. [2]
Der Ausdruck ,,notwendig für mein eigenes Seelenheil'' lässt die spirituelle und emotionale Dringlichkeit vermuten, alles intellektuell zueinander passend zu machen. Im Laufe seines intellektuellen Lebens war das Bedürfnis, verschiedene Gebiete des Wissens zu integrieren, sein
leitender Antrieb. Sein Wunsch nach Integration ist evident in der Reihe der Bücher, die er veröffentlicht hat, die in SES ihren Höhepunkt erreichten, bislang sein größter Versuch, die Dualität zu überwinden. In ähnlicher Weise, als er an SES arbeitete, ,,versuchte er, Dutzende von Disziplinen in allen vier Quadranten zusammenzuziehen, und das war ein scheinbar nicht endender Alptraum.''[3] Wilbers charakteristischer ,,nicht endender Alptraum'' ist einer, in dem es ein Chaos von Wissen gibt, das er einordnen muss. Es ist so, als konfrontiere die Welt ihn mit einem ungeordneten Puzzlespiel, das zusammenzulegen er sich genötigt fühlt.
Ich habe mich eine Zeitlang über dieses Muster gewundert. Nicht jeder sieht die Welt auf diese Weise, noch erlebt man das als unser zentrales Thema. Was bedeutet das für ihn? Weshalb das Muster des Fokussierens auf Dualitäten und das Gefühl, getrieben zu werden, sie zu versöhnen? Sogar der Grund und die immer gegenwärtige Essenz des Universums wird von ihm als ,,nicht-Dualität" beschrieben. Dann traf mich ein Bild und alles verschmolz miteinander. Früh in Grace & Grit, [Mut und Gnade] erwarteten er und seine verstorbene Ehefrau die Diagnose des Arztes für ihren Krebstest. Als ihnen gesagt wurde, dass sie tatsächlich Krebs hatte, sagt Wilber: ,,Es fühlte sich an, als würde sich das Universum in ein dünnes Papier verwandeln, und dann riss jemand bloß das Gewebe direkt vor meinen Augen in zwei Teile.'' Später im gleichen Abschnitt kehrt er zu diesem Bild zurück und sagt aus: ,,Unser Universum ist gerade in der Mitte zerrissen worden.''[4] Das Universum, das vollständig gewesen war, war nun in zwei Teile gespalten - eine Dualität. Diese Dualität erwuchs aus der Aussicht und der Vorahnung eines fürchterlichen Verlustes. Hier war es der Verlust der Person, die ihn vervollständigte, die es ihm erlaubte, dazu überzugehen, aus einem Teil ein Ganzes zu werden.
Ich werde immer bei Ideen zu Hause sein, Treya wird immer in der Natur zu Hause sein, zusammen jedoch, im Herzen vereint, waren wir vollständig; wir konnten jene ursprüngliche Einheit finden, die keiner allein erreichen konnte. Unser Lieblingszitat von Platon wurde: ,,Männer und Frauen waren einst ein Ganzes, sie wurden jedoch in zwei zerrissen, und das Streben und Verlangen nach dieser Ganzheit wird Liebe genannt.'[5]
Diesen gleichen Verlust umgebend haben wir drei Hinwiese auf Zerreißen. Elf Jahre später, in seinem RomanBoomeritis, sagt der Protagonist mit Namen ,,Ken Wilber'': ,,,Ich wollte empfinden, dass ich nicht innerlich getrieben und gevierteilt war' - das war es genau. Ich sagte immer wieder zu mir selbst den ganzen Sommer hindurch - ich möchte nicht innerlich zerrissen sein.''[6] Dieses Bild vom ,,entzwei gerissenen'' Universum, vom Zerrissensein als Ergebnis eines schrecklichen Verlustes, ist die zentrale Metapher in Wilbers Werk. Die Dualität und den begleitenden Verlust zu überwinden, ist sein primäres motivierendes Bedürfnis. Integration ist die Methode, durch die die Ganzheit wiederhergestellt wird und Dualität, Trennung und Verlust aufgeschoben werden.
Der Verlust seiner Ehefrau im Jahr 1988 war wahrscheinlich das Schrecklichste in seinem Leben, das Muster des Verlustes wurde jedoch viel früher eingerichtet. In Tony Schwartzs Was wirklich zählt?,[7] gibt es nur ein paar Seiten über Wilbers Hintergrund, was jedoch dabei bemerkenswert ist: das zentrale Thema Verlust in seinem Leben. Die Verluste der Familie begannen sogar schon, bevor Wilber geboren wurde. Sein Vater erlitt die schreckliche Tragödie, seinen Vater und seine Mutter zu verlieren, als er noch jung war. Wilber sagt aus: ,,Mein Vater wurde von seinem eigenen Vater verlassen, als er vier Jahre alt war, seine Mutter starb bald darauf an Tuberkulose.''[8] Allerdings sogar bei diesen niederschmetternden Verlusten ,,führte''..sein Vater...,,niemals irgendeine der Schwierigkeiten des Lebens darauf zurück, dass sein Vater ihn verlassen hatte oder auf den Tod seiner Mutter.'' Ein edler Stoizismus, jedoch ein Mittel der Überwindung, die vermuten lässt, dass diese schrecklichen Verluste nicht voll verarbeitet und daher ausagiert wurden. Dies wird teilweise bestätigt, als wir von Wilber erfahren: ,,Mein Vater war nicht viel anwesend, als ich aufwuchs.''[9]
Eine Wiederholung von des Vaters Verlust seines Vaters war auf den Sohn übergegangen.
Wilbers Mutter hatte ihre eigenen Erfahrungen mit Verlust, die sie auf ihren Sohn übertrug. Mit ihrem oft abwesenden Ehemann, ,,wurde''...Wilber...,,nicht nur das Lieblingskind meiner Mutter, sondern fast ein Ersatz-Ehemann.''[10]
,,Als die Zeit herankam, mich wirklich gehen zu lassen, wurde das ein wirkliches Problem.''
[11] Er ,,fühlte sich überfordert. Ich musste meinen eigenen Platz einrichten - ohne zu empfinden, dass ich verlassen worden sei [d.h. Verlust erleiden].'' [12]
Für Wilbers Vater und Mutter waren Verlassenheit, Trennung und Verlust zentrale Themen. Verlust und der Schrecken des Verlusts wurden auf Wilber als Kind auf offene und verdeckte Weisen übertragen. Während er aufwuchs, erforderte der Beruf seines Vaters als Berufsoffizier in der Luftwaffe, dass ,,die Familie fast jedes Jahr in eine neue Stadt umziehen musste.''[13] Wilber gibt zu, wie schmerzhaft das war und erzählt nochmal: ,,und weinte durchgehend für etliche Tage, sobald er eine Stadt verlassen musste.''[14] Für ein Kind kann der Schmerz des Umziehens bitter sein, Wilber musste es ,,fast jedes Jahr'' tun.
Während Verlust ein zentrales Thema in seiner Kindheit ist, sieht es dennoch nicht nach genügend Verlust aus, um das übergroße Verlangen nach einer positiven Ganzheit zu erklären, das sein intellektuelles System demonstriert. Dazu noch wurden diese Verluste kompensiert durch die Sicherheit und Freiheit, die seine Eltern verschafften, seine außergewöhnlichen Fähigkeiten bei Lernen, Sport und Schulpolitik und eine anscheinende angeborene Elastizität und gute Laune. (Obschon er in Grace &Grit diese Kindheits-Leistungen einer ,,Furcht vor Zurückweisung'' zurechnet, die eine andere Form von Verlust ist.)[15] Es sieht so aus, als würde ein tiefgreifenderer Verlust das übergroße Bedürfnis besser erklären, ein so weitreichendes, progressives, untragisches System zu erschaffen.
Bei einen nur begrenzten Betrag an Information über seinen Hintergrund kann ich nur spekulieren, eine Passage ist jedoch hinweisend. Wilber sagt aus, dass durch seine Kindheit hindurch ,,meine wahre Leidenschaft, mein innerer Dämon der Naturwissenschaft galt. Ich gestaltete ein Selbst, das auf Logik aufgebaut war, durch die Physik strukturiert und bewegt durch die Chemie.''[16] Diese Hingabe an die Naturwissenschaften und das ,,Selbst, das auf ihnen aufgebaut war'', ging durch einen radikalen Wechsel durch seine Öffnung zur östlichen mystischen Literatur im Alter von zwanzig Jahren. ,,Innerhalb einer Zeit von wenigen Monaten....begann die Bedeutung meines Lebens, wie ich sie gekannt hatte, einfach zu verschwinden.'' Er vergleicht das witzelnd und ironisch mit einer Ehebeziehung: ,,Oh, es war nichts Dramatisches; eher wie ein Aufwachen eines Morgens, nach zwanzig Ehejahren, mit der ,plötzlichen' Erkenntnis, dass man seine Ehefrau nicht mehr liebte (oder sie nicht einmal erkannte).'' ,,Es wurde Zeit für eine Trennung.'' ;;Der alte Weise [Lao-tse durch das Tao te Ching] hatte eine Saite so tief in mir berührt (und so viel stärker gemäß ihrer 20 Jahre langen Unterdrückung), dass ich plötzlich zu der stillen aber gewissen Erkenntnis erwachte, dass mein altes Leben, mein altes Selbst, meine alten Überzeugungen nicht mehr länger angetrieben werden konnten.''
[17]
Damit eine ,,Unterdrückung'' geschehen kann, muss es ein Ereignis geben, das die Repression notwendig machte. Was verursachte jene ,,20 Jahre lange Repression von Wilbers spirituellem Selbst''? Was war dieses Ereignis, das die Kraft hatte zu verursachen, dass das Baby sich von seinem spirituellen Selbst abkoppelte und die dramatisch entgegengesetzte Person annahm von ,,einem Selbst, das auf Logik aufgebaut war, von der Physik strukturiert und von der Chemie bewegt''? Eine dramatische Verschiebung und eine, die Wilber erlebte als nach ,,einer Trennung'' und einer ,,Repression'' eines Teiles seiner selbst verlangend.
Wir sehen dieses Kernthema der Dualität oder Trennung und das Bedürfnis zu integrieren auf viele unterschiedliche Weisen ausgeschöpft. Ein zentrales Thema in seinem persönlichen Leben, seinem intellektuellen Projekt und seiner Diagnose der Gesellschaft ist die Spaltung zwischen Wissenschaft und Geist. Sowohl persönlich als auch intellektuell muss er den Geist der Wissenschaft für gültig erklären. In Wilbers Tagebuch One Taste, [Einfach das] geschieht einer der seltenen negativen Wechsel, als Wilber in seinem Eifer zu beweisen, dass höhere spirituelle Zustände wissenschaftlich nachweisbar sind, seinen Gästen ein Video von sich selbst zeigt, wie er an eine EEG-Maschine angeschlossen ist, die seine Gehirnwellen-Aktivität aufzeichnet, wie er durch immer höhere spirituelle Zustände hindurchgeht. Wilber schreibt, dass sein guter Freund Sam Bercholz ,,sagt, dass ich einen totalen Blödmann aus mir mache, indem ich das zeige, weil es als so selbstdienlich erscheint, so prahlerisch.'' Wilber stört das jedoch nicht, weil ,,das für mich nur ein objektives Ereignis ist'' und weil ,,es ebenso den angehenden Psychiater [im Publikum] überzeugte, wie es buchstäblich jeden wissenschaftlichen Typ überzeugt, dem ich das zeige.''[18] Er kommt dazu, die Menschen mit seiner spirituellen
Verwirklichung zu beeindruckenund nimmt diese Verwirklichung in Anspruch, einen ,,wissenschaftlichen Typen'' von der Validität spiritueller Zustände zu überzeugen.
Diese Spaltung zwischen Wissenschaft und Geist und das Bedürfnis, den Geist für die Wissenschaft zu beweisen, sehen wir in Wilbers intellektuellem Projekt. Innerhalb seiner Karriere über 30 Jahre hat er versucht, die Spiritualität für die Wissenschaft zu validieren. Die Überzeugungskraft seiner integralen Synthese hängt nicht von spiritueller Erkenntnis ab, sondern von wissenschaftlichen Beweisen und rationaler Argumentation. In Büchern wie Eye to Eye, Quantum Questions und vielen anderen versucht er, die Spiritualität in den hauptsächlichen wissenschaftlichen Bereich zu bringen. Seine gesamte kosmische Synthese in SES kann als ein Versuch verstanden werden, wissenschaftliche Legitimation für die Spiritualität und für sich selbst zu erlangen. Seine persönliche Aufgabe, seine wissenschaftlichen und spirituellen Selbste zu versöhnen, wird seine intellektuelle Aufgabe.
Dieses Bedürfnis wird in einem kleinen jedoch vielsagenden Kommentar bezeugt, den er seiner Ehefrau gegenüber macht in Grace & Grit. Seine verstorbene Ehefrau zitiert seine Reaktion auf den Kommentar von jemandem, dass er als der führende Theoretiker in den transpersonalen Studien angesehen wird. Das könnte von Wilber auf viele Arten empfangen werden: er könnte überlaufen mit Stolz, bescheiden sein, usw. Er antwortet, indem er sagt:
,,Der führende Theoretiker in transpersonalen Studien genannt zu werden, ist etwa so, als würde man das höchste Gebäude von Kansas City genannt werden.''[19]
An der Oberfläche zeigt dieser Kommentar Wilbers gutmütigen Humor auf und seinen Realismus beim Einschätzen des randständigen Zustands der Transpersonalen Psychologie. Unter der Oberfläche jedoch ist der Hinweis, der führende transpersonale Theoretiker zu sein, nicht viel wert im Vergleich dazu, der führende Theoretiker in irgendeinem viel beachteten akademischen Feld zu sein. Es wäre viel besser, das höchste Gebäude in New York City oder London zu sein. Seine Mammuttheorie von allem, die mit fast 240 Seiten an Fußnoten dokumentiert wird und die versucht, alle Wissenschaften zu integrieren, kann gelesen werden als sein Versuch, das höchste Gebäude in der größten der akademischen Städte zu sein.
Diese persönliche und intellektuelle Aufgabe wird gleichzeitig die Aufgabe der Gesellschaft. Das Bedürfnis, sowohl Geist und Wissenschaft zu versöhnen und den Geist der Wissenschaft zu beweisen, wird zum Bedürfnis der Kultur in Büchern wie The Marriage of Sense and Soul. Historisch gesehen ist das, was Wilber 20 Jahre unterdrückt hat, das was die nach-aufklärerische Gesellschaft über 300 Jahre unterdrückt hat und was sich wiederherstellen muss. Wie er hat die rationale, wissenschaftliche nach-aufklärerische Gesellschaft ihre Spiritualität ihre ,,Kindheit'' hindurch unterdrückt und muss ihren verlorenen Geist wieder entdecken. Wilbers Hauptdiagnose der modernen Gesellschaft ist, dass sie eine ,,Flachland''-Gesellschaft ist, d.h. sie hat kein spirituelles Gefühl wegen ihrer exzessiven Hingabe an einen wissenschaftlich-materialistischen Reduktionismus. Eine Kritik, die der spirituelle Erwachsene Wilber gegen sein früheres wissenschaftliches Kindheits-Selbst anführen konnte.
Spirituell folgt die mystische Reise eines jeden Individuums und die Zukunftsentwicklung der menschlichen Gesellschaft den gleichen Stufen wie Wilbers persönliche Reise. Wie in seinem Artikel von 1982 beschrieben, wurde Wilber hauptsächlich zu östlichen Praktiken hingezogen. Er ging durch die von ihm so benannten psychischen, subtilen, kausalen und non-dualen Zustände der Erkenntnis hindurch. Nicht zufälligerweise glaubt er, dass diese gleichen Entwicklungsstufen in allen mystischen Traditionen geschehen. Noch unglaubwürdiger jedoch behauptet er, pflege dies das natürliche Ausfalten der Evolution der Gesellschaft zu sein. Wenn alles gut geht, wird die Gesellschaft durch jede dieser vier Zwischenstufen der Entwicklung hindurchgehen, genauso wie sie durch die magischen, mythischen und rationalen Zwischenstufen hindurchgegangen ist. Wilbers kulminierende non-duale Erkenntnis ist die höchste Erkenntnis von all den hauptsächlichen mystischen Traditionen und beschreibt die wesentliche Beschaffenheit des Kosmos. Es ist nicht bloß das, was er
durch seine spirituellen Praktiken verwirklicht, es ist der eigene Grund des Kosmos und sein Ziel (Telos). Natürlich pflegt Wilber zu argumentieren, dass ich es falsch herumdrehe. Er ging durch jene spirituellen Zwischenstufen hindurch, weil jeder das macht und nicht andersherum. Das müsste jedoch durch Textanalyse demonstriert werden und trotz Wilbers Ansprüchen ist dies nicht gemacht worden.
Ein Beispiel, das die Themen des frühen Verlustes des Geistes, der Unsicherheit im Verhältnis zu dem akademischen Establishment, des Bedürfnisses zu beweisen und erfolgreich zu sein, dass das Establishment und das großartige Anhaften an Themen der Entwicklung und der Reife auf den allerersten Seiten von SES gefunden werden können. Auf der Oberfläche erscheint es, als ob Wilber bloß sein Werk den vorherrschenden Haltungen im Hochschulbetrieb und der intellektuellen Kultur gegenüberstellen will. Die psychologisch andeutende Metapher, die er auswählt, um den Kontrast darzustellen und sein zuversichtlicher, gereizter und defensiver Ton zeigen die tieferen Themen an, die für ihn auf dem Spiel stehen.
Wilber versichert, dass im Kontrast zu der vorherrschenden intellektuellen Perspektive, die jede weitere Ordnung, Bedeutung oder jedes Muster hinter der Funktionsweise des Kosmos verleugnet, er glaubt, dass es etwas Anderes hinter all den Erscheinungen gibt; irgendeine großartigere Ordnung und Bedeutung. Er benennt die Position seiner Gegner abträglich ,, die Philosophie von Hoppla!'', weil sie glauben, dass endgültig alles durch Zufall geschieht: ,,Hoppla!'' Die Weise, wie Wilber diesen freimütigen Standpunkt ausdrückt, ist ziemlich enthüllend. Die zentrale Metapher dreht sich um das Thema der Entwicklung oder wer ist ausgereift und wer unausgereift. Er sagt, dass im Gegensatz zu jenen wie er selbst, die die großen Fragen darüber stellen möchten, weshalb wir hier sind und was das Ganze überhaupt soll?, erscheinen die Philosophen des Hoppla ,,kompliziert und erwachsen'', dass ihre Antworten jedoch darauf hinauslaufen: ,,Fragt nicht!'' Sie behaupten gemäß Wilber, dass ,,die
Frage selbst ...verwirrt, pathologisch, unsinnig oder infantil ist und dass es das ,,Kennzeichen der Reife'' ist aufzuhören, ,,derartig dumme und verwirrte Fragen zu stellen''; sehr ähnlich einem frustrierten Elternteil zu einem frühreifen Kind. Wilber wendet jedoch das Blatt gegen diese Reife-Blender und sagt, dass ihre Antwort auf die großen Fragen (,,Fragt nicht!'') ,,etwa eine genauso infantile Antwort ist, wie sie die menschliche Situation möglicherweise anbieten könnte.'' Daher sind es sie, die unreif und infantil sind und dass er es ist in seinem metaphysischem Fragen, der reif und erwachsen ist.
Hier sehen wir so viele von Wilbers persönlichen Themen auf den allerersten Seiten seines magnum opus ausgespielt. Indem er metaphysische Fragen stellt und Antworten in der Spiritualität sucht, sieht Wilber sich selbst als ,,infantil" und wie einen kleinen Jungen ähnlich den dominanten Intellektuellen, die fälschlich meinen, sie seien ,,erwachsen'' und eine Frage wie die von Wilber als ,,dumm'' abtun. Er sieht sich selbst in den Augen des rationalen Erwachsendaseins als einen dummen Jungen an. Er ist jedoch in der Lage, den Spieß gegen diese fehlgeleitete skeptische Rationalität umzudrehen und zu sehen, dass sie es sind, die eine ,,infantile'' Antwort anbieten und dass es tatsächlich er ist, der ,,reif'' oder entwicklungsgemäß fortgeschritten ist. Der kleine spirituelle Junge, der seine Spiritualität ablegt, um eine wissenschaftliche und rationale Person anzunehmen, bekommt schließlich sein Recht durch das Ersinnen eines anscheinend rationalen und wissenschaftlichen Systems, das sowohl seine wissenschaftliche Person einbezieht, als auch sie übersteigt in einer weiteren umfassenden Spiritualität. Trotz ihrer gesellschaftlichen Legitimität und Autorität hat Wilber die ,,infantile'' Beschaffenheit der dominanten Philosophien aufgedeckt und beansprucht den Deckmantel der Reife.
Wir sehen, wie er seinen Kampf in Ausdrücke von Reife und Unreife fasst. Sobald er die Entwicklungs-Ebene von Individuen und Gruppen diskutiert, demonstriert er eine starke Ambivalenz gegenüber denen auf niederen Entwicklungs-Ebenen, denen gegenüber er sich genötigt fühlt, herablassend zu sein und sie zu schätzen. Und das gleiche Thema wird in seinem überwältigenden Bedürfnis gesehen, eine Theorie zu erschaffen, in der seine spirituelle Errungenschaft und seine intellektuelle Synthese am höchsten sind. Intellektuell manifestieren sich diese psychologischen Fragen in seiner gut bekannten Prä/trans-Täuschung, in der das Fortgeschrittene und das Zurückgebliebene aussortiert sind und in seinem mächtigen Bedürfnis, den gesamten Kosmos in zielgerichteten, evolutionären und entwicklungsgemäßen Ausdrücken zu sehen trotz der Untergrabung, dass vorherrschende skeptische Annäherungen drohen. Einmal witzelte Wilber gegenüber seiner Ehefrau, dass ,,Kinder ihn lieben....weil er in der gleichen emotionalen Altersstufe steht wie sie selbst.''[20]
Eine Abneigung gegen Verlust und ein daraus entstehendes Verlangen nach Integration weist Wilbers starke Bevorzugung von positiven systembildenden Theorien nach. Wie seine Helden Plotin, Schelling und Habermas ist Wilber ein positiver Systembildner. Seines ist eine großartige, allumfassende Synthese, in der die Natur oder eine tiefere Ordnung auf großartigere Komplexität und höhere Einschließung und Transzendenz voranschreitet. Sein Werk handelt von evolutionärem Fortschritt und entwicklungsgemäßem Fortkommen, die bei natürlicher Ausfaltung einen moralischeren Kosmos erschaffen. Im Gegensatz zu dem Glauben, dass wir in einem amoralischen, relativistischen, postmodernen Gifthauch leben, glaubt Wilber, es gebe eine moralische Ordnung und wir könnten eine direkte Erfahrung der Wesenhaftigkeit der Realität durch mystische Praxis bekommen. Menschen sind wieder auf der Spitze, indem wir die Zurückstufung unserer Stellung zurückdrehen, die die kopernikanischen, darwinschen und freudschen Revolutionen ausgearbeitet haben. Der evolutionäre Prozess von Transzendenz und Inklusion bedeutet, dass nichts Wesentliches verloren werden muss, weil die sich erhebenden natürlichen, sozialen und individuellen Strukturen von den vorhergehenden Stufen das Wesentliche bewahren. Wie wir in dem Kapitel über soziale Evolution sahen, liegt die Betonung auf den negativen Aspekten von vergangenen Zeitaltern, so dass die positiven Aspekte späterer Zeitalter hervorgehoben werden können. Die Grundstrukturen vergangener Sozialsysteme sind in überlegenen, nachfolgenden Systemen bewahrt. Der weite Verlust von Kulturen, Menschen, Sprachen und Lebensweisen wird vernachlässigt. Es ist eine unerbittlich positive Philosophie und bejahende Geschichte von Allem.
Die Weise, wie negative kosmische Geschehnisse verstanden werden, verstärkt die positive Ansicht. Wilber räumt ein, dass bei der Entwicklung Dinge falsch laufen können, die Probleme der ökologischen Verwüstung, des Ressourcen-Raubbaus, des nuklearen Krieges oder einer konzernbezogenen Globalisierung werden selten erwähnt. Sie werden eingesetzt, um sein Gewahrwerden von ihnen zu zeigen und dass sein System nicht deterministisch ist. Die Schrecken früherer historischer Zeitalter werden benützt, um seine Behauptung zu verteidigen, dass die vergangenen Zeitalter schlimmer als unseres waren und dass daher das unsrige als ein Entwicklungsfortschritt über sie hinaus angesehen werden kann. Wie schlecht indessen die Sozialstruktur oder wie bedauernswert das Leiden der Vergangenheit waren, es war das Beste, was die Menschheit auf der Stufe des entwicklungsmäßigen Vorankommens schaffen konnte. Negative Geschehnisse werden als Regressionen oder Pathologien bezeichnet und ihr Status innerhalb seines Systems ist zweideutig. Gemäß dem Lehrsatz zwölf werden physikalische, biologische und mentale Systeme auf die Aktualisierung oder Entwicklung zu geschoben; die natürliche Tendenz der Dinge ist: voranzuschreiten. Wenn das aber der Fall ist, wie verstehen wir dann Regression und Pathologien? Sind sie nicht beabsichtigt von der weiteren Ordnung? Sind sie Fehler oder zufällige Geschehnisse? Wenn die Dinge richtig laufen und eine großartigere Komplexität sich ausfaltet durch den Prozess von Transzendenz und Inklusion gemäß den zwanzig Grundsätzen, dann haben sich die Dinge ausgefaltet nach der Weise, wie der Kosmos eingestellt wurde. Wie sollen wir es jedoch verstehen, dass Dinge schieflaufen, sobald Zerstörung, Entartung und Auslöschung geschehen? Wie sollen wir die zunehmende Vereinfachung einiger Spezies verstehen, die Zerstörung der Dinosaurier, die tägliche Auslöschung von Arten oder den wahrscheinlichen Kältetod des Universums? Weil Wilbers System grundsätzlich positiv ist, bleiben negative Geschehnisse unerklärt.
Die positive Einstellung von Wilbers Geschichte von Allem und sein eigentümlicher Universalismus können klar gesehen werden, wenn man sie innerhalb Hayden Whites Typologie des Geschichtsschreibens einordnet. In Büchern wie Der Inhalt der Form[21] und Metahistorie,[22] hat Hayden White demonstriert, wie die Geschichtsschreibung, weil sie eine Erzählung oder Geschichte ist, gezwungen ist, sich selbst literarischen Formen und Werten anzuvertrauen, die Erzählungen übernehmen müssen. Während Wilber wünscht, dass seine Geschichte des Kosmos so einschließend, aperspektivisch und universell wie möglich ist, verrät ihre erzählerische Form ihre Einseitigkeit. Eine Erzählung unterscheidet sich von einer Chronik oder einer Liste von Daten und Fakten darin, dass sie mit einer Moral zusammengebunden ist. Keine Moral, keine Geschichte. Werte-Voraussetzungen müssen jedes Geschichtsschreiben in der Story-Form durchdringen. Jede Form der Geschichtsschreibung verpflichtet sich selbst einer besonderen erzählerischen Struktur, die ausgewählt wird als nicht auf den Fakten des Materials beruhend, sondern auf den Werten, die dem Schreiber wichtig sind. Der erzählerische Typ, in dem die Historie geschrieben wurde, kündigt die ,,Fakten'' an und die Welt, die durch den Schreiber ,,repräsentiert wird''. Weil Wilber ,,eine kurze Geschichte des Kosmos, des Lebens, der Psyche, Gottes - eine Erzählung'' schreibt[23] verpflichtet er sich einem der Typen der erzählerischen Struktur, die White beschreibt. Beim Untersuchen von Wilbers historischem Stil können wir die Besonderheit seiner behaupteten Universalität sehen. Beim Gegenüberstellen seines Stils mit anderen möglichen erzählerischen Stilen können wir die von Wilber zurückgewiesenen Optionen sehen und die anderen Weisen, wie wir die Geschichte des Kosmos schreiben können.
Der erste von Wilber beschriebene Aspekt der Erzählung ist, was er als den Typ der ,,Modellierung'' der Erzählung bezeichnet. Die vier Haupttypen der ,,Modellierung'' sind Romanze, Komödie, Tragödie und Satire. ,,Wenn im Lauf des Erzählens seiner Geschichte der Historiker sie mit der Handlungsstruktur einer Tragödie versieht, hat er sie auf eine Weise ,erklärt'; wenn er sie als eine Komödie aufgebaut hat, hat er sie auf eine andere Weise ,erklärt'.''[24] Durch das unbewusste Auswählen einer Handlungsstruktur vor einer anderen hat der Schreiber die Bedeutung der Geschichte festgelegt. ,,Die Romanze ist grundsätzlich ein Drama der Selbst-Identifikation, symbolisiert durch die Transzendenz der Welterfahrung durch den Helden, sein Sieg über sie und seine endgültige Befreiung von ihr - die Sorte Drama, die mit der Gralslegende verbunden ist oder die Geschichte der Wiederauferstehung Christi in der christlichen Mythologie."[25] Während die Geschichte von Wilbers persönlicher Reise auf diese Weise zusammengestellt sein könnte durch Bezugnahme auf seine spirituellen Errungenschaften, ist das nicht die Art der Modellierung seiner Geschichte vom Kosmos. Wilbers Historie folgt der komödienhaften Weise, indem sie
die Möglichkeit einer wenigstens teilweisen Befreiung von der Bedingung des Sündenfalls nahelegt und einer vorläufigen Erlösung von dem geteilten Zustand, in dem die Menschen sich in dieser Welt befinden....In der Komödie wird Hoffnung in Aussicht gestellt für den zeitweiligen Triumph des Menschen über diese Welt durch die Aussicht auf gelegentliche Wiederversöhnung der in den sozialen und natürlichen Welten mitspielenden Kräfte....Die Wiederversöhnungen, die am Ende der Komödie geschehen, sind Wiederversöhnungen der Menschen mit Menschen, von Menschen mit ihrer Welt und ihrer Gesellschaft; der Zustand der Gesellschaft wird dargestellt als reiner, vernünftiger und gesünder als ein Ergebnis des Konflikts zwischen anscheinend unveränderbar gegenüberstehenden Elementen in der Welt; diese Elemente werden aufgedeckt als auf lange Sicht mit inander harmonisierbar zu sein, vereint zu einem mit sich selbst und den anderen.[26]
Für Wilber ist eine non-duale Gesellschaft sehr weit in der Zukunft vorhanden. Nicht wie in der romantischen marxistischen Vision werden wir uns einem klassenlosen, kommunistischen Utopia nicht irgendwann bald erfreuen. Jetzt können wir hoffen, dass der ,,geteilte Zustand, in dem sich die Menschen in dieser Welt befinden'' und ,,der Konflikt zwischen anscheinend entgegengesetzten Elementen'' - die Dualitäten - zu ,,Wiederversöhnungen'' führen werden - neuen Integrationen - in denen die ,,anscheinend unveränderbar entgegengesetzten Elemente'' von Wissenschaft und Geist, die großen Drei usw. transzendiert und eingeschlossen werden und ,,offenbart als auf lange Sicht mit einander harmonisierbar zu sein, vereint zu einem mit sich selbst und den anderen'' in einer zentaurischen evolutionären Umarmung.
Meine Charakterisierung von Wilbers Werk als positiv bestätigend ist seine Distanz zu den beiden negativen Modellierungen: Tragödie und Satire. ,,In der Tragödie gibt es keine feierlichen Gelegenheiten, außer falschen und illusorischen; vielmehr gibt es Anzeichen von Zuständen der Teilung zwischen den Menschen, die fürchterlicher sind als diejenigen, die den tragischen Wettstreit anzetteln zu Beginn des Dramas....Die Wiederversöhnungen, die am Ende einer Tragödie geschehen, sind sehr viel trauriger; sie sind eher von der Beschaffenheit der Resignationen von Menschen gegenüber den Zuständen, unter denen sie sich in der Welt abmühen müssen.''[27] Wilbers Werk hat wirklich einige tragische Elemente, wie in seiner Ansicht, dass die Konflikte und die Kämpfe, mit denen die Menschheit konfrontiert wird, größer werden , während wir uns entwickeln, sie spielen jedoch eine kleine Rolle in seiner Gesamtvision.
Satire, die negativste Art, spielt in Wilbers Vision keine Rolle. Die Satire betrachtet ,,die Hoffnungen, Möglichkeiten und Wahrheiten der menschlichen Existenz, die in Romanze, Komödie und Tragödie enthüllt werden....ironisch, in einer Atmosphäre, die durch das Verständnis der endgültigen Unzulänglichkeit des Bewusstseins erzeugt werden, in dieser Welt glücklich zu leben oder sie vollständig zu verstehen."[28]
Der zweite Aspekt von Whites Geschichtsschreibung sind die vier Formen der Argumentation. Anders als die Formen der Modellierung wird Wilbers Annäherung ausschließlich bloß einer dieser vier Formen zugerechnet. Die vier Formen sind die formistische, organizistische, mechanistische und kontextualistische. Wilber nimmt die organizistische Form in Anspruch, die White wie folgt beschreibt:
Die organizistischen Welthypothesen und ihre entsprechenden Theorien der Wahrheit und des Arguments sind relativ ,integrativer' und daher reduktiver in ihren Operationen. Die organizistischen Versuche stellen die Besonderheiten dar, die in dem historischen Feld als Komponenten eines synthetischen Prozesses unterschieden werden. Im Herzen der organizistischen Strategie steht eine metaphysische Verpflichtung dem Paradigma der mikrokosmisch - makrokosmischen Beziehung gegenüber; und der organizistische Historiker wird dahin tendieren, von dem Verlangen geführt zu werden, individuelle Wesenheiten als Komponenten der Prozesse zu sehen, die in Ganze zusammenführen, die großartiger als oder qualitativ unterschiedlich von der Summe ihrer Teile sind....in diesem Modus arbeitende Historiker werden interessierter daran sein, den integrativen Prozess zu charakterisieren als seine individuellen Elemente darzustellen. Das ist es, was den in diesem Modus gestalteten historischen Argumenten ihre ,abstrakte' Qualität gibt. Darüber hinaus tendiert die in diesem Modus geschriebene Historie dahin, auf eine Bestimmung hin orientiert zu sein von dem Ende oder Ziel, zu dem all die im historischen Feld gefundenen Prozesse vermutlich tendieren.[29]
Geschrieben fünf Jahre vor der Veröffentlichung von Wilbers erstem Buch 1978, liest sich das, mit geringeren Verbesserungen, wie eine Zusammenfassung von Wilbers zentralen Ansichten.
Der dritte Aspekt von Whites Typologie sind die ideologischen Folgerungen des Stils des Historikers. Die vier sind: Anarchismus, Konservatimus, Radikalismus und Liberalismus. Hier ist es schwieriger, Wilber zu klassifizieren. Ein Anhaltspunkt ist, was Wilber als die ,,wahlweisen Zugehörigkeiten'' bezeichnet zwischen den Weisen der Modellierung, des Arguments und der ideologischen Folgerung. Besondere Typen tendieren dazu zusammenzugehen und deshalb geschieht es, dass der Komödienmodus und der organizistische Modus meistenteils angeschlossen sind. Interessant ist allerdings, dass der Typ der Ideologie, mit dem sie eine Verbundenheit haben, der konservative ist. Wilbers Politik-Ausrichtung ist eine liberale und konservative Mischung, doch jene werde ich hier nicht untersuchen. Jetzt sehen wir, dass Wilbers unbewusst ausgewählter Erzählstil eine positive Sicht der Historie erschafft und negative Ansichten bannt - nicht weniger gültig -, die die Historie als Tragödie oder Satire betrachten.
Beim Umreißen von Wilbers besonderer Art der Historienschreibung untergrabe ich seinen Anspruch auf großartigste Einbeziehung oder Universalität. Gerade durch ihre Beschaffenheit auferlegt die Erzählform dem Historiker Wahlmöglichkeiten, derer er oder sie gewöhnlich nicht bewusst ist. Wilber glaubt gern, dass Entdeckungen in den Naturwissenschaften ihn und uns vorantreiben, eine Vision ähnlich der seinen anzunehmen, doch, wie White es aufzeigt, ist dies nicht der Fall. Die Tatsachen sagen dem Historiker nicht, welcher Modus der Modellierung zu übernehmen ist; es ist ein Werturteil. Wilbers Auswahl der Komödienweise und sein Vermeiden der tragischen und satirischen Weisen entsteht aus seinem Bedürfnis, eine positive und fortschrittliche Geschichte der Historie zu erzählen, und nicht durch das entscheidende Gewicht der historischen Tatsachen.
Grandiosität
Die auffälligste Eigenschaft von Wilbers Werk ist seine Grandiosität. Es ist grandios gemäß den beiden Definitionen des Begriffs. Es ist enorm ausgedehnt in seinem Umfang und weil es grundsätzlich fehlerhaft ist, ist es mit der Realität nicht in Einklang zu bringen. Irrigerweise aufrechtzuerhalten, dass man eine gültige Theorie von Allem hat, ist ein Anzeichen von persönlicher Grandiosität. Die große Gefahr für die grandiose Person ist die Entleerung durch den Eingriff des Wirklichen. Für die Theorie und Psyche, die wie ein Ballon bis zur Belastungsgrenze aufgeblasen sind, sieht jede Kritik wie eine scharfe Nadel aus. Diese immer präsente Gefahr der Entleerung resultiert in einer schattenhaften Unsicherheit. Die Aufgabe der grandiosen Psyche ist es, jene Aspekte der Wirklichkeit vom Gewahrsein fernzuhalten, die die großartige Vision bedrohen könnten. Konsequenterweise ist das Aufrechterhalten eines positiven, fortschrittlichen kosmischen Systems, das jeden Verlust tilgt, schwierig; es erfordert eine Menge an mentalen Verzerrungen, um das Sehen seiner Fehler zu vermeiden. Das veranlasst eine Anzahl von inhaltlichen Symptomen in
SES zu erscheinen. Inhaltliche Symptome sind Stellen im Text, wo die Psyche des Autors sich selbst einbringt, um eine rationale Argumentation zu verhindern und das System über Wasser zu halten. Diese inhaltlichen Symptome lenken die Aufmerksamkeit des Lesers weg vom Inhalt des Buches und rufen nach irgendeiner Art von Erklärung.
Die Wiederholungshäufigkeit von SES ist ziemlich offenkundig. Das ist nicht die Wiederholungshäufigkeit, die manchmal im Verlauf eines langen Buches geschieht. Es ist eine Wiederholungshäufigkeit, die innerhalb eines einzigen Abschnitts geschieht, in dem ein einziger Standpunkt vorgestellt wird. Wilber wiederholt bloß den von ihm vorgetragenen Standpunkt immer wieder. Sein Ton von absoluter Schlüssigkeit wird durch seine Unfähigkeit schlusszufolgern Lügen gestraft. Es gibt viele Beispiele dafür in SES. Zum Beispiel wiederholt er immer wieder, dass diejenigen, die eine Wertehierarchie zurückweisen, eine Wertehierarchie voraussetzen.[30] Der Standpunkt ist einfach, er schlägt ihn jedoch tot. Es ist ähnlich dem Standpunkt, den er gegen so genannten kulturellen Relativisten aufstellt, die sich selbst widersprechen, sobald sie mutmaßen, dass ihre Ansicht - dass alle Ansichten von gleicher Gültigkeit sind - die höchste Gültigkeit hat. Dieser Standpunkt wird wenigstens dreimal im Lauf des Buches dargelegt und etliche Male anders ausgedrückt innerhalb jeder dieser Diskussionen. Wilber ist ein klarer Schreiber, dennoch scheint er zu meinen, dass der Standpunkt noch nicht dargelegt wurde. Später im Buch werden vier Seiten der Wiederholung gewidmet, dass die Romantiker die Natur zur Quelle der Spiritualität gemacht haben. Er scheint der Meinung zu sein, dass er den Standpunkt stärker macht, wenn er ihn auf verschiedene Weisen wiederholt.
Da dies viele Male im Lauf des Buches geschieht, begann ich mich zu fragen: weshalb. Ich kam zu dem Schluss, dass es trotz des Tones der Schlüssigkeit einen nicht zugegebenen Zweifel gibt, dass sein Argument schlüssig ist. Weil er es sich selbst gegenüber nicht zugeben kann, dass er seinen Punkt nicht folgerichtig gewonnen hat, ist er gezwungen, ihn immer wieder zu wiederholen in einem vergeblichen Versuch, mit anderen Mitteln siegreich zu sein. Wie wir jedoch aus der Psychologie wissen, befriedigen Wiederholungszwänge niemals, weil sie nicht an die Wurzel des Problems vordringen. Die Wurzel des Problems für Wilber ist, dass er an der Gültigkeit seiner eigenen Standpunkte Zweifel hegt, weil er irgendwo im Inneren weiß, dass er gegen eine Karikatur der Position seines Gegners argumentiert und niemals den Sieg erringen wird, nach dem er lechzt.
Diese Wiederholungshäufigkeit ist ein Symptom einer übergreifenden Unsicherheit, die aus der unmöglichen Position resultiert, in der er sich befindet. Auf irgendeiner Ebene weiß er, dass er seinem eigenen Standard , die orientierenden Verallgemeinerungen zu benützen, nicht gerecht wird und daher begründet er niemals seinen Fall mit der alles einbeziehenden Schlüssigkeit, die er anstrebt. Die fundamentalen Mängel, die ich im Lauf dieses Buches aufgezeigt habe, müssen aus dem Bewusstsein gehalten werden und diese inhaltlichen Symptome handeln als ein Verteidigungs-Mechanismus. Er macht sich selbst etwas vor beim Glauben daran, dass das ständige Wiederholen eines Standpunktes den Sieg davon tragen wird.
Eine weitere Technik des Vermeidens von bedrohlichen Gegenargumenten ist das Karikieren der Positionen des Gegners. Im Kapitel über Methodologie vermerke ich das Fehlen von Literaturstellen und Zitaten der Gegner, indem er Menschen in einen Topf wirft in großen Kategorien wie ,,die Ökophilosophen'', ,,die Multikulturisten'', ,,die Retro-Romantiker'' usw. und indem er vereinfachende Formulierungen der Positionen der Gegener in Anspruch nimmt.
Manchmal treibt Wilbers Unsicherheit ihn über die Wiederholungshäufigkeit und Karikatur hinaus zu Sarkasmus und Abfälligkeit, für die er kritisiert worden ist. Diese Grobheit ist ein Gegenstand der Debatte geworden. [31] Einige halten sie für unangemessen. Zufällig mag ich polemische Beschimpfungen, sobald sie gegenüber Menschen in Anspruch genommen werden, die grausam und heuchlerisch gehandelt haben und als solche nicht erkannt worden sind. Wilber gerät jedoch in einen Schaum gegen Gelehrte, die nach meiner Meinung überhaupt nichts Abscheuliches getan haben, wie Morris Berman, Steven Katz oder Stanley Fish. Allerdings werden andere, mit denen er ebenfalls nicht übereinstimmt, nicht verächtlich behandelt. Wilber respektiert Stanislav Grof, Francisco Varela und andere. Ich habe eine ziemliche Weile darüber gerätselt. Warum behandelt man eine Auswahl von Gelehrten herablassend, jedoch eine andere Auswahl mit Respekt, sogar wenn man mit beiden Nichtübereinstimmungen hat? War es der Grad der Nichtübereinstimmung, wobei diejenigen, die am meisten nicht übereinstimmten, die meiste Beschimpfung bekommen? Das schien nicht zu passen, weil Morris Bermans Ansichten denen von Wilber ähnlich schienen, dennoch wurde er verächtlich behandelt. Ich erkannte schließlich, dass es nicht der Grad der Nichtübereinstimmung mit ihm ist, was Wilber nicht gefällt, es ist der Grad der negativen Kritik des Denkers.
Denker können in zwei Gruppen aufgeteilt werden: Systemerbauer und Systemuntergräber. Wilbers Favoriten wie Platon, Plotin, Schelling und Habermas sind positive Philosophen, die intellektuelle Systeme erbauen. Wilber hasst negative Denker, deren Grundansatz kritisch ist wie bei Stanley Fish, Georges Bataille und Steven Katz. Diese Denker zerstören Systeme und demontieren Grundlagen. Er hat eine starke Abneigung gegen Denker, die wesentlich kritisch sind. Er setzt das mit Nihilismus gleich und der entspricht denjenigen, die an die ,,Philosophie des Hoppla'' glauben, die meint, dass ,,das Universum bloß geschieht, da gibt es nichts dahinter, es ist alles endgültig zufällig oder willkürlich, es ist einfach, es geschieht einfach - Hoppla!''[32] Später im Buch prangert Wilber die ,,,gepachteten Radikalen'''...an..,,die alle Formen des anerkannten Wissens dekonstruieren wollen'' und die nur ,,sozusagen nur den Kopf''.. haben..,,niederzureißen und nicht zu erschaffen: Dekonstruktion erschöpft die Grenzen ihres Talents." [33]
Psychologisch gesehen, sagen diese Denker zu Wilber: ,,Man kann das Universum nicht reparieren. Man muss mit Verlust leben. Man kann nicht seine große Integration haben.'' Wilber kann es nicht aushalten, das anzuhören, deshalb vermeidet er ihre Argumente, indem er sie karikiert und dann wiederholt ,,beweist'', dass das karikierte Argument falsch ist.
Derrida und Foucault werden für negative Denker gehalten, Wilber behandelt sie jedoch im Allgemeinen gefällig. Eine offensichtliche Besonderheit, jedoch leicht zu erklären. Sie haben eine derartige Ebene des Ruhms erreicht und ihre Arbeit ist so einflussreich, dass eine Person wie Wilber, der Einbeschließung beanspruchen möchte, sie in seine Synthese einbauen muss. Er macht das, indem er etwas von ihnen herauszieht, das mit seiner Ansicht übereinstimmt, dadurch stellt er sie im Prozess falsch dar. Ein weiterer Grund für Wilbers Respekt für negative Denker ist, dass er zur Heldenverehrung tendiert und deshalb schirmt sie allein ihr Ruhm ab vor der verächtlichen Behandlung, die weniger berühmte, jedoch nicht weniger negative Denker zu erleiden haben.
Wilber hat seine Abfälligkeit und seinen Sarkasmus verteidigt, indem er sagte, dass es eine bewusste Strategie war, die wichtigsten Kritiker seines Systems wachzurütteln: die postmodernen, poststrukturellen und die politisch korrekten, die er so wahrnimmt, als hätten sie den Hochschulbetrieb übernommen. Ich halte das für nicht überzeugend. Wie ich in einem früheren Kapitel versicherte, kann stärker nachgewisen werden, dass diese postmodernen Feinde nicht den Hochschulbetrieb übernommen haben. Und seine Tonlage in SES lässt nicht berechneten Spott vermuten sondern die Freisetzung von aufgestauter Wut.
Für eine bessere Erklärung seiner Negativität schaue ich auf einen persönlichen Kommentar, den er in Grace & Grit bringt: ,,In meinem Fall, sobald ich ängstlich werde, sobald Furcht über mich kommt, degeneriert meine gewöhnliche Leichtigkeit der Perspektive, auf die man sich freigebig als geistige Wendigkeit beziehen mag, in Sarkasmus und Abfälligkeit, eine beißende Bitterkeit gegenüber denen, die mich umgeben - nicht weil ich von Natur abfällig bin, sondern weil ich ängstlich bin."[34] In SES, veranlasst Furcht die Degeneration in Sarkasmus und Abfälligkeit, die aus der von anderen aufgestellten Bedrohung gegen die zerbrechliche Stimmigkeit seiner großartigen Integration ausgeht. Es ist eine Weise, diejenigen in Schach zu halten, die die Dinge für nicht endgültig zusammenhängend halten, die den tiefen Verlust und die Traurigkeit im Herzen des Lebens sehen und die es für illusorisch halten, ein wesentlich positives in die Natur eingebettetes Ziel zu bestätigen.
Gegen Ende des Buches nehmen diese inhaltlichen Symptome überhand. Die ersten 450 Seiten des Haupttextes haben 140 Seiten Anmerkungen, während die letzten 70 Seiten 96 Seiten an Fußnoten benötigen. Fußnoten, die in den ersten fünf Sechsteln des Buches bloß lang waren, werden kurze Essays in dem letzten Sechstel des Buches. Es sieht so aus, als konnte Wilber es gerade nicht über sich bringen, das Buch zu beenden. Aufgebauschte Aussagen und Verbalattacken nahmen ebenso überhand. Es ist, als fühle Wilber, dass er keinen schlüssigen Fall dabei abschließen wird, dass er alles Wissen integriert hat und er nimmt Zuflucht bei extremen Ansprüchen und Beleidigungen, um das von ihm Gesagte so hinzukriegen. Auf Seite 492 erfahren wir, dass ,,der Urknall hat fast jeden als Idealisten hingestellt, der über ihn nachdenkt, und das Ergebnis ist, dass die meisten Wisschenschafts-Philosophen jetzt die Tatsache offen zugeben - und sie sogar verfechten -, dass die Evolution irgendeine Art von selbstübersteigenden Antrieb hat'' Hat sie?! Sie machen es! Auf Seite 722 bekommen wir kindisches mit Namen-Benennen, gerichtet an: ,,Stanley Fish, diese trübste der postmodernen trüben Glühbirnen.'' Auf der letzten Seite des Haupttextes versucht Wilber, durch Zustimmung zu beweisen, was er durch Argumentation nicht bewiesen hat: ,,Wenn es heute Rationalität gibt und morgen Transrationalität und es nicht ein einziges wissenschaftliches Argument in der Welt gibt, das damit nicht übereinstimmen kann und mit jedem Argument, das für das spricht.''
[35] Es gibt eine verrückte Verzweiflung in einer derartigen Aussage. Er kann sich selbst nicht zugeben, dass er nicht der Realität der Positionen seiner Gegner begegnet. Deshalb schmeißt er sie in große Kategorien wie ,,die Ökophilosophen'', ,,die Heterarchisten'', ,,die Multikulturalisten''; im allgemeinen benennt und zitiert er Individuuen; und verwandelt seine Gegner in dümmliche Strohmänner, die intellektuelle Positionen einnehmen, von denen es schwer zu verstehen ist, dass sie irgendjemand mit Vertand halten kann.
Während viel von ihm latent in seinem System gefunden werden kann, ist Wilber umgekehrt schweigsam oder ausweichend bei der offenen Stelle, die er als Schöpfer in seinem eigenen System einnimmt. In SES ist er der Beschreiber, Erklärer, Integrator des Kosmos und der Verkörperer seiner höchsten spirituellen Verwirklichung, allerdings gibt er das niemals zu. Er offenbart ein gesundes Schamgefühl in seinem Unbehagen mit seiner Rolle und nimmt eine Auswahl von Techniken in Anspruch, um das zu vermeiden; die häufigste ist das Auslassen. In SES pflegt dieses Auslassen immer für mich bemerkbar zu werden, sobald er sein Argument gegen die Poststrukturalisten und Relativisten wiederholt. Er pflegt, sie als sich selbst widersprechend zu beschuldigen, weil sie sagen, dass alle Ansichten gleiche Gültigkeit haben, während sie mutmaßen, dass ihre Ansicht die höchste von allen anderen Ansichten sei. Ich pflegte mich immer darüber zu wundern, auf welcher Basis er meinte, dass seine Ansicht die höchste sei. Natürlich kann er an die Stimmigkeit seines gesamten Systems appellieren oder die orientierenden Verallgemeinerungen oder seine Übereinstimmung mit wissenschaftlichen Beweisen oder deren höchste Einbezogenheit , doch keines von diesen befriedigt die philosophische Forderung nach einer Begründung des Wissens, deren Fehlen lässt den Relativismus wie eine valide Schlussfolgerung erscheinen. Ohne sie befindet sich Wilber im gleichen Boot wie die Relativisten, außer dass er es sich selbst gegenüber nicht zugesteht.
Weitere Beispiele in SES über Wilbers Verschweigen seiner eigenen Position in Bezug zu seinem System kommen, sobald er die poststrukturelle Erkenntnis wiederholt, dass die Welt aus einer schwindelerregenden Abfolge von Kontexten innerhalb von Kontexten innerhalb von Kontexten besteht. Er baut diese Erkenntnis in sein System ein, er kontextualisiert sich selbst jedoch niemals. Die Kontextualisierung des Autors und der Standpunkt des Autors sind zwei der zentralen poststrukturellen Kontextualisierungen, allerdings ignoriert Wilber das einfach und übernimmt irgendeinen unerklärten Standpunkt, von dem aus er den Kosmos abbildet. Um das Ganze zu begreifen und eine ,,Theorie von Allem'' zu schaffen, muss er einen Standpunkt außerhalb oder darüber haben, allerdings erklärt er ihn nirgends. Ich mutmaße, dass er glaubt, er habe die Position einer aperspektivischen Visionslogik erreicht wie Hegel, Habermas und Foucault, aber er stellt das nirgends fest. Und diese Position ist nicht wirklich außerhalb oder darüber, weil sie bloß eine Entwicklungsstufe innerhalb des Systems ist.
Er erklärt seinen Standpunkt nicht, weil er sich durch die von ihm eingenommene exaltierte Postion in Verlegenheit gebracht fühlt. Die Verlegenheit ist offensichtlich, sobald er einen Bezug auf seine Stelle in seinem System nimmt. Er nimmt oft einen selbstironischen Humor in Anspruch, um die Aufmerksamkeit abzulenken. Zum Beispiel wurde er von einem Interviewer nach seiner Bewusstseinsebene gefragt im Hinblick auf ein von ihm benütztes Acht-Stufen-Modell. Er sagt scherzend: ,,Ich versuche, meinen Weg hinauf nach Beige [die niederste Ebene] zu machen.'' [36] Oder er deutet seine Position an, ohne es direkt zu sagen wie in Grace & Grit, wo er feststellt, dass es ,,zwei Typen von Menschen''...gibt..., ,,die an den universellen Geist glauben - jene, die nicht allzu gescheit sind (z.B. Oral Roberts) und jene, die extrem gescheit waren (z.B. Einstein)....Treya und ich glaubten an Gott....was bedeutet, wir waren entweder sehr gescheit oder geringfügig blöde.''[37] Erraten Sie: welches. Und ,,sehr gescheit'' zu sein, da waren sie in guter Gesellschaft, Einstein nicht weniger. Ein neueres Interview betitelt er ,,Über Kritiker, das Integrale Institut, mein neueres Schreiben und Anderes Material von geringer Bedeutung" (Kursivschrift hinzugefügt). Seine scherzende Selbstironie ist die nach außen gewandte Manifestation einer übermäßigen Selbstachtung.
Eine weitere Weise, in der Wilber sein Unbehagen mit seiner Position demonstriert, besteht in seiner schwerfälligen Ambivalenz beim Diskutieren derjenigen, die niedriger stehen als er auf seiner Wertehierarchie. Er möchte sowohl niedere Entwicklungsstufen als angemessen ihrer Zeit oder Stelle
respektieren und dennoch sie als unterlegener in Bezug auf höhere Zustände beurteilen. An einer Stelle in Grace & Grit schweift er ab, um eine Unterscheidung zwischen unterschiedlichen New Age Typen einzufügen. Er ist ein Teil der 20 Prozent, der transrational oder transpersonal ist und nicht die 80 Prozent, die prärational oder präpersonal sind. Sie sind diejenigen, die die Menschen glauben machen wollen, dass er exzentrisch oder vertrottelt sei, wohingegen er jenseits der rationalen sei, nicht darunter, wie sie es sind. Obschon diese prärationalen New Age Typen ,,magisches und narzisstisches'' Denken in Anspruch nehmen, ,,sind..'' Wilber und seine transrationalen Artgenossen...,,nicht gegen präpersonale Überzeugungen'', nur weil es eine derartige lästige Pflicht sei, weil ,,in dem Feld der transpersonalen Psychologie müssen wir ständig so vorsichtig und zart wie uns möglich mit den präpersonalen [oder prä-rationalen] Trends umgehen."[38] Seine gesamte Diskussion hier ist eine unbehagliche Mischung von blasierter Überlegenheit und einer beglückwünschenden Toleranz den weniger Fortgeschrittenen gegenüber.
Ein weiteres Beispiel kommt von einem kürzlich erfolgten Interview[39], in dem Wilber über ,,grüne Mems'' spricht. Das ist eine soziale Kategorie, die Menschen beschreibt, die die höchste Ebene der sozialen und persönlichen Entwicklung unterhalb eines transpersonalen Durchbruchs erreicht haben. Die grünen Mems sind feinfühlige Personen, die der kalten Vernunft misstrauen und das Gefühl betonen. Sie sind gegen Hierarchien jeglicher Art und verherrlichen einen pluralistischen Relativismus. Sie sind verantwortlich für politische Korrektheit und Verhaltenskodizes und sie befürworten egalitäre und multikulturelle Politik. Diese sind die Menschen, die am meisten durch Wilbers gemeine Fußnoten in SES aufgebracht sind, allerdings sind sie die Gruppe, die am meisten bereit ist, in die transpersonale Stufe hineingeführt zu werden. In einer Anzahl von Interviews ist Wilbers ambivalente Haltung ihnen gegenüber ersichtlich in seiner Bewegung von überlegenem Spott über diese weniger fortgeschrittene Gruppe bis zu respektvoller Aufzählung ihrer positiven Eigenschaften.
Während Wilber sich selbst aus seiner Theorie herauslässt, gibt es Weisen, auf die er sich selbst unbewusst in den Text von SES wieder einfügt. Indem er versucht, die vielen Widersprüche und Gegenargumente in Schach zu halten, kommen diese unbewussten Einfügungen in der Form einer Selbstkritik hinein. Es ist als würde Wilbers psychischer Schatten zu Wort kommen müssen durch diese inhaltlichen Symptome. Wilber projiziert diesen Schatten in seine Thematik und kritisiert unwissentlich sein eigenes Projekt. Projektion geschieht, wenn man seine eigenen Ansichten auf andere projiziert und glaubt, dass jene anderen tatsächlich jene Ansichten haben. Das ist es, wie die meisten von uns den New Age Ausspruch erfüllen, dass wir unsere eigene Realität erschaffen. Wilber macht das sehr oft im Lauf des Buches und das gibt eine sehr interessante Einsicht in ihn, sobald sie entschlüsselt werden.
Früh im Buch warnt uns Wilber vor dem Konzept der Ganzheit: ,,,Ganzheit' - das ist ein sehr gefährliches Konzept....gefährlich aus vielen Gründen, und nicht der geringste davon ist, dass sie immer verfügbar ist, um in ideologische Abläufe gestoßen zu werden. Wann immer jemand von Ganzheit redet, dass sie das Endgültige sei, dann müssen wir sehr wachsam sein, weil man uns sagt, dass wir bloß ,,Teile'' ihrer besonderen Version von ,Ganzheit' seien, und deshalb sollten wir ihrer Version untergeordnet sein - wir sind bloß Fäden in ihrem wundervollen Gewebe.''"[40] Natürlich argumentiert er, dass er diese Gefahr vermeidet, für diejenigen von uns, die nicht übereinstimmen, ist das aber eine exzellente Beschreibung eines Problems bei Wilbers großartiger Synthese. Ganze Felder des Wissens, unterschiedliche spirituelle Zustände und ausgedehnte historische Epochen finden, dass sie ,,bloß ,Teile''' sind in Wilbers ,,besonderen Version von ,Ganzheit'.'' Das könnte ihnen erscheinen, als wären sie ,,untergeordnet in [seiner] Vision...bloß Fäden in [seinem] wundervollen Gewebe.''
Später im Buch beschreibt Wilber unwissentlich meine Analyse seiner Ignoranz seiner eigenen Psyche und die intellektuellen Konsequenzen davon. Er schreibt. ,,Ich glaube, es ist eine tiefe Wahrheit der menschlichen Entwicklung, dass man jede Ebene vollständig transzendieren kann, nur wenn man ihr zuerst völlig die Ehre erweist (somit lässt man Umarmung/Agape zu). Andererseits ist unsere ,Entwicklung' bloß eine Reaktion auf, eine Reaktion gegen, die vorhergehende Ebene, und somit bleibt man an sie gebunden mit der Energie der Missbilligung - Phobos, nicht Eros."[41] Das ist eine gute Beschreibung dessen, was Wilber selbst geschehen ist. Er hat seine psychologischen Themen nicht durchgearbeitet und umarmt und daher lebt er sie in seinem Denken, Schreiben und Verhalten aus. Seine Abneigung gegenüber Verlust (Phobos) wird in einen positiven, konstruktiven Systemaufbau transformiert und ist vielmehr eine ,,Reaktion gegen'' negative oder kritische Denker denn eine ,,zulassende Umarmung''. Seine ungelösten Themen bei Reife und Unreife entstehen als ein stark entwicklungsmäßiges und progressives Programm mit ihm selbst auf dem spirituellen Gipfel, d.h. der reifste von allen. Seine Furcht, ein großer Fisch in einem kleinen Teich zu sein oder bloß das ,,höchste Gebäude in Kansas City'', schiebt ihn zur Grandiosität hin. Und die von ihm gefühlte Unsicherheit beim Überwasserhalten seiner großen Synthese wird kompensiert durch seine wiederholende, beschwörende und defensive Argumentation.
Wilber beschreibt seine eigene Schatten-Methodologie, als er die Methode des frühchristlichen Gelehrten Origenes beschreibt, wie er die christlichen Mythen interpretiert. Wilber schreibt:
Der Glanz dieses Systems ist, dass es einen prärationalen Mythos (wörtlich) nimmt und ihn sowohl auf einer rationalen (ethischen) Ebene als auch auf einer transrationalen (mystischen) Ebene wiederbearbeitet, so dass ,der Mythos' dazu veranlasst werden kann zu sagen, was auch immer für ihn zu sagen notwendig ist, ziemlich unabhängig davon, wie seine Urheber ihn tatsächlich meinten. Mit anderen Worten: die Interpretation trägt den Mythos ziemlich über sich selbst hinaus - zuerst in den Raum der Vernunft und dann in den Raum des Geistes. Der Mythos wird vollständig bewahrt - und restlos verneint.
Dies erlaubte Origenes, in die Mythen jegliche Bedeutung von einer höheren Ebene hineinzulegen, die er in sie legen wollte, so dass er sowohl biblische Autorität beanspruchen und sie andererseits zugleich grundlegend ignorieren konnte. [42]
Das ist eine exzellente Beschreibung dessen, von dem ich behaupte, was Wilber bei seiner Geschichte des Kosmos macht. Wilber nimmt die ,,wörtliche'' Kenntnis der Wissenschaften und ,,bearbeitet sie neu'' auf einer ,,rationalen (ethischen) Ebene und einer transrationalen (mystischen) Ebene'', um alles plausibel zu machen. Durch ausgewählte Gelehrsamkeit ,,kann''...das Wissen...,,veranlasst werden zu sagen, was auch immer notwendig ist, es sagen zu lassen.'' Das Wissen ist ,,bewahrt'', indem es in Wilbers neuer Synthese lebt und dennoch ist es ,,ausgesprochen verneint'', indem es aus den akademischen Debatten herausgerissen ist, in denen es sich befindet und ihm seine weitere Gültigkeit verliehen wird. Wilbers Methode des Aussortierens von bevorzugten Wissensbrocken aus verschiedenen Wissenschaften erlaubt es ihm, seiner Geschichte des Kosmos ,,welche Bedeutungen von einer höheren Ebene auch immer''...zu geben...,,die er in sie hineinlegen möchte.'' Er ,,kann sowohl biblische Autorität'' beanspruchen (indem er sagt, dass er unser allgemein akzeptiertes Wissen in Anspruch nimmt und indem er 238 Seiten an Fußnoten hat), und ,,es grundsätzlich zugleich ignorieren'', indem er wirklich nur wenige Gelehrte auswählt und diejenigen falsch interpretiert, die nicht zustimmen.
Schließlich beschreibt Wilber den Schaden, der von den Ego- (Aufklärungsrationalisten) und Öko- (romantischen) Lager verursacht wird und es verdoppelt sich als eine zwingende unbewusste Selbstbeschreibung. Von dem Ego-Lager schreibt er:
Das rationale Ego, hyperaktiv und hyperunabhängig nimmt seine eigene relative Autonomie (die sich tatsächlich bedeutend vermehrt hat) und bläst sie auf zu absoluten Proportionen. In seinem verständlichen Verlangen, Freiraum und Freiheit zu vermehren, hinterlässt es paradoxerweise massive Unfallopfer überall auf der Autobahn zum rationalen Himmel.[43]
Während es anscheinend eine Beschreibung eines historischen Bewusstseins ist, verdoppelt es als eine Kritik Wilbers eigenen Ansatz zum Schreiben von SES. In seinen Bemühungen, eine rationale, alles umfassende Synthese zu konstruieren, erhebt sich Wilber selbst auf eine außergewöhnliche Höhe - auf einen ,,rationalen Himmel'' - ohne Plausibilität seiner eigenen Kontextualisierung oder wie sie sein vermutlich neutrales, aperspektivisches, ,,hyperunabhängiges'' Anschauen beeinträchtigt. Er erzählt seine Geschichte von Materie, Leben, Verstand und Geist und meint, dass es die eigene Geschichte des Kosmos sei, d.h. ,,[er] blies es auf zu absoluten Proportionen.'' ,,Beim verständlichen Verlangen, den Freiraum und die Freiheit zu vergrößern'' hinterlässt er ,,massive Unfallopfer auf der Autobahn zum rationalen Himmel'', sobald er seine Gegner karikiert, Wissen selektiv in Anspruch nimmt und eine Einbezogenheit behauptet, die es nicht gibt.
Wilbers Beschreibung des Schadens für die Welt von Seiten des Öko-Lagers ist ebenso eine akute Selbstkritik. Er schreibt:
Aber das gleiche Paradox des Schadens sucht die Öko-Lager heim. Beim Beginn mit der ausdrücklichen Absicht, das Ego zu dezentrieren, es wieder in die weiteren Ströme von Leben und Liebe einzufügen, endigten die Öko-Lager - versehentlich paradoxerweise - beim Verfechten der Modi des Wissens und Fühlens, die extrem egozentrisch und offenkundig narzisstisch waren. Beim Wunsch, das Ego zu besiegen - und immer noch mit ihren Gegnern im monologischen Flachland feststeckend - führten die Ökö-Lager die moderne Welt in eine Glorifizierung des
göttlichen Egoismus ein: die unverschämte Rückkehr und Erhebung dessen, das sie ausdrücklich zu besiegen ausgegangen sind.[44]
Wilbers persönliche östliche mystische Praktiken hatten ,,die ausdrückliche Absicht, das Ego
zu dezentrieren'' oder ,,das Ego zu stürzen'', aber in der Suche nach einer Theorie von Allem ,,endeten sie - paradoxerweise versehentlich - beim Verfechten von Modi des Wissens und Fühlens, die extrem egozentrisch und offenkundig narzisstisch waren'' und daher erleben wir die ,,unverschämte Rückkehr und Erhebung dessen, was sie [seine mystischen Praktiken] ausdrücklich zu besiegen ausgegangen sind'': ,,eine Glorifizierung des göttlichen Egoismus''.
Schlussfolgerung
Ken Wilbers persönliche Erfahrungen von Teilung und Verlust werden durch Grandiosität kompensiert, die sich in seiner überwältigend positiven und massiven Theorie von Allem darstellt. Das untergräbt in keiner Weise die Gültigkeit seiner Theorie, es vervollständigt jedoch das Bild ihrer perspektivischen Beschaffenheit, was in vorhergehenden Kapiteln demonstriert wurde. Es verschafft ebenso eine weitere Illustration meiner These in dem früheren Kapitel, dass es einen psychologischen Ursprung für unsere Überzeugungen gibt beim Aufzeigen der psychologischen Ursprünge seiner Ansicht vom Kosmos.
LITERATURHINWEISE
[1] Wilber, Ken, "On Critics, Integral Institute, My Recent Writing, and Other Matters of Little Consequence, part II," at www.shambhala.com, p.7.
[2] Wilber, Ken, "Odyssey: A personal inquiry into humanistic and transpersonal psychology," Journal of Humanistic Psychology , vol. 22, nr. 1, p.60.
[3] Wilber, Ken, One Taste: The Journals of Ken Wilber, (Boston: Shambhala Publications, 1999), p.122.
[4] Wilber, Ken, Grace & Grit, (Boston: Shambhala Publications, 1991), p.34.
[5] Wilber, Grace & Grit, pp. 307-8
[6] Wilber, Ken, Boomeritis, (Boston: Shambhala Publications, 2002), p. 31.
[7] Schwartz, Tony, What Really Matters?, (New York: Bantam Books, 1995).
[8] Schwartz, What Really Matters?, p.347.
[9] Schwartz, What Really Matters?, p.350.
[10] Schwartz, What Really Matters?, p.350.
[11] Schwartz, What Really Matters?, p.347.
[12] Schwartz, What Really Matters?, p.350.
[13] Schwartz, What Really Matters?, p.347.
[14] Schwartz, What Really Matters?, p.347.
[15] Wilber, Grace &Grit, p. 240.
[16] Wilber, "Odyssey," p. 58.
[17] Four quotes from Wilber, "Odyssey," p. 58.
[18] Wilber, One Taste, p.76.
[19] Wilber, Grace & Grit, p. 22.
[20] Wilber, Grace & Grit, p. 73.
[21] White, Hayden, The Content of the Form, (Baltimore : John Hopkins University Press, 1987).
[22] White, Hayden, Metahistory, (Baltimore : John Hopkins University Press, 1990).
[23] Wilber, SES, p. viii.
[24] White, Metahistory, p. 7.
[25] White, Metahistory, pp. 8-9.
[26] White, Metahistory, p. 9.
[27] White, Metahistory, p. 9.
[28] White, Metahistory, pp. 9-10.
[29] White, Metahistory, pp. 15-16.
[30] SES, pp. 25-27.
[31] McDermott, Robert, "The Need for Philosophical and Spiritual Dialogue," ReVision, 19(2).
[32] SES, p. vii.
[33] SES, p. 662.
[34] Wilber, Grace & Grit, p.152.
[35] SES, p. 524.
[36] Wilber, "On Critics, Integral Institute, ....part III.
[37] Wilber, Grace & Grit, p. 21.
[38] Wilber, Grace & Grit, p. 268.
[39] Wilber, "On Critics, Integral Institute, ....part II.
[40] SES, p. 36-37.
[41] SES, p. 375.
[42] SES, p. 397.
[43] SES, p. 457.
[44] SES, p. 457-458.
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