INTEGRAL WORLD: EXPLORING THEORIES OF EVERYTHING
Ein Forum für eine kritische Diskussion über die integrale Philosophie von Ken Wilber



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Veröffentlichungstermine von Essays (Monat / Jahr) finden Sie unter "Essays".

Anmerkung der Übersetzer: die folgenden Beiträge sind Kommentare von Ken Wilber zu verschiedenen Anfragen und Stellungnahmen, die während einer on-line Konferenz, veranstaltet von Shambhala-Verlag, gegeben wurden. Die Sammlung und Auswahl dieser Beiträge erfolgte durch ISBerlin (Integrale Studien Berlin). Wir, die Übersetzer, haben zur besseren Orientierung die einzelnen Beiträge mit Überschriften versehen, und dem Text ein Inhaltsverzeichnis dieser Überschriften vorangestellt. Diese Überschriften und das Inhaltsverzeichnis sind im Originaltext nicht enthalten.



Ken Wilber: Kommentare

Gesammelt während einer Online-Konferenz
vom 15.9. - 17.9 2000

Übersetzung: Monika Frühwirth und Michael Habecker

Inhalt

Das „harte Problem", der Subjekt-Objekt Dualismus | Ist Fortschritt nur eine Illusion? (1) | Unsere Rolle in unserem Leben | Bewusstsein und Quantenphysik | Das kausale Selbst | Integrale Praxis (1) | Integrale Praxis (2) | Kritiker | Integrales Business | Aufwärtsentwicklung | Verpflichtendes Mitgefühl/Moralische Grundintuition (MGI) | Sterben, Tod und Jenseits | Die vier Quadranten | Integraler Multikulturalismus | Verschiebung des Schwerpunktes | Integrale Physik/Wissenschaft | Ken über Ken (1) | Holons | Das Ich und die Erleuchtung | Über die transpersonale Bewegung | Ist Fortschritt nur eine Illusion? (2) | Ist Fortschritt nur eine Illusion? (3) | Spirituelle Infrastruktur | Integrales Institut in Deutschland | Integrales Institut | Spiral Dynamics | Ken über Ken (2) | Integrales Business/Moral | Grüsse aus Berlin | Schlusswort vom Shambhala Verlag

1. Das „harte Problem", der Subjekt-Objekt Dualismus

Hallo Anand,

das „harte Problem" des Bewusstseins (welches letztendlich die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt betrifft) ist tatsächlich eine harte Nuß, nicht deshalb, weil es philosophisch schwierig ist, sondern weil seine ultimative Lösung Satori erfordert, bzw. einen Wandel im Bewusstsein des Forschenden, und nur sehr wenige AI-Menschen sind dazu bereit. [AI = künstliche Intelligenz] Und so strampeln sie sich ab im Samsara, indem sie für einen ontologischen Monismus argumentieren, der selbst doch eine Verletzung der Phänomenologie ihres samsarischen Zustandes darstellt.

Du erwähnst David Chalmers und seine Argumentation für die Nicht-Reduzierbarkeit des Bewusstseins. David hat gerade ein paar Tage bei mir verbracht, und er stimmte darin überein, dass die Argumentation bezüglich des harten Problems durch die Existenz von Satori - also die volle direkte Verwirklichung der nichtdualen Natur der Wirklichkeit - bereits auf dramatische Weise verändert wird. Natürlich wird sich praktisch keiner Deiner Kollegen der notwendigen Disziplin unterwerfen um zur eigenen Bewusstheit zu erwachen, und so wird sich ihre Diskussion weiterhin im Rahmen des Flachlandes bewegen, leider... Meine aktuellen Überlegungen zum Subjekt-Objekt Dualismus und dem harten Problem finden sich in dem Buch Integrale Psychologie, speziell Kapitel 14 mit seinen ausführlichen Anmerkungen. Ansonst ist es richtig, dass das harte Problem ohne Satori hart bleiben wird, oder, besser gesagt, unlösbar.

2. Ist Fortschritt nur eine Illusion (1)?

Re: Fortschritt ist einfach nur eine Illusion

Hi Jack,

du sagst, "Ken, ich werde nicht darüber streiten, wer in diesem Dialog recht hat, der Swami oder Alan Watts. Was ich jedoch weiss ist, dass du nicht auf zwei Hochzeiten tanzen kannst: entweder - oder!. Mit anderen Worten, es muss eine Entscheidung getroffen werden. Du kannst dich entweder Watts anschliessen und alle Vorstellungen von Fortschritt (durch eine Praxis) fallen lassen. Oder aber, dich dem Swami anschliessen, deine Konzepte von Fortschritt beibehalten, jedoch die ganze Vorstellung aufgeben, dass Gott sich in der Dualität manifestiert. Aber nicht beides zugleich."

Nun, siehst du, das geht sehr wohl: Beide haben absolut recht! Dies ist ein Paradoxon für den Verstand, aber überhaupt nicht paradox für den GEIST. Einer der grossen Zen Meister drückte es so aus: "Wenn es keine Anstrengung und keinen Fortschritt im Tao gibt, dann bleibt man ein vollständiger Dummkopf. Doch wenn es Anstrengung und Fortschritt gibt, dann bedeutet diese Anstrengung in Wahrheit die Zerstörung des Tao". Also, wenn der Zen Meister dich fragt, "Sollst du praktizieren oder nicht?", was sagst du dann? Schnell! Was sagst du? Deine intellektuelle Antwort ist gut so weit sie reicht - ja, sie ist grossartig - doch sie erfasst nicht das Wesen des Problems. Alan und der Swami spielen Wortspiele, und sie beide wissen das. Alan gibt vor, dass Meditation oder eine Art von Praxis für die meisten Menschen nicht erforderlich ist, um das Immer-Gegenwärtige zu verwirklichen. Natürlich hat er in einem absoluten Sinn recht, doch die einfache Antwort ist: Wenn du wirklich Alan glaubst, dann versuche, den GEIST auf die Art zu verwirklichen, die Alan empfiehlt. Du hast ja schon Alan's Ansatz probiert, und was ist passiert? "Man bleibt ein vollständiger Dummkopf". Bist du, Jack, zu deinem unbegrenzten Selbst vollständig erwacht, einfach nur durch Lesen oder indem du Alan nachfolgst? Nein? Warum nicht? Und deswegen wurde Alan später in seinem Leben ein grosser Befürworter von Meditation. Nicht als einen Weg, um Brahman zu erlangen, was unmöglich ist, aber als einen Weg, um Brahman klarer und vollständiger auszudrücken - was dann Satori "bewirkt"; und dann verstehst du, ABER NICHT DAVOR, dass alle Anstrengungen vollkommen am Wesentlichen vorbeigingen. Die Praxis ist keine Leiter, die weggeworfen werden kann, ohne dass sie zuvor erklommen worden wäre, und so deckt meine Arbeit beide Seiten des Paradoxon ab - Fortschritt und Allgegenwart(ein Paradoxon, welches lediglich vor Satori existiert). Deshalb widme ich in vielen Büchern - wie Das Wahre, Schöne, Gute - viele Kapitel den notwendigen Wellen von Entwicklung, Anstrengung und Fortschritt - und beende dann das Buch mit einem Kapitel über "Immer schon", oder das immerwährende Gewahrsein, welches nie erreicht oder erlangt werden kann, weil es niemals verloren wurde. Beide Seiten des Paradoxon sind zu 100% wahr. Wie kann das möglich sein?, fragt der relative Verstand.

Nun, verwirkliche Satori, und finde es selbst heraus. Wenn dir das gelingt, indem du lediglich Alan Watts liest, ausgezeichnet! Wenn nicht, dann liegt vielleicht etwas von der Swami Praxis auf deinem Weg (Meditation, Zen, Vipassana, kontemplatives Gebet...). Auf welchem Weg auch immer, viel Glück und die besten Wünsche auf deiner Reise ohne Ziel! Ich glaube, dass der wunderbare forschende Geist, der sich in deiner Nachricht ausdrückt, dich schliesslich direkt zur realisierten Bewusstheit bringen wird, wo sich dieses tiefe Dilemma in deinem Bewusstsein vollständig löst. Wie wunderbar dieses intensive Forschen bereits in dir wirksam ist!

Erinnere dich zum Beispiel daran, dass im Zen der "genjo Koan" eine Frage ist, die spontan auftaucht und dich nicht mehr loslässt. Dieses Dilemma - tatsächlich jedes Dilemma - reflektiert einfach das tiefe und grundlegende Dilemma (oder den Dualismus), der in jedem endlichen Selbst gegenwärtig ist: es ist ein Riss in der Seele, die nicht loslassen kann, eben wegen dieses Schmerzes, der diesem Dualismus zu eigen ist. Wenn diese grundlegenden Fragen uns in ihrem Griff halten, sind sie Botschaften von unserer tiefsten Seele und unserem tiefsten GEIST: wache auf, flüstern uns diese Botschaften zu, wache auf, und das Dilemma wird grundlegend, zutiefst, klar und radikal (auf)gelöst...

Ich bin aufrichtig überzeugt, Jack, dass du gut auf deinem Weg zu diesem erwachten Bewusstsein bist.

Mein Segen und die allerbesten Wünsche für dich für dieses grosse Abenteuer, das in Wahrheit nie jemals geschah.

3. Unsere Rolle in unserem Leben

Re: Fortschritt ist einfach nur eine Illusion

Hi Nancy,

Grüsse von Don Beck, er meint du wärst „grossartig"!

Du sagst, „Um eine grössere Rolle zu spielen, müssten wir wahrscheinlich eine Art von vereinigtem Bewusstsein und Bewusstheit dieser Rolle haben. Meine Hypothese ist, dass wir tatsächlich eine Aufgabe im Universum haben und dass wir uns zu jener (Bewußtseins)Stufe hinentwickeln müssen, wo wir diese Aufgabe erkennen."

Ja, und das ist eine Variante davon, was ich Jack in der vorhergehenden Mittteilung vorschlug. Die meisten dieser „höheren Rollen" oder „tieferen Realitäten" erfordern, was die christlichen Mystiker adequatio nennen - und zwar müssen wir selbst diesen höheren oder tieferen Wirklichkeiten entsprechen. Sogar mit der paradoxen Vorstellung von Entwicklung und Fortschritt hin zu dem, was tatsächlich Immer-Anwesend ist, müssen wir evolvieren und unser Bewusstsein zu dem Punkt hin entwickeln, wo wir FÄHIG sind zu realisieren, dass Entwicklung und Fortschritt im Allgegenwärtigen unnötig sind. Davor ist alles, was wir sagen nur „reden-reden" [„talk-talk"], und nicht „gehen-gehen" [„walk-walk"]. Eben nur Worte, keine Taten.

Es ist großartig, dich in dieser Diskussion dabeizuhaben!

4. Bewusstsein und Quantenphysik

Hi Matt,

Du fragst nach Goswami's Ansichten über Bewusstsein und Quantenphysik? Ich glaube, er hat eine wunderschöne spirituelle Absicht, ist jedoch theoretisch zutiefst verwirrt. Es scheint bei Physikern ein Berufsrisiko zu sein, dass sie glauben, die Welt hätte nur zwei Dimensionen, Materie und Gott. Doch wo ist die umfassendere Vorstellung der Großen Hierarchie des Seins, von der Materie zum Körper, zum Geist, zur Seele, zum GEIST? Wo sind Biologie, Wirtschaft,Psychologie, Geschichte, Dichtung, Kunst, Moral? Warum soll die Physik, deren Gesetze sich nur mit Dreck und Felsen befassen, die endgültigen Antworten über den Kosmos geben? Das würde bedeuten, die untersten Holons der Existenz zu priviligieren, und dann zu behaupten, dass sie das Wesen und die Essenz aller anderen Holons abdecken, tieferen und höheren. Die Behauptung, dass alle diese höheren Holons letztlich aus physikalischen Holons bestehen, bedeutet einfach die Reduzierung des Höheren auf das Niedere - was für eine traurige, materialistische Annahme. Hier ein paar Einzelheiten, als Antwort auf deine Mail: "Goswami hat vorgeschlagen, dass Bewusstsein (universell oder lokal manifestiert - letztlich dasselbe) agiert, um die Quanten-psi-Funktion zu kollabieren [d.h., die Schroedinger'sche Wellenfunktion zu kollabieren], und so das erschafft, was wir die Wirklichkeit nennen, aus der virtuell "impliziten" Wirklichkeit heraus, repräsentiert durch Quanten-Wahrscheinlichkeit".

Mark hat in seiner wundervollen Antwort auf Deinen Beitrag schon richtig darauf hingewiesen, dass dieser Ansatz niemals die tieferliegende Frage stellt: welche Ebene des Bewusstseins ist erforderlich, um die Schroedingersche Wellenfunktion zum Kollabieren zu bringen? Kann das Bewusstsein einer Pflanze dies tun? Eines Hundes? Eines Elephanten? Eines Menschen? Wenn ein Mensch, dann auf welcher Ebene (rot, blau, orange, grün, zweiter Rang)? Siehst du das Problem? Wenn wir einfach nur sagen, "nun, diese Ebenen des Bewusstseins sind am Ende alle das Selbe", dann ist das wahr, doch es ignoriert genau diejenigen relativen Unterscheidungen, die diese Ansicht zu erklären versucht. Und daher ist, nach meiner Meinung, die Reduktion der Grossen Kette des Seins auf ihre unterste Ebene (physikalische Einheiten), und in der Folge die ausschliessliche Anwendung der Gesetze dieser physikalischen Einheiten ein Versuch, die Manifestation des gesamten Kosmos aus Dreck heraus zu erklären - was genau in

die falsche Richtung geht. Die "implizite Wirklichkeit" der Quantenphysik bringt NICHT die Gesetze hervor, die Biologie, Dichtung, Moral, Kunst und so weiter erklären können - sie bringt lediglich einen Formalismus hervor, der den Aufenthalts"ort" z.B. eines Elektrons erklärt. Dieser brutale Reduktionismus, den David Bohm und andere verfolgten, wurde übringens von Einstein selbst - als direkte Antwort auf Bohm's Theorie der verborgenen Variablen - als "ein billiger Ausweg" bezeichnet. (Die Antwort von Einstein auf Bohm's Theorie fand ich übringens bei den Recherchen für Quantum Questions. Ich war dermassen erstaunt über die Popularität dieser reduktionistischen Ansätze zur Spiritualität, dass ich nachforschte, was die grossen Pioniere der Quanten- und der Relativitäts-Physik tatsächlich bezüglich Physik und Mystik sagten. Sie ALLE waren gegen einen derartigen Ansatz wie den von Goswami...), wie im Buch [Quantum Questions] beschrieben.

"Goswami schlägt deshalb einen konkreten Mechanismus vor, durch den das Universum das ist, was die Hindus einen "Traum Gottes" nennen, und durch den wir als Bewusstsein virtuelle Wellenformen zu Materie kondensieren können". Noch einmal, von welcher Ebene des Bewusstseins sprechen wir hier? Wenn du mit der Schroedingerschen Wellenfuktion vertraut bist (und damit habe ich mich in meiner akademischen Abschlussarbeit beschäftigte - genauer gesagt, in meiner Dissertation ging es um das Thema "The Photoisomerization Isolated From Bovine Rod Outer Segments" (Photoisomerisation -isoliert in aeusseren Stabsegementen von Rindern)- ziemlich aufregend, nicht wahr? Bei dieser Forschung ging es um die Mechanismen, durch die Lichtphotonen beim Rhodopsinmolekül eine Strukturveränderung verursachen und damit Sehen initiieren). Wie auch immer, wenn du dich je mit der Wellenfunktion beschäftigt hast, weisst du, dass das EINZIGE, was sie erscheinen lässt, ein einzelnes materielles Teilchen ist (z.B. ein Elektron). Die Physiker stimmen darin überein, dass sie nicht einmal, auch nicht vage oder annähernd, die komplexeren Ebenen der physikalischen Realität berührt oder gar erklärt (z.B. von Polymeren oder dissipativen Strukturen), oder biologische Ebenen der Existenz, oder psychologische Ebenen und Linien - und so weiter und so weiter und so weiter, meine Seele leidet unter dem Reduktionismus dieses Ansatzes!

Sogar Fritjof Capra, der dieses reduktionistische "Tao der Physik" so populär machte, wies kürzlich darauf hin, dass man nicht in der Physik sondern in den biologischen Systemwissenschaften suchen sollte, um die Wirklichkeit zu verstehen (das ist NOCH IMMER reduktionistisch, aber nicht so reduktionistisch wie diese Quanten-Dummheit...)

Doch lass mich noch sagen, warum mich diese reduktionistischen Ansätze persönlich so betrüben: Wenn das, was Goswami (und andere Reduktionisten) sagen, wahr ist, und sie den tatsächlichen Mechanismus herausgefunden haben, durch den Gott die Welt manifestiert, heisst das dann, dass das Lernen der Schroedingerschen Wellenfunktion dich erleuchtet? Erlangst du dadurch Satori? Nun, Schroedinger selbst sagte dazu: NIE UND NIMMER [NO FUCKING WAY]. Na ja, oder etwas in der Art. :-)

Du siehst, diese reduktionistischen Ansätze vermitteln den Eindruck, dass, wenn du Quantenphysik studierst, du erleuchtet wirst (wenn Quantenphysik wirklich den Traum Gottes erklärt, wie kannst du dann Gott verstehen ohne die Quantenphysik zu verstehen? Ein ausschliesslich mentales Verstehen mathematischer Symbole wird an die Stelle trans-mentaler und spiritueller Verwirklichung gesetzt). Dies hat die entsetzliche Tendenz, Menschen den Mut für eine authentische spirituelle Praxis zu nehmen, welche sie in die Lage versetzt, zu dem wahren Mechanismus zu erwachen, durch den ihr eigenes tiefstes Selbst die manifeste Welt von Augenblick zu Augenblick erscheinen lässt. Wie geschieht diese Manifestation? Es ist NICHT so, dass dein Bewusstsein auf etwas schaut und dadurch die Wellenfunktion kollabiert, so dass die materielle Welt in das Sein eintritt, denn aus deinem höchsten Bewusstsein entsteht bereits auch die Wellenfunktion selbst (ob sie kollabiert ist oder nicht)! Wenn das Kollabieren der Wellenfunktion notwendig wäre für irgendetwas, um in die Existenz einzutreten, stellt sich die Frage, woher kommt dann die Wellenfuktion selbst? Da die Physik das nicht erklären kann, kann sie prinzipiell das Erscheinen von Manifestation nicht erklären.

Anders gesagt, sowohl der implizite Bereich wie auch der explizite Bereich erscheinen aus deinem eigenen tiefsten GEIST und Bewusstsein. Und daher ist es nicht so, dass Bewusstsein auf den impliziten Bereich schaut und dadurch den expliziten Bereich hervorbringt (und dass die Quantenphysik deshalb das Erscheinen der manifesten Welt erklären kann), sondern dass BEIDE, das Implizite und Explizite aus dem zeitlosen Grund oder dem ursprünglichen Bewusstsein entspringen (und deshalb kann dieses Hervortreten nicht einmal in Ansätzen von der Quanten- oder einer anderen Physik erfasst werden). Und wo ist dieser zeitlose Grund, der Bewusstseins selbst ist?

Siehst du diese Wolken? Spürst du den kühlen Wind? Finde heraus wer, was und wo dieser ZEUGE ist, und du wirst dasjenige entdecken, welches so weit jenseits von Physik ist, dass der Geist [mind] selbst in Wunder und Entzücken, Strahlen und Erlösung, Segnung und Glückseligkeit fällt, im Anblick dieses, deines ursprünglichen Gesichts, lächelnd auch jetzt...

5. Das kausale Selbst

Hi Mark,

nun, das kausale Selbst ist niemals müde, oder fröhlich, oder traurig, oder überhaupt irgendetwas, sondern einfach das leere, immer anwesende Spiegel-Bewusstsein von all dem, was erscheint. Aber der gute alte Ken kann natürlich müde, fröhlich, traurig und so weiter werden. Der Trick besteht darin, sich mit beiden anzufreunden...

Leute, ich bin nun schon seit ein paar Stunden on-line (es ist etwa 5:30 Samstag morgen), lese praktisch alle Nachrichten. Puh! Wie fangen wir an? Ich werde einfach nach dem Zufallsprinzip irgendwo einsteigen und die Fäden dieser Diskussion so gut wie möglich aufnehmen. Würdet ihr nicht auch gerne alle in einem Raum zusammen sein? Körperliche Gemeinschaft hat so viele Vorteile - man kann z.B.jemanden mit Tomaten bewerfen, usw. :-).

Entschuldigt, wenn ich nicht gleich zu deiner speziellen Frage komme. Ich stimme mit vielen darin überein, dass die Art, wie dieses Forum eingerichtet ist, etwas verwirrend ist. Doch andererseits sehe ich nicht allzu viele Alternativen. 100 Leute die „lineare" Antworten schreiben, bilden einen umständlichen und mühseligen Prozess. Und doch ist das besser als garnichts, oder? Also - tun wirs! ....

Ken

6. Integrale Praxis (1)

Hi Corte,

in thematischen Diskussionen wie dieser versuche ich, anstatt jede Nachricht separat zu kommentieren (was zu Tonnen von neuen Nachrichten führen würde), das Thema generell zu kommentieren, nachdem ich die bis jetzt vorliegenden Nachrichten dazu gelesen habe. In meiner Antwort bemühe ich mich, so viele der individuellen Nachrichten zu berücksichtigen, wie ich kann, weil sie alle so viele interessante Punkte ansprechen!

Das ist zwar nicht so persönlich, wie wenn ich jede Nachricht individuell beantworten würde, und das tut mir wirklich leid, ermöglicht aber, ein weit grösseres Gebiet abzudecken. Und natürlich versuche ich auch, soweit es die Zeit erlaubt, mich in den individuellen Austausch einzuschalten, weil ich wirklich jeden von euch persönlicher kennenlernen möchte...

Integrale Praxis - ja, das kann zu kompliziert werden, zu sehr zu einem "System" werden und damit letztlich zu einem weiteren Ego-Trip - ganz abgesehen davon, dass es verdammt schwierig ist. Mike Murphy und ich scherzen oft darüber, dass wir uns alle damit noch einen „metaphysischen Bruch" heben werden. Autsch!..

Doch die Idee einer „vier-Quadranten" Praxis - oder besser gesagt, einer „alle Quadranten, alle Ebenen" (AQAL) Praxis - ist tatsächlich sehr, sehr einfach.

Alle Quadranten

Erinnert euch daran, dass die Idee von AQAL einfach die zwei durch alle Kulturen am meisten verbreiteten und tiefgründigsten Intuitionen kombiniert, die Menschen haben. Schauen wir sie uns nacheinander an: die vier Quadranten, wie ihr alle wisst, können zu „den grossen Drei" zusammengefasst werden, dem Ich, Wir und Es; oder den Fürwörtern der ersten Person, zweiten Person und dritten Person [Hinweis: ja, „wir" ist technisch erste Person Plural, doch ich schliesse es in die zweite Person mit ein („du" oder „Sie"), weil ohne ein gemeinsames „Wir" er/sie nicht wirklich verstanden werden kann; siehe dazu die Anmerkungen in TOE (Ganzheitlich Handeln) und IP (Integrale Psychologie)]; oder Kunst, Moral, und Wissenschaft; oder das Schöne, das Gute, und das Wahre; oder Selbst, Kultur und Natur, und so weiter. Der Grund, dass jede einzelne menschliche Sprache auf der ganzen Welt Fürworte der ersten, zweiten und dritten Person enthält, ist, dass diese drei Dimensionen (die vier Quadranten) tatsächlich reale Dimensionen der Wirklichkeit sind, und da Sprache sich selbst als Antwort auf diese Wirklichkeit entwickelt, enthält sie natürlicherweise Begriffe der ersten, zweiten und dritten Person für diese Wirklichkeiten (für die vier Quadranten).

Das ist der Grund, warum das Konzept der vier Quadranten von ziemlich jedem sofort intuitiv erfaßt werden kann - weil diese Dimensionen bereits Teil des eigenen Wesens sind. Dies ist nicht etwas, das aufgepfropft wird, es ist bereits ein gewachsener Bestandteil (der Person). Und wenn du BEWUSST versuchst, alle vier Quadranten zu umfassen, ins Gleichgewicht zu bringen und zu harmonisieren, schliesst du einfach Freundschaft mit Aspekten deines eigenen Selbst, deines eigenen Wesens, deines eigenen GEISTES, da dieser GEIST sich selbst in (und als) alle vier Quadranten manifestiert. Eine Praxis aller vier Quadranten befolgt daher nicht „Ken Wilber's Philosophie," es ist das Nachvollziehen der tiefsten Konturen deiner eigenen wahrsten Natur.

Deine Praxis (und dein Leben!) werden bewusster INTEGRAL. Die vier Quadranten sind auf jeden Fall da, ob du dir ihrer bewusst bist oder nicht. Doch indem du sie dir bewusster machst, und sie dann ins Gleichgewicht bringst, kommst du zu der wirklichen Essenz eines integrierteren, harmonischeren, erwachten Lebens, weil du dann nicht nur deinem kleinen Selbst (oder „Ich") dienst, du dienst ebenso der Kultur („Wir") und Natur („Es"), und auf diese Art manifestierst du deinen eigenen GEIST in seinen leuchtendsten und erfülltesten und gesegnetsten Formen.

Es ist im Grunde sehr einfach: Wo hast du gerade Kontakt mit den Ich-, den Wir- und den Es-Bereichen auf deiner Ebene oder Stufe der Entwicklung? Diese drei Dimensionen existieren auf jeder Ebene, und daher, unabhängig von deiner Ebene, achte darauf, dass du sie harmonisierst, so gut du kannst, durch deine Aufmerksamkeit für Selbst, Kultur und Natur. Wenn du dem Selbst oder „Ich" zu viel Aufmerksamkeit schenkst, denke vielleicht darüber nach, wie du deiner Familie, deinen Freunden, deiner Sangha, deiner Gemeinde mehr Aufmerksamkeit schenken kannst - oder allen „Wir", in denen du existierst und in denen dein interpersonaler GEIST sich wahrhaft manifestiert.

Oder achte mehr auf die Natur, auf die Welt da draussen - oder alle „Es" und „Objekte", die in Wahrheit der konkrete KÖRPER deines eigenen GEISTES sind. Schenkst du auf der anderen Seite dem „Wir" zu viel Aufmerksamkeit - verlierst du dich in dem, was andere denken, erschöpfst du dich, indem du andere überversorgst, hast du Angst davor herauszuragen, aufzustehen, oder dich gegen die Herdenmentalität zu stellen - dann solltest du vielleicht dem „Ich" mehr Aufmerksamkeit schenken, und damit beginnen, diesen vernachlässigten Quadranten zu leben.

Analog gibt es einige, die der „Natur" zu viel Aufmerksamkeit geben, und dabei vergessen, dass die Natur selbst die äussere und sichtbare Form des inneren unsichtbaren GEISTES ist. Die Natur ist die Hülle des Selbst, doch achte nicht so sehr auf die Kleidung, dass du das Selbst dabei vergisst! Die Quadranten ins Gleichgewicht zu bringen, oder einfach die Kontaktaufnahme mit diesen Aspekten deines eigenen Seins - dies ist die Grundlage jeglicher integralen Praxis.

Alle Ebenen

Die andere Komponente von AQAL ist „alle Ebenen", was in der einfachsten Form Materie, Körper, Geist [mind], Seele und GEIST [spirit] bedeutet. Während die Quadranten horizontal sind, sind die Ebenen vertikal, und so entsteht das Kreuz deines eigenen tiefsten GEISTES.

Was die Ebenen anbelangt, bedeutet integrale Praxis hier einfach das Bemühen, so gut du kannst, die physische, emotionale, mentale und spirituelle Welle deines Wesens zu praktizieren, und jeder hier kennt spezifische Übungen für jede dieser Ebenen (siehe zum Beispiel OT [Einfach Das]; und ich führe einige andere in noch folgenden Mitteilungen an). Wiederum geht es nicht darum, sich einen „metaphysischen Bruch" zu heben! Sondern einfach um den Versuch des Einschliessens (oder der freundlichen Kontaktaufnahme) mit jeder dieser Wellen, die du gegenwärtig vernachlässigst. Z.B. vernachlässigen Meditierende oft die unteren Ebenen - und daher bewirkt etwas Gewichtheben Wunder für ihre Praxis! Und Psychotherapeuten ignorieren allzu oft die höheren Ebenen - versuche es doch einmal mit ein bisschen Meditation, um Gottes Willen [for God's sake] (wortwörtlich)!

Das Zusammenbringen dieser beiden Komponenten (AQAL) bedeutet, dass wir uns darum bemühen, Körper, Geist und GEIST (den „alle Ebenen" Teil) im Selbst, der Kultur und Natur (dem „alle Quadranten" Teil) zu praktizieren. Dies bedeutet, dass JEDE EBENE (Körper, Geist, GEIST) vier Dimensionen hat (die vier Quadranten), oder einfach die grossen Drei des Ich, Wir, und Es (oder Selbst, Kultur und Natur).

Im Grunde ist es ganz einfach: Wenn ich in Kontakt komme mit irgendeiner Ebene meines Seins - Körper, Geist, GEIST - dann achte ich darauf, wie diese in mir, in anderen, in der Natur existieren, und indem ich Kontakt mit all diesen Ebenen und Dimensionen aufnehme, berühre ich im Grunde nur WIRKLICHKEITEN, DIE SIND (UND BEREITS EXISTIEREN). Und so kann ich mich bewusst auf mein tiefstes Wesen ausrichten, in all seinem wunderbaren Geschmack und seinen Formen, oder ich kann es ignorieren, versuchen zu verleugnen, und so zerfetzt und zerrissen in die Welt hineinhumpeln, meiner eigenen Bestimmung mit Tränen und Schrecken in dem zerbrochenen Spiegel begegnen, in dem ich meine eigene Seele zu erkennen versuche.

Der integrale Ansatz ist, anders gesagt, einfach ein Weg, um den GEIST zu würdigen (welcher dein eigenes tiefstes Sein ist), wie er sich in all seinen strahlenden Welten manifestiert. Natürlich kann das Ego die integrale Praxis zu einem neuen Spielfeld machen, was letztlich den ganzen Zweck vereitelt. Doch AQAL erinnert lediglich daran, was wir wahrhaft sind, und daher auch an alles das, dessen wir uns wahrhaft, vollständig und staunend bewusst werden können...

7. Integrale Praxis (2)

Hallo Alex,

nachfolgend zu meinem früheren Beitrag zur integralen Praxis (als eine Antwort auf Corte): Natürlich, Alex, kann die integrale Praxis zu einem komplexen Spiel gemacht werden, welches alles zum Stillstand bringt. Aber wie Nancy so schön gesagt hat, ist der integrale Ansatz eine "anzustrebende Vision, und nicht etwas, um das eigene Selbst zu verprügeln". Also hebt euch bitte keinen metaphysischen Bruch bei diesem Ansatz! :-)

Und Beth hat folgenden tollen Vorschlag: sie verwendet die Quadranten als eine Möglichkeit, sich darüber klar zu werden, dass alles Grundlegende abgedeckt ist. Und sie schreibt ganz richtig, dass wir alle bereits ohnedies in die Quadranten eingebunden sind; man kann sie nicht wirklich vermeiden, oder sie NICHT verwenden - es ist einfach eine Angelegenheit von: wollen wir das bewusst und mit mehr Ausgewogenheit und Harmonie machen, oder abgestumpft und wie im Schlaf in die Welt gehen, die wir geschaffen haben?

Mark - tatsächlich arbeiten bereits viele Menschen an verschiedenen Arten von AQAL Tests, nicht um Menschen zu kategorisieren oder sie in Schubladen zu stecken, sondern, wie du andeutest, als einen Weg, um Menschen dabei zu helfen, einfach zu prüfen wie gut (oder schlecht) sie mit diesen vorgegebenen Wirklichkeiten in ihrem eigenen Wesen in Kontakt sind ... (ich werde versuchen, einige dieser Tests später zu erwähnen.)

Thomas (Brinson): vielen herzlichen Dank, du liebe Seele, ich weiss das sehr zu schätzen.

8. Kritiker

Hallo Keith,

nun, wie "prosaisch" kann man schon in diesem Forum sein!?

Du sagst, "Was die KW Kritiker betrifft, scheinen sie ein bunter Haufen zu sein." Du sagst es... :-)

"Die meisten haben sich vor einen bestimmten Karren gespannt, und sind extrem genervt, wenn Ken ihnen nicht beipflichtet, dass sie damit den einzigen Schlüssel zu aller Wahrheit hätten."

So läuft es eindeutig mit einem Grossteil der Kritiker. Natürlich bringen manche Kritiker hervorragende Argumente ein, und ich bemühe mich ehrlich darum, all diese konstruktive Kritik in meine nachfolgende Arbeit aufzunehmen.

Manchmal wird behauptet, dass ich Kritik nicht mag, und das ist dumm. Warum nenne ich es "Wilber-1, -2, -3, und -4"? Weil ich meine Arbeit ständig auf den neuesten Stand bringe, unter Einbeziehung sagenhaft guter Kritik. Dennoch klingt manches an Kritik ziemlich eigenartig, wie du sagst. Teilweise liegt das daran, ob zurecht oder nicht, dass ich als der schnellste Revolverheld in diesem speziellen Wilden Westen gelte, und nun kommen all die jungen Heisssporne und wollen mir den Hintern wegschiessen. Der einfachste Weg für sie, sich einen Namen zu machen, ist eben, mich wegzupusten. Einige von ihnen sind auch verdammt gut darin!

Wie auch immer, es gibt tatsächlich eine ganze Mischung unterschiedlichster Motive meiner Kritiker, vom Giftigen zum Sublimen (so wie auch meine eigenen Antworten an meine Kritiker eine Mischung aus meiner eigenen Weisheit und Neurose sind - hoffentlich ein bisschen mehr von ersterem, und doch...)

Es ist toll dich dabei zu haben, Keith!

9. Integrales Business

Hallo Corte (und Rene, Mike, Jason, Matt...)

es tut wirklich gut, von eurem Interesse und den Experimenten mit einem integraleren (oder AQAL) Modell im Wirtschaftsleben zu hören.

Tatsächlich explodiert derzeit das Interesse an AQAL Business-Modellen, und es tut mir wirklich leid, dass noch nichts wirklich für eine Veröffentlichung fertig ist. Doch ich bin echt überwältigt (und überglücklich) darüber, was draussen in der Geschäftswelt vor sich geht. Lass mich dir eine kurze Kostprobe geben...

Wie ich in TOE [Ganzheitlich Handeln] angemerkt habe, haben mehrere Wirtschaftswissenschafter darauf hingewiesen, dass es vier grundsätzliche Schulen von Business-Management (oder Leitung) gibt:

  1. Theorie X, welche mit der Veränderung individuellen Verhaltens arbeitet,
  2. Theorie Y, welche mit persönlicher Erfüllung und Motivation am Arbeitsplatz arbeitet,
  3. kulturelles Management, welches mit der internen und organisatorischen Kultur eines Unternehmens arbeitet (oder den Werten und Ideen, die betont werden), und
  4. Systemtheorie, welche sich auf das gesamte empirische System und seine Interaktionen konzentriert.

Dies sind, natürlich, die vier Quadranten, und daher wird ein INTEGRALER Business-Ansatz (Management und Marketing) alle diese vier Welten berücksichtigen, und das führt folgerichtig zu effizienteren und effektiveren - und daher auch, ja, profitableren Business-Methoden.

Gehen wir einen Schritt weiter, können wir sehen, dass jeder der Quadranten verschiedene wichtige Ebenen hat (Körper zu Geist zu GEIST), und daher würde ein AQAL Business-Ansatz ein umfassender Ansatz sein, ein Ansatz, der nicht nur mehr Geld macht, sondern - wesentlich wichtiger - uns unvermeidlich daran erinnert, dass Wirtschaft, in ihrer Essenz, nichts anderes ist als RECHTER LEBENSUNTERHALT, oder die Art und Weise, in der wir unsere eigene leuchtende Spiritualität in der Welt praktizieren und zum Ausdruck bringen, zum Wohle aller fühlenden Wesen....

Ist das hoffnungslos dummer Idealismus? Du lieber Gott, das hoffe ich sehr!

Doch viele andere "nüchterne" und "rationale" Wirtschaftsexperten beginnen darin übereinzustimmen, dass ein AQAL Ansatz wirklich das halten kann, was er verspricht. Vielleicht habt ihr bemerkt, dass Warren Bennis - der wohl die anerkannteste Autorität des Business Management ist - über TOE schrieb: "Das ist das Buch, auf das ich gewartet habe". Fred Kofman - der Peter Senge's Mitarbeiter an der MIT Sloan School of Business war - sagte kürzlich, dass "ein AQAL Business Modell die wichtigste Management-Technik sei, die jemals ausgearbeitet wurde". Und Fast Company, dass "heisseste" Business Magazin auf dem Markt, brachte gerade einen Beitrag von Tony Schwartz, in dem er ankündigt, dass "integrales Business" praktisch d i e "nächste grosse Sache" sei. Nun, genug der Eigenwerbung und Selbstvermarktung....

Die entscheidende Frage ist:

Funktioniert ein AQAL Business-Ansatz auch in der realen Welt? Soweit wir das sagen können, eindeutig, doch dies ist genau die Art von Untersuchung, welche wir derzeit am Institut für Integrales Business durchführen (welches eines von zehn Hauptabteilungen des Integralen Institutes [I-I] ist, nämlich: integrale Medizin, Politik, Rechtswesen und Strafrecht, Psychologie, Erziehung, Ökologie, Spiritualität, und Praktikavermittlung für Universitätsstudenten....)

Es gibt drei Hauptrichtungen bei den derzeitigen Untersuchungen des Integralen Business im I-I.

Eine davon kartographiert buchstäblich alle bekannten Schulen hinsichtlich Führungsqualitäten und Business Management, und ordnet sie entsprechend einem „alle-Quadranten, alle-Ebenen, alle-Linien" holonischen Index-System (z.B. emotionale Intelligenz: mittlere Ebene des oberen linken Quadranten; Systemtheorie: der untere rechte Quadrant; verhaltensorientiertes Management: der mittlere Bereich oben rechts, und so weiter). Dieses vollständige Kartographieren und holonische Indizieren aller verfügbaren Business-Modelle nähert sich dem Abschluss (bei shambhala.com werden die entsprechenden Ankündigungen hineingestellt, sobald Unterlagen erhältlich sind).

Zweitens, wenn dir erst einmal das komplette Material der Business-Ansätze zur Verfügung steht, was kommt dann in welcher speziellen Situation zur Anwendung? Wann z.B. sollen wir wir Goleman's Emotionale Intelligenz anwenden, Senge's lernende Organisation, Geoffrey Moore's Analyse der vier Arten von Business Kulturen (unten links), den vier Hauptphasen entsprechend, mit denen Firmen auf die Cyberspace Innovationen reagieren, (unten rechts); und wie passt das zu Christensen's brillianter Analyse, und wann kommt welcher Ansatz zur Anwendung? Und so weiter...

Drittens, welchen empirischen Nachweis haben wir für die Effektivität dieser verschiedenen Ansätze? Und weiter, wie können sie alle in einem integralen Raum miteinander verbunden werden, damit jeder von ihnen noch effektiver wird, umfassender, profitabler, und mitfühlender? - also integraler?

So "kompliziert" wie dies alles klingen mag, wir haben herausgefunden, dass Integrales Business - wie die integrale spitrituelle Praxis selbst (siehe die früheren Mails zu "Integraler Praxis") - sich als sehr direkt und einfach herausstellt. Warum? Weil einfach Dimensionen der Wirklichkeit anerkannt werden, die es bereits gibt, sogar auch im Business, und daher kannst du entweder diese Realitäten berücksichtigen (was das, was immer du auch tust, einschliesslich Business, mehr auf die Realität einstimmt - und daher effektiver, effizienter und durchführbarer macht), oder du kannst sie ignorieren, mit der ziemlich sicheren Garantie dass, was immer du auch tust, zum erliegen kommt.

Es ist wie mit einem Flugzeug über einen Berg zu fliegen - je genauer die Karte des Berges ist, umso weniger wahrscheinlich ist es, dass du am Berg zerschellst. Ebenso ist es mit Business und einer genaueren Karte - einer integralen Karte - der realen Welt. Je besser die Karte, desto erfolgreicher dein Flug. Doch der wahre Zweck von all dem ist: wie können wir anderen Menschen dabei helfen, Business als ein Mittel für ihre eigene spirituelle Praxis und Verwirklichung zu nutzen? Und so dabei mithelfen, das mitfühlende Erwachen der Welt zu beschleunigen? Wenn wir nicht letztlich den GEIST auch im Wirtschaftsleben verwirklichen, kommen wir nie ans Ziel, denn Wirtschaft ist nun einmal das, was die Welt am Laufen hält.....

Nun, ich hoffe ich konnte euch daran teilhaben lassen, wie aufregend die neue Welt des Integralen Business ist. Bleibt in Kontakt mit dieser Webseite für weitere Informationen über das Integrale Business und das Integrale Institut selbst, und bis dahin meine allerbesten Wünsche für eure eigenen Abenteuer im integralen Business...

10. Aufwärtsentwicklung

Re: Aufwärtsentwicklung [Post#: 1716 / re: 1512]

Hi Alex, und alle, die zu diesem Thema schreiben.

Ja, beide dieser Zwillingsthemen sind so wichtig: Wie unterstützen wir Menschen darin, EINZUSCHÄTZEN, wo sie stehen und WEITERZUGEHEN (oder zu wachsen und sich weiterzuentwickeln) zu tieferen oder höheren Wellen, wenn sie dazu bereit sind? Ich habe in einigen der anderen Mitteilungen erwähnt, dass das Integrale Institut sich jetzt damit beschäftigt, Antworten auf genau diese Art von Fragen zu finden, und zwar mittels empirischer Forschung und integraleren Ansätzen. Dabei wollen wir die besten Denker und Forscher in diesen Bereichen zusammenführen.

Zum Beispiel erwähnen die Beiträge zu diesem Thema Robert Kegan, Susann Cook-Greuter, Don Beck, und Thomas Jordan. Alle diese Menschen sind Mitglieder des Integralen Institutes, und wir haben bereits Arbeitsgruppen gebildet, die sich dem Thema der integralen Entwicklung und Erziehung widmen, wie auch den Techniken einer integralen Untersuchung und Einschätzung. Gerade jetzt zum Beispiel unternehmen wir eine intensive Literatursichtung (geleitet von Allan Combs, Dick Mann, Michael Mahoney, und Susann Cook-Greuter), die jede bekannte Transformationstechnik und auch Methoden der Überprüfung erfaßt, um festzustellen, ob die Technik funktioniert oder nicht (sowie jegliche empirische Forschung, die bereits zu den verschiedenen Ansätzen erfolgt ist). Wir indizieren dann diese Techniken nach einem „alle-Quadranten, alle-Ebenen, alle-Linien, alle-Zustände" Indizierungssystem, u.a um damit die Basis für einfache, aber effektive „AQAL" Richtlinien sowohl für Therapeuten wie auch für Pädagogen zu schaffen.

Ebenso untersuchen wir, wie diese vielen Techniken dann sowohl in der Erziehung und Bildung als auch zum persönlichen Wachstum einfühlsam angewendet werden können. Diese spezielle Arbeitsgruppe - es gibt verschiedene, die sich mit verschiedenen Aspekten der wichtigen Frage beschäftigen „wie können wir Menschen dabei helfen, sich zu entwickeln?" - wird geleitet von Robert Kegan von Havard und Sandy und Lena Astin von UCLA, und hat als Mitarbeiter Don Beck, Roger Walsh, Frances Vaughan, Jenny Wade, Bert Parlee und viele andere.

Wenn du dich dafür interessierst, an irgendeiner dieser Arbeitsgruppen des I-I teilzunehmen, dann bleib in Kontakt mit dieser Webseite bezüglich email Adressen, die du kontaktieren kannst. Leider sind wir noch nicht so weit, derzeit derartige emails entgegennehmen zu können, doch ich denke, dass es im kommenden Frühling (2001 A.d.Ü.) so weit sein wird...

11. Verpflichtendes Mitgefühl/Moralische Grundintuition (MGI)

Re: verpflichtendes Mitgefühl [compulsory compassion]: die Anwendung von Gewalt, um Menschen zu nötigen, „Bedürftigen" etwas zu geben [Post#: 1767 / re:1581 ]

Hi Mark,

was für ein ausserordentlich gut geschriebener Beitrag! Ich habe grossen Respekt für die Gedanken und die Aufmerksamkeit, die du diesem Thema gegeben hast. Du hast zu diesem moralischen Dilemma so klar und treffend Stellung genommen, wie ich das bisher noch nicht gelesen habe. Bravo!

Ebenso wie du, halte ich das, was du ansprichst, für eines der allerschwierigsten, manchmal auch quälenden moralischen Probleme. Obgleich du es nicht ausdrücklich erwähnst, glaube ich, dass du zustimmen würdest, dass dieses Dilemma so schmerzt, weil es die Moralische Grund-Intuition [MGI] verletzt bzw. an ihrer Substanz nagt - und zwar, wie können wir die grösste Tiefe für die grösste Spanne schützen und verteidigen, wenn der Versuch, das eine zu tun, beinahe unvermeidlich das andere verletzt? (das heisst, die Verteidigung bestimmter Arten von Rechten scheint zu implizieren, dass andere Rechte verletzt werden, und wir wollen intuitiv BEIDES schützen...)

Lass mich vorweg sagen, dass ich glaube, dass diese Arten moralischer Dilemmata in der Tat unlösbar sind, weil sie letztendlich auf dem der manifesten Welt innewohnenden Dualismus beruhen. Sie können nur durch das Erwachen zum Nichtdualen „gelöst" werden.

Eine Analogie könnte sein: nehmen wir an, du schläfst, und du träumst von hunderten Menschen, die hungern, und in dem Traum erlebst du dich bei dem verzweifelten Bemühen, alle diese Menschen zu retten, indem du versuchst, ihnen Nahrung zu geben. Und das Erleben, dass sie eines Hungertodes sterben, und du so wenig für sie tun kannst, ist wie eine Folter für dich...

Eine der Arten, den Menschen in dem Traum zu helfen, ist tatsächlich das Agieren im Traum, mit dem Bemühen, ihnen Nahrung zu geben. Ein anderer Weg, ihnen zu helfen, welcher ihr Leiden vollständig beenden würde, liegt darin, dass DU aus diesem Traum AUFWACHST!

Nun sage ich damit nicht, dass hungernde Menschen nicht real wären, und du nicht versuchen solltest, ihnen zu helfen. Ich sage einfach nur, dass alle Probleme des manifesten, relativen Bereiches eine relative Lösung haben - den Versuch, das Leiden im relativen Bereich zu lindern - doch diese Probleme haben auch eine absolute Lösung: Wach auf! und finde die wirkliche Quelle und wirkliche Lösung allen Leidens. BEIDE Ansätze sind gefordert, und der Bodhisattva, wenn man so sagen möchte, ist jemand, der beide Ansätze - relativ und absolut - gleichzeitg vereinigt. WEIL du erwacht bist, versuchst du nicht nur, den Menschen im Traum Nahrung zu verschaffen, du versuchst ebenso, sie daran zu erinnern aufzuwachen, um darin das wahre Ende ihres tiefsten Leidens zu finden...

Betrachten wir nun das von dir beschriebene moralische Dilemma, das Dilemma, so wie es in der manifesten, relativen Welt erscheint.

Wir können zu keiner perfekten Lösung für das moralische Dilemma, welches du erwähnst, kommen, (diese kann nur im Erwachen zum Nichtdualen gefunden werden), und die MGI in der manifesten, dualistischen Welt ist ihrem Wesen nach sowieso widersprüchlich (was ihre Umsetzung so frustrierend macht). Doch wir können ein paar Wege aufzeigen, die uns dabei helfen können, sinnvoller mit der MGI umzugehen, wie sie sich in den moralischen Dilemmata, die du erwähnst manifestiert.

Nur, entschuldige bitte, ich schreibe nun seit beinahe zehn Stunden, und ich bin ein bisschen erschöpft. Sieh mir nach, wenn ich mich nicht so klar ausdrücke, wie ich das möchte, ich versuche mein bestes...

Ich stimme mit all deinen wundervoll klaren Aussagen über die tatsächliche Natur negativer und positiver Rechte überein. Zwei spezielle Probleme resultieren daraus.

Das erste formulierst du kurz und bündig so: "Ist die Anwendung physischer Gewalt (oder die Androhung physischer Gewalt) gegen Menschen moralisch vertretbar, die nicht die negativen individuellen Rechte anderer verletzt haben, in Form der Beschlagnahmung ihres Vermögens, um andere Menschen, die als „bedürftig" betrachtet werden, zu unterstützen? Ist es moralisch vertretbar, Menschen mit Waffengewalt dazu zu zwingen, sich wohltätig zu verhalten? Wenn die Antwort darauf lautet „Ja, es gibt Umstände, in denen das moralisch angemessen wäre", dann hilf mir bitte zu verstehen, wie derartige Umstände aussehen könnten, auf welchen Prinzipien und Kriterien sie beruhen, und wie sie in ein integrales System passen. Rechtfertigen die Ziele die Mittel?"

Ich glaube die Antwort darauf ist ein qualifiziertes Ja. Aber ich räume zu Beginn gleich ein, dass du dich aufs Glatteis begibst, wenn du einmal beginnst, dieses „Ja" zu verteidigen. Ich werde darauf zurückkommen, warum ich eine Grenze dort ziehe, wo ich sie ziehe.

Was die Prinzipien betrifft, die eine derartige Aktion tragen könnten, würde ich erst einmal sagen, dass alle Agenz tatsächlich Agenz-in-Kommunion ist, und wenn es daher um die Rechte einer Person geht, existieren diese Rechte nur in und aufgrund von einer Gemeinschaft mit anderen Personen. Das heisst, Agenz, auf welcher Ebene auch immer, hängt teilweise in ihrer Existenz von der Gemeinschaft mit anderen Agenzen der gleichen Ebene ab. (Und ich warne dich, ich werde in die Ebenen der Agenz hineingehen, wenn wir zu den positiven Rechten kommen - und so versuchen, aus dem schmerzhaften moralischen Dilemma herauszurutschen; oder vielleicht auch, es noch rutschiger zu machen...).

In dem Erkennen, dass Agenz und Kommunion untrennbar voneinander abhängen, kommen wir vielleicht zu der Erkenntnis, dass, sobald die Existenz einer Agenz durch den Mangel an bestimmten positiven Rechten grundlegend gefährdet ist (wie z.B. Nahrung), es moralisch gerechtfertigt erscheint, andere Agenzen, deren Existenz wiederum reziprok von anderen Agenzen abhängt, zu ERSUCHEN, ihre negativen Freiheiten einzuschränken, damit diese grundlegenden positiven Freiheiten in anderen geschützt werden - und wenn sie das ablehnen, dann ja, auf der Grundlage einer innewohnenden notwendigen reziproken Agenz (oder Agenz-in-Kommunion), könnten wir darauf BESTEHEN, dass sie das tun. Okay, theoretisch könnten wir sagen, dass dieses ARGUMENT VIELLEICHT greift, wenn man davon absieht, dass (1) die Existenz der notwendigen Agenz-in-Kommunion nicht notwendigerweise für jedes Individuum zutrifft (das heisst, ich sehe vielleicht einen absolut fremden Menschen auf der Strasse verhungern, doch es ist nicht offensichtlich für mich, dass sein oder ihr spezieller Tod oder seine/ihre Abwesenheit tatsächlich meine Existenz bedroht, und so käme eine reziproke Existenz, die mich dazu zwingt, ihm oder ihr zu helfen, hier nicht zur Anwendung, und (2), selbst wenn sie zur Anwendung käme, dann geht das an der Frage vorbei, von WELCHEN positiven Freiheiten wir behaupten, dass sie in jeder Agenz vorhanden wären, so dass ihre Existenz eine reziproke Gegenseitigkeit impliziert, die ich respektieren muss, um Schaden von meiner eigenen Agenz abzuwenden (welche zumindest theoretisch von der Existenz einer ähnlichen Agenz in anderen abhängt).

Gehen wir gleich zum schwierigsten Punkt, welcher, wie ich glaube,das zweite Thema in obigem Absatz ist, und zwar: lass uns sogar annehmen, dass die theoretische Einheit von Agenz und Kommunion erfordert, dass MEINE spezielle Agenz andere Agenzen unterstützt; dann stellt sich die Frage: welche Art von Agenz (oder Existenz) in anderen menschlichen Wesen muss ich unterstützen: ihre physische Existenz, ihre emotionale Existenz, ihre Ich-Existenz? Welche Ebene der Existenz in anderen möchte ich nicht nur unterstützen, sondern welche Unterstützung können andere durchaus von mir durch Zwang (über die Regierung) verlangen?

Anders gesagt, ab wann auf der Grossen Kette des Seins sollte die Regierung in der Lage sein, ihre Mitglieder zu zwingen, anderen zu helfen? Das heisst, wie weit die Grosse Kette des Seins hinauf sollten wir positive Freiheiten berücksichtigen bei der Frage der Beschneidung der negativen Freiheiten anderer, um Unterstützung zu leisten? Das ist der Punkt, wo das Thema unglaublich rutschig, verzwickt, schmerzhaft, ja sogar quälend wird. Wir sind uns alle einig, dass wir viele positive Freiheiten allen Menschen zugänglich machen wollen, ja eigentlich allen bewussten Wesen. Aber dies ist nicht Mark's Frage: seine Frage ist, wie viele positiven Freiheiten, die es gibt, erfordern, dass wir mit Zwang anderen Menschen negative Freiheiten nehmen, um zu helfen und zu schützen? Hier ein Beispiel einer einfachen Skala (nach Maslow), die der Grossen Kette der zunehmenden Ebenen des Seins folgt - und so zunehmende Ebenen von Agenz darstellt - und auch zunehmende Ebenen positiver Rechte, die Agenzen zu ihrer Existenz benötigen, beinhaltet

  1. physiologische Bedürfnisse
  2. Sicherheitsbedürfnisse
  3. Zugehörigkeitsbedürfnisse
  4. Selbstwertbedürfnisse
  5. Selbstverwirklichungsbedürfnisse
  6. Selbsttranszendenzbedürfnisse

Die Frage ist, wie weit hinauf in dieser Hierarchie irgendeine Gesellschaft eine Garantie für ihre Bürger übernehmen sollte (durch eine Beschneidung negativer Freiheiten der Bürger bis zu einem gewissen Grad, falls notwendig). Ich persönlich glaube (und hier begeben wir uns aufs Glatteis), dass die Antwort auf diese Frage von der generellen Ebene der Entwicklung einer gegebenen Kultur abhängt. Da z.B. der generelle Schwerpunkt unserer amerikanischen Kultur etwa bei der Ebene 4 liegt, tendieren wir als Bürger zu dem Gefühl, dass wir ZWINGEND die Rechte unserer Mitbürger in soweit unterstützen sollten, dass sie alle ein Recht auf Erfüllung ihrer grundlegenden physischen- Sicherheits- und Zugehörigkeitsbedürfnisse haben - und das bedeutet, dass sie ein Recht auf Nahrung, Schutz, medizinische Grundversorgung und eine Art Grundausbildung haben - UND WIR WERDEN GESETZLICH VERBINDLICHE STEUERN EINFÜHREN, falls notwendig, um sicherzustellen dass diese Grundbedürfnisse abgedeckt werden (ebenso wie wir Steuern haben für unsere grundlegenden Bedürfnisse nach Sicherheit oder Verteidigung). Darüber hinaus haben unsere Gerichte übereinstimmend entschieden, dass es moralisch und ganz sicher auch rechtlich legal ist, dies zu tun (und dem stimme ich zu) - der Grund dafür ist, dass Agenz in unserer Kultur generell bis zu dieser Ebene emergiert ist (d.h. Nr. 4), und von daher haben wir dass Gefühl, dass es ein schlimmer Fehler wäre, wenn wir Agenz nicht auch zumindest bis zu dieser Ebene unterstützen würden. Aber denken wir daran, dass wir nicht in gleicher Weise auf die Idee kämen, z.B. die Existenz von Hunden gleichermassen zu unterstützen (weil sie lediglich etwa bis zur Ebene 2 evolviert sind, und wir daher richtigerweise das Gefühl haben, dass sie nicht den selben Grad von Agenz und Rechten haben wie die Menschen). Tierschützer fordern natürlich die Unterstützung bestimmter grundlegender Rechte von Tieren (und ich unterstütze dies in vielerlei Hinsicht), doch wir sprechen hier darüber, ob ich das Recht habe, per Gesetz deine negativen menschlichen Rechte zu beschneiden, um Tieren gleiche positive Rechte zu geben, und die Antwort darauf lautet (richtigerweise, wie ich glaube) nein, nicht zu dieser Zeit. Gleichermassen fällt auf, wie sehr wir (als Amerikaner) zögern, unsere grundlegenden Menschenrechte zu beschneiden, um anderen das „Recht" zu geben, z.B. Ebene 5 zu erreichen, mit anderen Worten, wir stimmen darin überein, dass andere Amerikaner ein Recht auf eine grundlegenden Bildung haben (und wir zahlen etwas dafür), doch wir stimmen nicht darin überein, dass ich dafür besteuert werden sollte, dass du für ein Wochenende auf ein Selbstverwirklichungsseminar nach Esalen gehst. Kurz gesagt stimmen wir Amerikaner darin überein, dass ich notfalls dazu gezwungen werden sollte, einen bestimmten Teil meines Einkommens (in Form von Steuern) zu geben, um zu verhindern, dass andere Amerikaner auf der Strasse verhungern, doch wir sind NICHT davon überzeugt, dass wir gezwungen werden sollten, dafür zu zahlen, dass du „dich selbst" auf einem Selbstverwirklichungskurs findest.

Kurz gesagt, wir werden für die Erhaltung der unteren Ebenen zahlen, aber nicht für die höheren Ebenen (warum? weil wir als Gemeinschaft, kulturell und kollektiv, diese höheren Ebenen noch nicht erreicht haben, und es uns daher persönlich nicht betroffen macht, wenn wir sehen, dass anderen das Erreichen dieser Ebenen nicht ermöglicht wird... Ich behaupte jedoch, wenn wir jemals KOLLEKTIV z.B. Ebene 6 erreichen, dass wir dann kollektiv entsetzt wären, wenn wir sehen, dass jemand seine Bedürfnisse nach Selbsttranszendenz nicht befriedigen kann, so wie wir jetzt auch über jeden entsetzt sind der seine grundlegenden Bedürfnisse nicht befriedigen kann... Und ich denke, dass unsere Gerichte dann festlegen würden, dass jeder Amerikaner das positive Recht auf Selbstverwirklichung und Selbsttranszendez hat, und wir Amerikaner würden kollektiv darin übereinstimmen, besteuert und in unseren negativen Rechten beschnitten zu werden, damit anderen geholfen werden kann, diese positiven Freiheiten zu erlangen...)

Nun, Mark, ich werde an dieser Stelle mal aufhören, ich bin einfach erschöpft!

Aber ich hoffe, dass dir dies eine Vorstellung davon gibt, wie ich darüber denke. Bevor du meine Antwort auf ein spezielles Problem anwendest, versuche, den generellen Sinn von dem, was ich vorschlage, herauszufinden, um es dann klarer und besser zu formulieren, als ich es getan habe. Wenn ich nicht antworte, dann nicht weil es mir egal wäre, sondern weil ich im Augenblick einfach erschöpft bin. Ich sehe, dass einige Abschnitte meiner Antwort etwas unklar sind, und ich werde versuchen, das zu verbessern, wenn ich ein wenig geschlafen habe!

Noch einmal, danke für die wundervolle Klarheit deiner Mitteilung!!!

alle Gute, Ken

12. Sterben, Tod und Jenseits

Hi, Willow,

es ist grossartig, dass du hier mitmachst.

Für diejenigen, die Willow nicht kennen: sie ist ein Mitglied des Integralen Institutes, im Bereich Integrale Medizin, sowie auch in der Arbeitsgruppe, die wir „Integrale Kids" nennen (Altersgruppe: zwanzig und darüber, die meisten noch während des oder nach dem Studium).

Neben vielen anderen Talenten schreibt und singt Willow die schönste Musik, die man sich vorstellen kann. Die Frage die du ansprichst, ist eine weitere dieser unglaublich schwierigen Themen, noch schwieriger dadurch, dass du mit sehr kranken und auch sterbenden Menschen arbeitest.

Es ist eine weitere Variante zum Thema: Welchen Beweis haben wir wirklich für irgendeinen dieser höheren, transpersonalen Bereiche? Wenn ich dich richtig verstehe, dann fragst du in etwa: Als eine Therapeutin, die mit Menschen, die sterben, arbeitet, bin ich hin- und hergerissen: Zum einen möchte ich einfach präsent sein für jemanden, der diesen Übergang macht, und ihn völlig so akzeptieren, wie er ist; zum anderen bin ich auch Therapeutin, im weitesten Sinn des Wortes, und in der Therapie (ähnlich wie bei Erziehung ganz allgemein) akzeptieren wir Menschen nicht einfach so, wie sie sind, sondern wir handeln als eine Art Führer auf dem Weg zu höherem Wachstum.

Mit deinen Worten: „Diese Spannung aushalten zwischen einer Würdigung der Umstände, so wie sie sind, und doch mit einer ganz leichten Berührung auf die Richtung der Entwicklung hinweisen". Und so sieht das Problem dann aus: Wir haben beträchtliche Beweise für die Existenz höherer Stufen des Wachstums und der Entwicklung im Leben eines Menschen (und daher weiss ich als Therapeut, wie ich jemanden sanft in diese Richtung weisen kann, wenn er es wünscht); aber welche Beweise haben wir wirklich für die höheren Zustände oder Stufen im und nach dem Tod? Und falls es KEINE Beweise für diese höheren Stadien (während oder im Moment des Sterbens) gibt, wie kann ich dann überhaupt als ein Therapeut oder Führer agieren - dränge ich damit nicht einfach nur meine Überzeugungen der sterbenden Person auf?

Zuerst möchte ich dazu sagen, wie schön es ist, dass du diese Frage stellst. Zu viele Menschen würden einfach damit fortfahren, ihre Überzeugungen ganz subtil anderen aufzuzwingen (ob sie leben oder sterben). Gleichzeitig denke ich, dass es doch etwas mehr an Übereinstimmung und Konsens unter den grossen Weisheitstraditionen gibt, als du es formulierst (die beste Abhandlung über diesen generellen Konsens ist vielleicht immer noch Huston Smith's Forgotten Truth).

Im Hinblick auf Tod und Sterben besteht allgemein Übereinstimmung darin, dass man, während und im Augenblick des Todes, die niederen Ebenen der grossen Kette ablegt (z.B. den individuellen Körper und Geist) und dann immer mehr (und manchmal ziemlich schnell) in die höheren Ebenen eintaucht (d.h. Seele und GEIST). Bis zu diesem Punkt herrscht völlige Übereinstimmung. Dann allerdings tendieren die Traditionen zu unterschiedlichen Auffassungen darüber, was danach geschieht (siehe unten) - aber vergessen wir dabei nicht, was auch immer tatsächlich danach passiert - nach dem Ereignis des Todes - ist nicht wirklich deine Sorge, weil du nicht, während du lebst, Teil dieses Prozesses sein kannst; du kannst jedoch für den Übergang (den Sterbeprozess) präsent sein, und diesbezüglich, wie gesagt, herrscht völlige Übereinstimmung.

In folgende Punkten stimmen die Traditionen nicht überein: Nachdem die Person im Übergangsprozess den Körper/Geist abgestreift hat und in die Seele/GEIST eingetaucht ist, was passiert dann? Die östlichen (oder, genauer, die nichtdualen) Traditionen behaupten, dass, auf der Grundlage karmischer Neigungen, die Seele im Zustand nach dem Leben aus ihrem Bad im nichtdualen GEIST auftaucht, und Schritt für Schritt die Grosse Kette hinabsteigt, vom reinen GEIST zum subtilen Geist zum grobstofflichen physischen Körper, woraufhin sie im physischen Erdenbereich wiedergeboren wird.

Die westlichen Traditionen (genauer, die theistischen Traditionen) behaupten allgemein, dass die Seele, die eine feine aber deutliche Prägung von Individualität behält, ewig in der Anwesenheit des GEISTES verbleibt (oft auch: in ihrem physischen Körper wieder aufersteht). Und dann gibt es noch eine allgemeine dritte Einstellung: Nachdem wir gestorben sind: "Das war's!" Nichts, wir sind totes Fleisch, Punkt. Doch selbst davon gibt es eine spirituelle Version: Im Augenblick des Sterbens sind wir tatsächlich in den reinen nichtdualen GEIST eingetaucht, und entweder erkennen wir das oder nicht. Wenn nicht, dann ist alles vorbei für uns, wir hören einfach auf zu sein. Wenn wir es erkennen (was um so wahrscheinlicher ist, wenn wir einen oder mehrere Satoris während dieses Lebens hatten, weil der Augenblick des Todes einfach nur eine weitere Möglichkeit zu einem ganz grossen Satori ist), dann werden wir einfach als zeitloser GEIST verweilen (welcher vor jeglicher Manifestation ist, und daher jedenfalls ausserhalb des Stromes der Zeit, unberührt von Tod und Sterben, das Ungeborene und Ungestorbene). Viele amerikanische buddhistische Lehrer zum Beispiel glauben nicht wirklich an Reinkarnation, und sie sympathisieren daher mit dieser dritten Sicht.

Doch noch einmal, halten wir fest, dass der Bereich, worin keine Übereinstimmung herrscht, bei allen drei Versionen deutlich NACH dem Bereich auftritt, in welchem du deine Arbeit tust. Und für diesen Bereich - der Bereich des Übergangs, der Sterbeprozess selbst - sind die Hinweise universell, übereinstimmend und zwingend: lass den individuellen Körper/Geist los und finde dich selbst eingetaucht in das Licht des Seins, welches deine eigene tiefste Seele und dein Sein ist. Verwende welche Worte du auch immer magst, und stelle sie in welchen kulturellen Kontext auch immer. Die wesentliche Botschaft ist unerschütterlich.

Ich denke, du kannst, wenn der Augenblick dies verlangt, sanft auf diesen Punkt der Entwicklung hinführen, wie du es so schön gesagt hast. Und ich glaube nicht, dass du damit lediglich deine eigenen Überzeugungen einem anderen Menschen aufzwingst, sondern ihn stattdessen einlädst, sich zu seiner eigenen tiefsten Natur zu entfalten (die Übereinstimmung dafür quer durch alle Kulturen ist einfach überwältigend). Ich glaube, dass wir sowohl im Leben wie auch im Sterben dazu aufgerufen sind, ein Führer zu diesen höheren Ebenen unseres eigenen leuchtenden Potentials zu sein, und ich glaube, dass dies genau das ist, was du für diejenigen tust, für die du so leidenschaftlich gegenwärtig bist - im Leben wie auch im Sterben.

Möge die Göttin mit dir sein, Willow

13. Die vier Quadranten

Re: Die vier Quadrantenpfeile [PostNr. 1834 / re: 1378]

Hi Martin,

gute Frage, und eine schnelle Antwort. Tatsächlich trifft es Richard genau:

„Es scheint mir, dass sehr viel mehr über die verbleibenden drei [oberen] Ebenen der oberen linken individuellen Innerlichkeit geschrieben wurde, als jeweils über die beiden unteren Quadranten. Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Vielleicht liegt es zum Teil daran, dass zu wenige Individuen auf diesen Ebenen gewirkt haben, um eine Kultur und eine soziale Struktur hervorzubringen, die das reflektiert, so dass wir keine konkrete Vorstellung davon haben, wie die entsprechenden sozialen und kulturellen Holons aussehen könnten."

Ganz genau. Mein übliches AQAL Diagramm endet beim Zentauren: Schaulogik, türkis, etc. Der Grund dafür liegt darin, dass so wenige in den Bereichen agieren, die darüber hinausgehen, und wir keine genaue Vorstellung davon bekommen, wie die entsprechenden sozialen und kulturellen Holons aussehen.

Daher beschränke ich gewöhnlich meine Erörterung der höheren Ebenen auf den oberen linken Quadranten (in Verbindung mit dem Hinweis, dass wir noch Tonnen an Forschungsmaterial brauchen für die OR Korrelate der höheren Ebenen, z.B. Gehirnzustände, EEG, physiologische Marker, usw.) Aber, natürlich, auch Individuen die sich zu den transpersonalen Ebene entwickelt haben bilden „Sanghas" oder Mikrogemeinschaften, mit einer UL Kultur und einem UR sozialen System, wie klein auch immer (alle Holons haben vier Quadranten). Es ist auch richtig, wie jemand erwähnte, dass die Aufwärtsentwicklung und äussere Entwicklung (dargestellt durch die Pfeile) grundsätzlich ohne Ende ist. Der formlose Grund (oder die reine Leerheit) ist nicht im Diagramm enthalten, noch existiert er nur am Ende (oder an der Spitze) der Pfeile. Er wird am besten repräsentiert durch die Buchseite, auf der das Diagramm dargestellt ist. Die Einheit des Formlosen mit der gesamten Welt der Formen ist die nichtduale Verwirklichung, doch die tatsächlichen FORMEN selbst sind im Grunde endlos...

14. Integraler Multikulturalismus

Re: Integraler Multikulturalismus [PostNr: 1837 / re: 1829]

Hi Richard,

ja, es ist eine Gratwanderung. Da gibt es die alten ethnozentrischen Vorurteile (von blau/rot), oft als Nationalismus, Patriotismus usw. verkleidet (und nie so ganz davon entfernt, die Gaskammern in Betrieb zu nehmen).

Und dann gibt es den endlosen Sumpf von liberal-grünem Multikulturalismus und „ethnozentrischem Pluralismus", welcher betont auffällig seine angebliche moralische Überlegenheit zeigt, jede Kultur gleich gewichtet (ausser der westlichen Kultur, die eher verachtet wird, obgleich die westliche Kultur die einzige Kultur ist, die versucht, multikulturell zu sein!).

Und dann gibt es eine dritte allgemeine Option, die ich „universellen Pluralismus" nenne, und die genau das tut, was du vorschlägst, und zwar, den Multikulturalismus zu würdigen, aber von einer Perspektive universeller, weltzentrischer Gemeinsamkeiten aus. (In „Einfach Das" habe ich mehrere Einträge über den Unterschied zwischen ethnozentrischem Pluralismus und universellem Pluralismus gemacht. Ich mag auch deinen Ausdruck dafür: Integraler Multikulturalismus.) Die eigentliche Schwierigkeit ist die, dass universeller Pluralismus - ein wahrhaft integraler Standpunkt - nur vom zweiten Rang aus erfasst werden kann.

Doch vergegenwärtigen wir uns folgende Zahlen: Nach Don Beck und anderen sind erstaunliche 60% der Weltbevölkerung blau/rot (und neigen daher zur primitiven alten Ethnozentrik), etwa 10% ist grün (und neigt zu ethnozentrischem Pluralismus), und nur jämmerliche 1,1% der Bevölkerung ist offen für eine integrale Sicht in den verschiedenen Bereichen (von Politik zu Psychologie zu Erziehung zu Philosophie). 1,1%.! Pfff! Doch das erklärt die umfangreiche Kritik an einer integralen Sicht, welche für den ersten Rang zutiefst bedrohlich ist, und es erklärt die enormen Schwierigkeiten, eine integrale Politik zu finden, die der primären Direktive (des universellen Pluralismus) folgt. Um es vorsichtig auszudrücken, wir haben hier alle ein ziemliches Stück Arbeit vor uns.

Ich danke daher euch allen, die ihr euch diesem leidenschaftlichen Unternehmen ohne Ende anschließt...

15. Verschiebung des Schwerpunktes

Re: Verschiebung des Schwerpunktes [Post Nr: 1844 / re: 1524]

Hi Lani,

ich spreche zu Lani, und das ist Lani mit einem „L" und einem „i"! :-)

Das hier ist natürlich an alle Beteiligten in diesem thread gerichtet: Was für eine tolle Diskussion! Ich habe viel darin für mich gefunden, (und was ich an diesem „Forum" hasse ist, dass es so viele Beiträge gibt, und es unmöglich für mich ist herauszufinden, welche Diskussion gerade aktuell ist, um mich live dazuzuschalten, und selbst wenn ich das täte, dann würde mir keine Zeit mehr bleiben, um andere Mails zu beantworten...

Wie ich schon sagte: Jeder hier soll sein Geld zurückverlangen!!! Aber sagt Shambhala nichts davon, dass das von mir kommt).

Egal, ich denke, dass diese Gruppe meine Ambivalenz bemerkt und auch korrigiert hat, was die Rolle der prärationalen Religionen in der künftigen Evolution anbelangt, Und zwar:

(1) Ihr Prozentsatz in der erwachsenen Bevölkerung wird zurückgehen;

(2) und deshalb wird der direkte Einfluss religiöser Institutionen, die lediglich auf prärationalen Memen basieren, geringer; aber

(3) es werden die religiösen Institutionen selbst nicht aufhören zu existieren sondern immer mehr die höheren Bewußtseinsinhalte des zweiten und dritten Rang spiegeln, sobald diese zu einem höheren Prozentsatz in der Bevölkerung der Ersten Welt vertreten sind. (Und die Dritte und Vierte Welt? Nun, da ihr Schwerpunkt oft bei magisch/purpur/rot liegt, ist zu erwarten, dass die mythisch/blauen Religionen in diesen Populationen ZUNEHMEN werden - zumindest solange, wie ihr Schwerpunkt sich aufwärts bewegt). Was passiert mit den magisch/mythischen Memen und Motiven in der ersten Welt? Mark hat einige gute Ideen dazu, wie auch Leslie und andere.

Die eigentliche Idee ist die, dass es immer noch wahr ist, dass jeder Mensch beim kleinen Einmaleins beginnt und sich durch die ganze Spirale bewegen muss - und einige, auch als Erwachsene, bleiben einfach stehen bei, sagen wir, rot oder blau, und unsere (hoffentlich) zunehmende Kultur des zweiten Ranges wird auch dafür reichlich Platz zur Verfügung stellen, basierend auf der primären Direktive [des universellen Pluralismus] (wenn auch der Einfluss dieser Meme auf die zentrale Verwaltung und Regierung weiter abnehmen wird - siehe unten).

Für viele Ghetto-Kinder der Slums z.B., die sich in roten Strassengangs verloren haben, ist eine blaue Religion oder Struktur oft der einzige Ausweg (ob diese Struktur nun die NBA, die Armee, Jesus, der Islam usw. ist - und ich sage, in diesem ganz speziellen Zusammenhang: Mögen sie alle an Einfluß gewinnen!) Als ein technischer Hinweis: Achten wir also darauf, dass es einige unterschiedliche, jedoch gleichwertige Bedeutungen des kulturellen „Schwerpunktes" gibt (solange wir spezifizieren, was wir meinen). Das kann z.B. den durchschnittliche Entwicklungsstand der erwachsenen Bevölkerung in irgendeiner definierten Entwicklungslinie bedeuten. Die durchschnittliche Ebene der kognitiven Entwicklung in den Vereinigten Staaten zum Beispiel ist frühes formal operationales Denken (ungefähr orange); doch die durchschnittliche Ebene der moralischen Entwicklung ist konventionell (ungefähr blau). Eine andere Bedeutung von „Schwerpunkt" ist die generelle Entwicklungsebene, die in rechtlichen Systemen und der Regierungspolitik institutionalisiert ist.

Die U.S. Verfassung zum Beispiel ist ein blau/oranges Dokument: Orange, weil sie in vielerlei Hinsicht postkonventionell, universell und weltzentrisch ist - das erste grosse Verfassungsdokument in der Menschheitsgeschichte, etwas, worauf die U.S. immer stolz sein können. Doch blaue Vorurteile (ihrerseits phasenspezifisch angemessen) sterben nur langsam aus, und so wurde angenommen, dass es aus der Verfassung heraus „okay" ist, dass Sklaverei existiert und dass Frauen nicht wählen sollten. In den letzten dreissig Jahren (hauptsächlich dank der Boomers des grünen Mem), haben sich unsere rechtlichen und sozialen Institutionen ganz wunderbar zu grün hinentwickelt (mit ausserordentlichen Errungenschaften hinsichtlich der Bürgerrechte, Feminismus, Umweltschutz usw.) - obgleich der moralische Schwerpunkt - bei den durchschnittlichen Erwachsenen - sich zwischen blau und orange bewegt.

Nun, diese Diskussion würde ich gerne von Angesicht zu Angesicht führen - und ich hoffe, dass das eines Tages möglich sein wird!

vielen Dank, Ken

16. Integrale Physik/Wissenschaft

Re: Ein fehlendes Glied in der Kette der Integralen Vision?... an Ken [Post#: 1846 / re: 1826 ]

Danke, Edgar! Nein, wir haben noch keinen Bereich integrale Physik/Wissenschaft im I-I, obgleich das eine grossartige Idee ist. Das I-I besteht etwa erst seit dem 24. Februar dieses Jahres [2000], und wenn auch in dieser kurzen Zeit schon eine Menge geleistet wurde, sind wir doch noch ein junges Unternehmen. Also bleib dran. Eines Tages werden es sicher ein dutzend oder mehr Fachgebiete sein (wir haben jetzt zehn), und die Naturwissenschaften werden sicher dazu zählen..

Danke dass du das angesprochen hast. Ken

17. Ken über Ken

Re: Sonntag Morgen "Hallo, alle miteinander! " (Bunt Gemischtes) [Post#: 1847 / re: 1845 ]

guten Morgen, Jeff!

„Die Art von Foren, wie es sie derzeit gibt, scheinen nur einen begrenzten Wert zu haben. Dieses Konferenz-Forum fügt nun einen neuen Dreh hinzu: Ken Wilber in Person. Es muss ganz schön hart für ihn sein, die einzige Frau im Hafen zu sein, mit 100 Matrosen, die nur 72 Stunden Landgang haben".

Uuh, das macht 43 Minuten pro Matrose. Huiiiii... einige meiner schwulen Freunde würden gelb vor Neid werden bei solchen Möglichkeiten....

Leider habe ich jedoch tatsächlich viel weniger Zeit mit jedem von euch hier. Es ist sehr frustrierend, nicht die Möglichkeit zu haben, mich mit jedem von euch persönlich auszutauschen - wenigstens für 43 Minuten! So wie es derzeit läuft, bin ich darauf beschränkt lediglich auf Fragen oder Nachrichten zu antworten, und habe selbst keine Gelegenheit, an jemanden von euch Fragen zu stellen (es gibt einfach keinen Weg, dies zu bewerkstelligen). So bin ich darauf reduziert, (angeblich) derjenige mit all den Antworten zu sein, und ich bekomme kaum eure Antworten mit, welche mir ohne Zweifel dabei helfen würden, meine eigenen Gedanken zu klären. Und es gibt auch wenig Raum für einen persönlichen Austausch - was machst du, mit wem verabredest du dich, wieviele Kinder hast du, und, am wichtigsten, kennst du einen Platz hier in der Nähe, wo man eine wirklich gute Pizza bekommt?

Also, wie ich schon in anderen Beiträgen vorgeschlagen habe, wir sollten alle von Shambhala fordern: WIR WOLLEN UNSER GELD ZURÜCK!, WIR WOLLEN UNSER GELD ZURÜCK!, WIR WOLLEN UNSER GELD ZURÜCK!

Hm, sagt ihnen besser nicht, dass ich das gesagt habe.

„Aber ich bin überhaupt nicht enttäuscht. Die Antworten, die Ken zu den Themen geliefert hat, waren hervorragend, sogar wenn er sich nach 10 Stunden total ausgebrannt fühlte. (Da muss es doch noch einen besseren Weg geben)"

Uff, sag ihn mir. Ich verbrachte gestern etwa 14 Stunden online, werde das heute auch tun (es ist 8 Uhr früh hier in Boulder, und ich bin jetzt seit etwa 5 Stunden online), und es scheint dennoch nicht ganz so zu laufen, wie du es möchtest... „Obgleich ich, wenn ich an dich (Ken) denke, nicht den schnellsten Revolverhelden im wilden Westen vor mir sehe, der alle umlegt, die glauben, schneller als er ziehen zu können, sondern eher einen Meistergitarristen, der Melodien mit anderen Musikern austauscht. Einige der anderen kennen ein paar Griffe, und ein paar Powerriffs, doch du arbeitest auf dem gesamten Griffbrett, in alle Richtungen... Wenn jemand mit einem neuen Riff oder Stil kommt, integrierst du das sofort in dein Repertoire. Und gleichzeitig erklärst und zeigst du, wie du das machst."

Ich weiss das sehr zu schätzen, dass du das sagst. So sehe ich mich selbst auch - und zwar, niemanden auszugrenzen, sondern zu versuchen, alle die schönen neuen Akkorde zu integrieren, die mir über den Weg laufen. Wie ich schon oft gesagt habe, JEDER (und das meine ich wörtlich) besitzt ein Stück der Wahrheit, da kein Verstand in der Lage ist, 100% Fehler zu produzieren - d.h. niemand ist wirklich so clever, die ganze Zeit daneben zu liegen, :-) Und deshalb müssen wir für eine integrale Sicht jedermanns Stück Kuchen berücksichtigen.

Ist meine eigene Sicht lediglich „wahr, aber nur teilweise wahr"? Definitiv. Fragt mich jemand, was ich mir als Grabsteininschrift wünsche? Antwort: „Er hatte teilweise recht..."

In meiner buddhistischen Phase hiess dass „Fortsetzung folgt..." (aber wer weiss das schon so genau?)

„Obgleich ich immer noch die grundlegenden „Ich, Wir, Es" Akkorde lerne, zeigst du mir immer wieder, wie diese Akkorde zusammengehören. Darüber hinaus... alles was ich tun kann, ist: praktizieren..."

Wie recht du hast, mein Freund. Danke, dass du hier bei uns dabei bist.

Ken

18. Holons

Hallo, Bryan!

Wumms! das sind alles gute Fragen, leider sind sie ein wenig zu technisch, um hier wirklich ins Detail zu gehen. Es würde Stunden dauern, alle meine Antworten auf deine ausgezeichneten Fragen zu tippen.

Ich möchte aber kurz einen Punkt herausheben, da ich dies bisher noch nie zusammengefaßt habe und das Thema verwirrt noch ziemlich viele.

Du fragst: Ist ein Auto ein Holon, und wenn dem so ist, hat es Innerlichkeit?

Meiner Ansicht nach gibt es vier grundlegende Daseinsformen: individuelle Holons, soziale Holons, Artefakte und Haufen (oder Aggregate).

Individuelle Holons konstituieren die oberen Quadranten, und sie beinhalten oben rechts (OR) Atome, Moleküle, Zellen und Organismen. Jedes davon hat Innerlichkeit, oder: oben links (OL), vom Aufnehmen bis Empfinden zur Wahrnehmung zu Impulsen zu Bildern zu.....) Soziale Holons sind die unteren Quadranten, inklusive ihrer Innerlichkeit (UL) und des Äußeren (UR).

Der Unterschied zwischen einem individuellen und einem sozialen Holon ist, dass ersteres ein Zentrum des Bewußtseins besitzt (Whitehead nannte das eine dominante Monade oder den regierenden Nexus - coole große Worte, was?), letzteres jedoch nicht. (In diesem Zusammenhang habe ich mich an Leibniz, Whitehead, Charles Hartshorne, Davis Ray Griffin, etc. angelehnt. Siehe auch Integrale Psychologie Kapitel 14, speziell die Anmerkungen). Individuelle und soziale Holons haben auch so manches gemeinsam (siehe Eros, Kosmos, Logos), aber besonders wichtig ist, dass beide ein identifizierbares Muster aufweisen, Agenz, Norm oder Vorgehensweise, die spontan entsteht (auf autopoietische Weise) und eine Ordnung innerhalb der gesamten Einheit oder des Systems von innen heraus erstellt. Dieses identifizierbare Muster lässt uns das Holon als eine bestehende Daseinsform erkennen.

Ein „Haufen" ist einfach eine Ansammlung individueller Holons... wie ein Sandhaufen. Haufen haben keine Innerlichkeit, da sie keine anhaltende Agenz oder autopoietisches Muster oder ähnliche Struktur besitzen. Aber sie enthalten individuelle und soziale Holons, die SEHR WOHL Innerlichkeit aufweisen (wie z.B. Moleküle und Kristalle).

Ein Artefakt ist alles, was durch die Tätigkeit eines individuellen oder sozialen Holons geschaffen wird. Ein Artefakt besitzt keine Innerlichkeit, obwohl es selbst auch wiederum individuelle und soziale Holons enthält (Atome, Moleküle, Kristalle, Polymere usw.), die auch wiederum Innerlichkeit besitzen. Artefakte unterscheiden sich von Holons insofern, dass sie identifizierbare Muster besitzen, die jedoch von außen aufgeprägt sind (und nicht autopoietisch oder spontan aus sich selbst entstehen.)

Ein Auto hat daher ein identifizierbares Muster, aber dieses ist ihm von menschlicher Intelligenz aufgeprägt worden (oder auch mangelnder Intelligenz...).

Hilft das? Ich hoffe schon. vielen Dank,

Ken

19. Das Ich und die Erleuchtung

Re: Wie kann nach der Erleuchtung ein Ego bestehen?

Hallo, Dinu

was für eine wichtige Frage! Ich liebe die Antworten in diesem Thread - die von Mark, Alexandra, Tom - alle, wirklich. Danke...

Richard!

„WIE IM UNGEBORENEN FUNKTIONIEREN - DAS IST DIE FRAGE!

Denn genau diese Frage stellt jegliche integrale Praxis, die auf Motivation gegründet ist, in Frage! Vielleicht kann uns Ken auf diese schwierige Frage eine Antwort geben? Wie ist die psychologische Entwicklung nach der Erleuchtung?" Viele haben bereits in ihren Antworten darauf hingewiesen, daß es vor allem zuerst einmal davon abhängt, was Du unter "Ich" [ego] verstehst... das ist eines der Hauptprobleme, da fast jeder das Wort "Ich/Ego" in einer unterschiedlichen Bedeutung verwendet. Für meine Darstellung dieses wichtigen Themas - was eine Entwicklung nach der Erleuchtung bedeuten kann - möchte ich dich auf Das Wahre, Schöne, Gute verweisen, vor allem auf das letzte Kapitel. In Band 7 der Gesamtausgabe, und zwar der zweiten revidierten Ausgabe.

Die Frage ist jedoch: "Wie im Ungeborenen funktionieren?" Wie einfach das im grunde ist, mag Folgendes zeigen: Jetzt gerade, mühelos und spontan kannst du dir der Wolken bewußt sein, die am Himmel dahinziehen. Gefühle, die im Körper vorbeiziehen. Gedanken im Geist. Es gibt ein Bewußtsein, dass alles das bemerkt, und es ist spontan und ohne Anstrengung gegenwärtig. Alle diese Dinge - die Wolken, die Gefühle, die Gedanken - sie ziehen vorbei im weiten Raum deines Bewußtseins, hier und jetzt. Das Bewußtsein selbst jedoch? Welche Farbe hat es? Wo befindet es sich? Wo ist dein Verstand gerade? Hat er eine Form oder Größe oder Farbe? Dein eigenes Bewußtsein ist ohne Gestalt oder Form, doch es nimmt alle die Gestalten und Formen wahr, die vorbeiziehen. Dein eigenes Bewußtsein hat keine Farbe, doch es nimmt alle diese prachtvollen Farben wahr, die vorbeiziehen. Es ist ohne Geschmack, kann aber jeglichen Geschmack in jedem Augenblick erkennen. Anders gesagt, dein Bewußtsein ist ohne Geschmack, ohne Farbe, Gestalt oder Form. Dein eigenes Bewußtsein - jetzt gerade, in diesem Moment, so wie es bereits ist - ist das große formlose Ungeborene.

Selbst dein Körper, deine Gefühle und Gedanken und dein Verstand entstehen aus der weiten Offenheit deines allgegenwärtigen Gewahrseins, und dieses Gewahrsein ist nichts anderes als der GEIST selbst. Kurz gesagt - du bist dir dessen bewußt, jetzt zu existieren. Das, dessen du dir bewußt bist, ist dein individuelles Selbst; das, das sich deines individuellen Selbst bewußt ist, jetzt gerade, ist GOTT.

Und du, als reiner Zeuge, bist dieser Gott, diese Göttin. Du, als reiner Zeuge, bist das Göttliche selbst, hier und jetzt; während du, als Objekt dieses Selbst, das sterbliche, endliche, begrenzte Ding bist, als dass du dich üblicherweise selbst bezeichnest. ("Dinu" oder "Tom" oder "Ken" oder "Amy"). Es ist nicht unmöglich, nicht eimal schwierig, als der große, leere Zeuge in sich zu ruhen, als das große Ungeborene, und zugleich jedes Objekt, das in dieser großen, offenen Bewußtheit auftaucht zu bewegen - wie eben deinen Körper, dein Ego, deine Psyche, oder alles andere, das auftaucht.

Die integrale Sicht umfaßt sowohl das Absolute (Ungeborenes und leeres Bewußsein) und das Relative (jegliche und alle Formen, die in diesem unendlichen großen Raum entstehen, der du bist). Möge dieses unendliche große Ungeborene, das du immer schon bereits bist, sich dir stillschweigend ankündigen, wenn du gerade nicht hinschaust. Und langsam anfangen, dein gesamtes Wesen auf das ausrichten, worüber nicht einmal geflüstert werden kann.

Sei gesegnet, Dinu...

20. Über die transpersonale Bewegung

Re: Goswami auf der Assisi Konferenz [Post#: 1863 / re: 1765 ]

Hi Frank,

es ist schön von dir zu hören. Tut mir leid das von deinem Vater zu hören.

Für diejenigen die es nicht wissen, Frank hat einige meiner Bücher ins Holländische übersetzt; er ist ein Mitglied des Integralen Institutes; er ist ein guter Freund von mir; und hat eines der ersten Bücher über meine Arbeit geschrieben (mit dem Titel Thought As Passion).

Nun ja, ich habe befürchtet, dass die „transpersonale Konferenz" in Italien einige der prärationalen Dummheiten beinhalten würde, die du beschreibst. Um die transpersonale Bewegung in diesem Land [USA] ist es natürlich noch schlimmer bestellt. Dies ist einer von vielen Gründen, wie du weisst, warum ich mich von der Gesellschaft für transpersonale Psychologie und auch als beratender Herausgeber von JTP [Journal of Transpersonal Psychology] zurückgezogen habe. Der Zustand des transpersonalen Bereiches ist unendlich beschämend, und es macht mich traurig, das sagen zu müssen. (siehe „A Summary Of My Psychological Model"(eine Zusammenfassung meines psychologischen Modells) auf der wilber.shambhala.com Seite, speziell die Einführung, „The Death Of Psychology And The Birth Of The Integral" [der Tod der Psychologie und die Geburt des Integralen]).

Nun, zumindest bist du aufgestanden und hast dich bemerkbar gemacht, „zorniger junger Mann". Was Goswami angeht, siehe mein posting zu seiner Arbeit diesem Forum.

Hoffe, dich bald zu sehen. Ken

21. Ist Fortschritt nur eine Illusion? (2)

Fortschritt ist einfach eine Illusion [Post#: 1519]

Ken und alle - Fortschritt ist einfach eine Illusion. Wenn alles Brahman ist, was kann erreicht werden? Folgender Abschnitt aus „Einfach DAS" scheint Ken Wilbers restlicher Theorie zu widersprechen. Von einem Wilber-Standpunkt aus, ergibt das keinen Sinn:

Auszüge aus Einfach „Das" [Fischer Verlag 2001, S. 259f] vom 31. August.

----- Zitatanfang -------

PATHWAYS: Warum hat der GEIST überhaupt ein Interesse, sich zu manifestieren, vor allem, wenn diese Manifestation notwendigerweise schmerzhaft und nur unter der Bedingung möglich ist, dass er seine eigene wahre Identität vergessen muss? Warum wird Gott Mensch?

KW: Wenn man das Eine ist und aus reinem Überschwang, reinem Übermut, reiner Überfülle spielen, sich amüsieren, Spaß haben möchte, dann muss man zuerst die Vielen zur Erscheinung bringen und dann vergessen, dass man selbst die Vielen ist. Sonst wird es kein Spiel. Manifestation, Inkarnation ist das große Spiel, bei dem der Eine aus reinem Spaß an der Sache spielt, dass er die Vielen ist.

PATHWAYS: Aber es ist nicht immer lustig.

KW: Ja und Nein. Die manifeste Welt ist eine Welt der Gegensätze: Lust und Schmerz, Oben und Unten, Gut und Böse, Subjekt und Objekt, Licht und Schatten. Wenn man aber das große kosmische Spiel spielt, dann setzt man eben dies in Bewegung. Wie könnte man es anders anstellen? Wenn es keine Parteien, keine Spieler, kein Leid und keine Vielen gibt, dann bleibt man eben der Eine und Einzige, der Alleinige und Hohe. Aber es macht eben keinen Spaß, allein zu essen.

----- Zitatende -------

Hier ist mein Dilemma: Wenn das wahr ist, dann - wie auch immer wir es betrachten, gibt es so etwas wie „Fortschritt" nicht.

Wenn Gott nicht Gott sein will, und es vorzieht, in die Dualität und ins Leiden zu manifestieren, was bringt es schon, die Holarchie von Materie, Geist, Seele und GEIST hinauf zu evolvieren? Wenn wir einmal realisieren, dass wir Gott auf der Ebene des GEISTES sind, und wir erkennen, dass es kein Vergnügen ist, allein zu bleiben, werden wir in die Materie manifestieren wollen und den ganzen Zyklus der Dualität wieder durchlaufen.

Daher finde ich, dass das Konzept eines „Fortschritts" einfach eine Illusion ist. Die Realität scheint ein niemals endender Zyklus von Materie, Geist, Seele, GEIST, Materie, Geist, Seele, GEIST, Materie...etc. zu sein. Und keines dieser Stadien ist besser als ein anderes. Interessanterweise ist es nicht das erste Mal, dass ich diese Diskussion erlebe. Alan Watts hat sie ausführlich in mehreren seiner Bücher geführt. In seiner Antwort, warum Gott in einem dualistischen Raum manifestieren würde, mit all dem dabei implizierten Leiden, ist seine Antwort der von Wilber sehr ähnlich.

Watts, wie Wilber auch, behauptet, es sei kein Vergnügen allein zu sein. Gott spielt nur zum Schein in der Dualität, und damit das Spiel mehr Spaß macht, müssen wir die letztendliche Nicht-Dualität der Existenz vergessen.

Allerdings, anders als Wilber, widerspricht sich Watts nicht selbst, indem er auf seinem Glaubenssatz beharrt, da er nicht an das Konzept eines Fortschritts glaubt. Watts sagt einfach nur, dass alles Brahman ist. Watts meditierte nicht, noch glaubte er an Meditation. Er sagte: „Der Versuch, das eigene Bewußtsein zu verändern, führt uns in den Teufelskreis, eine Illusion zu erschaffen, um damit eine andere loszuwerden".

Wenn alles Brahman ist, was gibt es zu verändern?

Vergleichen wir dazu einen Ausschnitt aus Watts Buch „In My Own Way" mit dem von Wilber.

Übrigens - diesen Absatz lese ich seit Jahren immer wieder, und er hört nicht auf, mich in Erstaunen zu versetzen. Die Personen sind Alan Watts, Aldous Huxley und Swami Prabhvananda.

----Beginn des Zitats:-----

„Ja, Krishnamurti ist ein sehr guter Mann", warf der Swami ein. Aber seine Lehre ist sehr irreführend. Er scheint zu sagen, dass man ohne Yoga oder eine spirituelle Praxis Erleuchtung erfahren kann, und das ist natürlich nicht wahr."
„Natürlich nicht" entgegnete ich (d.h. Watts), „sofern überhaupt etwas zu erreichen ist. Eure Upanishaden sagen sehr einfach: TAT TVAM ASI: Du bist DAS, was sollte also erreicht werden?"
„Oh, nein, nein!" protestierte der Swami. „Darin liegt aller Unterschied der Welt: nur darüber informiert zu sein, in Worten, dass es so ist, und das wirklich zu erfahren - zwischen es intellektuell erfassen und es wirklich zu wissen. Es ist sehr viel Arbeit nötig, um von einem Bewußtseinszustand zum anderen zu gelangen."
„Aber, soweit ich sehen kann", setzte ich fort, „je mehr Menschen der Ansicht sind, Fortschritte in dieser Arbeit gemacht zu haben, umso größer ist ihr spiritueller Stolz. Es ist, als ob sie einer Schlange Beine basteln würden - sie beglückwünschen sich dazu, eine Zustand durch ihre eigenen Bemühungen herbeigeführt zu haben, der bereits vorhanden ist."
„Nun ja," grübelte Aldous," ist es nicht seltsam, dass es immer schon in der Religion eine Denkrichtung gegeben hat, die die Rettung oder Erleuchtung eher dem unverdienten Geschenk der Göttlichen Gnade zuschreibt als persönlichen Bemühungen?"
„Natürlich", sagte der Swami. „Es gibt diese seltenen Fälle von Menschen, die bereits erleuchtet geboren wurden, oder plötzlich Verwirklichung erfuhren. Wir dürfen aber nicht außer acht lassen, welche Arbeit sie diesbezüglich in ihren früheren Leben geleistet haben müssen."
„Aber das scheidet das Prinzip der Gnade völlig aus", sagte ich. „Wenn Christen sagen, dass etwas durch die Gnade Gottes geschieht, dann sagen Hindus und Buddhisten, dass das bereits alles so ist und immer schon war. Das Selbst, der Atman ist die Gottheit, Brahman.
So war es immer schon von Anfang an, deine Bemühungen, es zu verwirklichen, schieben es nur fort, weisen das Geschenk zurück, ignorieren die Tatsache".
„Aber das ist lächerlich", widersprach der Swami. „Das würde ja bedeuten, dass ein gewöhnlicher, unwissender verblendeter Mensch ebenso gut oder verwirklicht ist, wie ein fortgeschrittener Yogi!"
„Genau", sagte ich."Und welcher fortgeschrittene Yogi würde das leugnen? Sieht er nicht Brahman überall, in allen Menschen, allen Lebewesen?"
„Sie wollen damit sagen", meinte der Swami, „dass Sie selbst und auch jeder andere, realisieren können, dass Sie Brahman seien, so wie Sie sind, ohne jegliche spirituelle Bemühung und Disziplin?"
„Genau, denn letztlich, auch es nicht zu realisieren, ist ebenfalls Brahman. Nach Ihren eigenen Glaubenssätzen, was sonst ist da, was ist wirklich anderes als Brahman?"

-----Ende des Zitats-----

Ken, ich weiß, dass man nicht auf zwei Hochzeiten tanzen kann. Anders gesagt: Eine Entscheidung muß getroffen werden. Entweder, man kann sich Watts anschließen und alle Vorstellungen von Fortschritt vergessen, oder man kann sich den Ansichten des Swami anschließen, das Konzept eines Forschritts beibehalten, dann jedoch die ganze Vorstellung fallen lassen, dass Gott sich dazu entschließen könnte, sich in die Dualität zu manifestieren. Aber man kann nicht beides zugleich haben. Mich würden alle eure Ansichten interessieren.

Jack Deyirmendjian

Ottawa, Canada.

22. Ist Fortschritt nur eine Illusion? (3)

Re: Fortschritt ist einfach nur eine Illusion [Post#: 1888 / re: 1673 ]

Hi Jack,

Jack, ehrlich, ich vermeide deine Frage nicht. Was ich dringend nahelege ist, dass diese Frage NICHT im Rahmen des Denkens, in dem du sie stellst, beantwortet werden kann. Sie kann tatsächlich auf keine Weise durch den Verstand beantwortet werden. Das kannst du glauben oder auch nicht, das liegt bei dir. Doch diese Art von Fragen sind genau diejenigen, von denen Nagarjuna (und Kant) demonstriert haben, dass sie nichts anderes als massive Selbstwidersprüche produzieren. Diese Frage kann nur durch Satori „beantwortet" werden, oder die tiefe Verwirklichung des Einen Geschmacks [One Taste]. Natürlich wird der Verstand sagen: aber Satori geht am Thema vorbei, weil ALLE WAHRNEHMUNG SO WIE SIE IST GOTTESWAHRNEHMUNG IST. SOGAR IGNORANZ IST ABSOLUT GÖTTLICH; FORTSCHRITT IST EINE ILLUSION, ALSO HÖR AUF DAS SPIEL ZU SPIELEN.

Ja, ja, ja, alles was du sagst ist wahr. Doch das Gegenteil davon auch. Wenn alles absolut göttlich ist, dann trifft das auch auf den Glauben an den Fortschritt zu. Wie kannst du dich dann unterstehen zu sagen, dass meine Ansicht falsch und deine richtig wäre? Doch darum geht es nicht, lieber Freund. Wie Nagarjuna demonstriert hat, widerspricht jede Aussage über das Absolute unvermeidlich sich selbst (einschliesslich dieser Aussage), und es gibt nur einen Ausweg aus dieser Doppelbotschaft. Kennst du den Weg? Ein Zen Meister würde dir eine einfache Antwort geben, genau hier, genau jetzt...

Ehrlich, ich versuche nicht, dich bei diesem Thema an der Nase herumzuführen, Jack. Du sagst, dass du ernsthaft nach Verständnis suchst bei diesem schwierigen Thema, und verweist beispielhaft auf Watts und Krishnamurti und Huxley. Nun, ich glaube, ich kenne Alan Watt's Leben und Arbeit so gut wie jeder hier. Ich lese absolut alles, was er geschrieben hat (und was andere über ihn geschrieben haben). Weisst du, dass ich mir selbst meine Art zu schreiben beigebracht habe, indem ich alle Bücher von Watts abgeschrieben habe? Das heisst, ich nahm alle seine Hauptwerke - zu der damaligen Zeit waren das etwa ein dutzend - und schrieb sie ab (buchstäblich jeden Satz) - übertrug seine Bücher in grosse Notizbücher. Ich habe sie immer noch unten bei mir stehen. Indem ich das tat, erlangte ich meinen „PHD" [entspricht etwas einem Doktortitel] in diesem Bereich. Er war absolut brilliant! Er war auch ein so klarer, übersichtlicher Schriftsteller. Meine eigene Fähigkeit in einem klaren Stil zu schreiben habe ich fast vollständig durch Alan Watts erlangt - durch das Abschreiben seiner gesamten Schriften, Satz für Satz! Nun, das Thema, welches ich mit aller Intensität verfolgte, war genau das Thema, welches du erwähnst - ist „Praxis" (und „Fortschritt") notwendig für die Erleuchtung, da ja GEIST in der Tat immer-anwesend ist? Seine Haupt-Antwort zu dieser Frage (zumindest für eine lange Zeit) entwickelte er, als er, im zarten Alter von 17 Jahren oder so (sieh mir nach wenn ich ein paar Einzelheiten durcheinanderbringe, dass liegt nun etwa 25 Jahre zurück), das Leben im Hier und Jetzt „praktizierte". Seine erste Frau, glaube ich, sagte so etwas wie, „du brauchst nicht das im-Augenblick-zu-sein zu praktizieren, da es NUR diesen Augenblick gibt, und du dir deshalb nie etwas anderem bewusst bist als dem Jetzt".

Als sie das sagte, hatte Watts einen gewaltigen Satori (in vielerlei Hinsicht war das sein wichtigster, zumindest bis er anfing, psychedelische Substanzen zu nehmen). Die Unmöglichkeit, den GEIST zu erlangen wurde, zum dominierenden Thema praktisch all seiner Schriften, sicherlich bei The Way of Zen (wo er behauptete, dass Zen historisch betrachtet, niemals irgendeine Art der Meditation empfohlen hat, was Philip Kapleau in Die drei Pfeiler des Zen veranlasste, Watts fertigzumachen. Das Mindeste, was man sagen kann, ist, dass Watts, was die historische Betrachtung des Zen angeht, sehr ungenau war, da Zen tatsächlich ja auf Zazen besteht, als einem praktischen Massstab für ausnahmslos jeden der verstehen möchte, warum am Ende eine Praxis nicht notwendig ist), bis zu der Zeit von Nature of Man and Woman, wo er damit begann, sein Thema beträchtlich zu variieren, und anfing, verschiedene Arten der Kontemplation zu empfehlen (siehe unten). Ich habe all das sehr sorgfältig beobachtet, weil dies mein eigener Genjo Koan war (siehe meine frühere Mail über den Genjo Koan) - und zwar, warum ist Praxis notwendig, wenn wir bereits erleuchtet sind? Es gibt eine direkte Antwort darauf, verstehst du...

Wie auch immer, ich sah wie Watts mit diesem Thema rang, speziell in bezug auf Krishnamurti, und ich las alles was Watts darüber schrieb; und ich lese ALLES was Krishnamurti je schrieb, einschliesslich all seiner aufgeschriebenen Gesprächsdialoge - und mir fiel auf, dass Krishnamurti in Indien Meditation empfahl, in Amerika jedoch einfach zu den Menschen sprach und ihnen sagte, dass eine Praxis nicht notwendig wäre, dass sie tatsächlich die Verwirklichung verhindert, usw. usw. Watts machte gelegentlich darüber Scherze - er verwies darauf, dass keiner der Anhänger Krishnamuti's erleuchtet wäre, und da ihnen die Praxis verboten worden war, läsen sie stattdessen Kriminalromane. Sehr lustig...

Die absolut beste Aussage von Watts bezüglich der ersten Hälfte des Paradoxons (und zwar, dass Praxis NICHT notwendig sei) steht in seinem wunderbaren Buch The Wisdom of Insecurity, speziell Kapitel 5. Das ist mit Abstand die einfachste, beste Aussage über die „Nichtpraxis", die ich je gesehen habe. Und tatsächlich folgte ich in Wege zum Selbst sehr eng dieser wunderbaren Darstellung von Watts, DIESE HÄLFTE des Paradoxons betreffend (nämlich, dass Praxis nicht notwendig sei), entsprechend auch den Lehren von Krishnamurti über diese Hälfte des Paradoxons, (welche Jack sich offensichtlich genau angesehen hat). Tatsächlich schreibe ich im Vorwort von Wege zum Selbst, das ich gerade aus dem Buchregal genommen habe, ganz klar dass ich „Augustinus und Meister Eckehart, vor allem aber den Werken Schöpferische Freiheit und Gedanken zum Leben von Krishnamurti und Alan Watts Die Weisheit des ungesicherten Lebens besonderen Dank schulde [für diese Lehre der „Nicht-Praxis"]." Und das Lustige daran ist, Watts stellt hier einfach noch einmal die Verwirkliching dar, die seine junge Frau in ihm entfachte. Es ist dieselbe Sprache, der gleiche Satori, noch einmal beschrieben. Und das ist absolut richtig!!! Jedoch nur die erste Hälfte des Paradoxons...

Wie auch immer, ich kannte (und kenne immer noch) diese Seite des Pararadoxons der Freiheit in und auswendig, wie eine Lektüre von Wege zum Selbst belegt (und weiter bis hin zum letzten Kapitel von Das Wahre, Schöne, Gute und vielen Einträgen in Einfach Das - ich bin nach wie vor KOMPLETT einverstanden mit dieser Seite des Paradoxons der Ewigkeit). Doch ich begann ebenso zu erkennen, wie es auch Watts gelegentlich tat, dass dies nicht eine wirklich integrale Sicht war - die andere Seite des Paradoxons fehlte. (Schon Wege zum Selbst enthält beide Seiten des Paradoxons, wie man selbst feststellen kann). Nun, ich beobachtete SEHR sorgfältig, wie Watts langsam damit begann die ANDERE HÄLFTE des Paradoxons mit einzuschliessen - und zwar, wenn du wirklich erkennen willst, warum Praxis nicht notwendig ist, dann musst du aufwachen - und dies verlangt Praxis. Und es ist mir egal, ob sich dies widersprüchlich anhört; die Ablehnung dieser Aussage ist ebenso widersprüchlich (wie Nagarjuna demonstrierte).

Ich wollte sehen, wie Watts sich ein Leben lang windet bei der Ablehnung der Erforderlichkeit (oder Nützlichkeit) irgendeiner Art von spiritueller Praxis. Watts hatte dafür GROSSARTIGE sprachliche Wendungen. Nach Suzuki Roshi würde er z.B. sagen, „wir meditieren nicht, um Buddhaschaft zu erlangen, sondern um die Buddhaschaft auszudrücken, die wir bereits sind". Ja, sehr, sehr, wahr. Aber, huh, warum praktizierten Suzuki und all seine Schüler Zazen? HALLO??!!?? (Meine Lieblingsversion der Aussage von Watts bezüglich des Paradox geht etwa so: „Meditation ist eine Torheit weil wir bereits erleuchtet sind; doch wie William Blake sagt, ein Tor, der auf seiner Torheit besteht, wird weise. Meditation beschleunigt einfach die Torheit." Ich habe das immer gemocht, und es ist in gewisser Weise sehr wahr. Meditation beschleunigt die Torheit; und es bedarf nicht einer Meditation über viele Leben, um die Torheit zu erkennen...) Wie auch immer, Watts, der zu dieser Zeit unheilbar alkoholkrank war, begann langsam zu erkennen dass Praxis (und Fortschritt) die andere Hälfte des Paradoxes jedes absoluten GEISTES ist, und zu der Zeit, wo er in sein Hausboot in Sausalito umzog, begann er den „Weg der Kontemplation" zu empfehlen, immer noch formuliert in der wunderbaren Begrifflichkeit seines Satori mit 17 Jahren. Mit der Ausnahme dass er jetzt definitiv eine Praxis empfahl...

Das war die Geschichte, bei der ich jede Drehung und Wendung aufmerksam verfolgte. Und hier kommt die Moral von der Geschichte, wenn du erlaubst: Die unverrückbare Art deines Standpunktes zu diesem Thema ist ein Hinweis für mich, dass du eine sehr, sehr starke Intuition der ersten Hälfte des Paradoxes der Ewigkeit hast - du intuierst wahrhaftig und stark die immer-anwesende Natur des GEiSTES, und das ist wunderbar! (Siehe auch das letzte Kapitel von Das Wahre, Schöne, Gute als eine Aussage über den zeitlosen immer-anwesende GEIST). Jedoch - und es ist mir egal wie widersprüchlich sich das anhört - verstärkt die Aufnahme einer kontemplativen Praxis diese Intuition noch, bis sie buchstäblich die endliche Welt für immer überstrahlt.

Lass mich dies abschliessen, indem ich sage, dass Leslie schon alles gesagt hat, was ich zu diesem Thema zu sagen habe, und sie sagte es sehr viel einfacher und klarer! (Vielleicht kannte sie Allan's erste Frau?)

Meine besten Wünsche für dich bei diesem fortschrittslosen Fortschritt zu deinem immer-anwesenden Zustand... Ken

23. Spirituelle Infrastruktur

Re: Integrales Institut und spirituelle Info-Strukturen [Post#: 1891 / re:

1886 ]

Hallo Patrick,

danke für deine freundlichen Worte. Sie bedeuten mir sehr viel. Manchmal spielt es keine Rolle, wer sich herunterbeugt und wer sich nach oben streckt, solange wir einander an den Händen halten...

„Hier ist meine Frage: Habt ihr am Integralen Institute auch bereits Überlegungen zu einer spirituellen Infrastruktur angestellt, die einem wachsenden Interesse z.B. an meditativen Praktiken Rechnung tragen würde, welche doch für den Erfolg eines AQAL Ansatzes wesentlich sind und somit auch integral/unabdingbar für einen Erfolg des Integralen Institutes?"

Wichtige Frage, Patrick, und, ja, genau darum bemühen wir uns auch ganz spezifisch. Genauer gesagt sind es drei Dinge:

  1. Zum einen stellen wir grundsätzliche Untersuchung hinsichtlich empirisch messbarer Auswirkungen der verschiedenen Arten von Meditation/Kontemplation an.
  2. Zum zweiten versuchen wir die jeweils besten Aspekte von Meditation und Psychotherapie zu kombinieren.
  3. Und drittens wollen wir die Ergebnisse dieser Nachforschungen einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, so dass dieser wichtige Weg beschritten werden kann, sofern Interesse besteht.

Wie ich schon in anderen Mails gesagt habe, ist dies etwas völlig Neues, und wir haben noch nicht sehr viele Ergebnisse zur Verfügung, doch das I-I legt ein ganz schönes Tempo vor, und wir hoffen, schon bald mit dem I-I und seinen Forschungen an die Öffentlichkeit gehen zu können - und somit auch zu dir, und zu jedem, der daran interessiert ist.

Aktuelle Nachrichten werden auf dieser Webseite regelmäßig erscheinen.

Und hab' vielen Dank... Ken

24. Integrales Institut in Deutschland

Re: I-I in Deutschland? [Post#: 1945 / re: 1931 ]

Hallo nach Berlin,

gut von euch zu hören. Ich vermisse Deutschland! Speziell München, Berlin, das Rheinland, Bonn, Frankfurt und Hamburg - alles so unterschiedlich und grossartig. Zur Zeit entwickeln wir das Integrale Institut nur langsam weiter, weil wir keine Fehler machen wollen und alles genau und übersichtlich sein soll. Es wir die Zeit kommen, wo wir uns Europa öffnen werden. Frank Visser und Edith Zundel sind Mitglieder des I-I, und sie können euch weiterhin informieren.

Ich hoffe jeden von euch einmal persönlich zu begegnen. Bis dahin,

alles Gute,

Ken

25. Integrales Institut

Re: UNICEF Analyse

Mike, Nancy, Bruce...

was ihr über eure Arbeit sagt, hört sich gut und wichtig an. Es tut mir leid dass wir im I-I noch keine Möglichkeiten haben, um aus eurer Expertise Nutzen zu ziehen - wie ich schon sagte, I-I besteht erst seit sechs Monaten, und wir sind noch dabei, die Infrastruktur auszubauen. Doch Nancy wird mit mir in Verbindung bleiben, und sobald irgendeine Form des Austausches möglich ist - was grossartig wäre - werdet ihr es erfahren! Danke für eure Teilnahme in diesem Forum, und, darüberhinaus, für eure

ausserordentliche Arbeit in der Welt.

Ken

26. Spiral Dynamics

Re: Integrität - Spiral Dynamics als eine Entwicklungslinie verstehen

[Post#: 1950 / re: 1912]

Mark,

ganz kurz, ich glaube du hast, allgemein gesprochen, völlig recht. Spiral Dynamics beschreibt im wesentlichen eine Entwicklungslinie. Das Konzept basiert hauptsächlich auf der Arbeit von [Clare] Graves, welche die Entwicklungslinie der WERTE beschreibt, bzw. das, was man grundlegend für wichtig erachtet, die eigene Bedeutungsstruktur. Da sich beinahe alle Linien im wesentlichen durch die selben Ebenen entfalten, verwende ich oft die Ebenen in einer Linie, um die Gesamtebenen zu beschreiben, und spreche dann von der orangenen Ebene, der grünen Ebene, und so weiter. Doch in einer detailierteren Analyse sind diese Meme als die Entwicklungslinie der Wertestrukturen zu sehen. Siehe Integrale Psychologie für eine ausführliche Darlegung dieses Gedankens...

Danke noch einmal für deinen wunderbar intelligenten Beitrag zu diesem

Forum...

Ken

27. Ken über Ken (2)

Jack, du gute Seele,

danke für die Integrität und die tiefe Anteilnahme die du in dieses Forum gebracht hast. Du bist ein wirkliches Leuchtfeuer eines höchsten sorgenden Mitgefühls...

Danke auch für die Nachfrage nach dem jungen KW, der Alan Watt's Bücher Satz für Satz abschrieb. Doch ich denke er ist nicht so verschieden von dir oder irgend jemand anderem von uns, der von der Suche nach dem getrieben wird, was durch Suchen nicht gefunden werden kann. So widersprüchlich wie das auch ist, ist dieser Antrieb doch unsere Befreiung, und der ist bei dir definitiv vorhanden, da bin ich sicher, und dies wird dir helfen, sogar bis in die Unendlichkeit...

meine allerbesten Wünsche, Ken

P.S. Du hast wahrscheinlich bemerkt dass ich in einigen der Beiträge Alan als Allan buchstabiert habe - ein Zeugnis meiner online Nachtschicht. Der Grund dafür ist, dass ich kürzlich mit Allan Combs im I-I zusammengearbeitet habe, und mich an die Buchstabierung mit zwei „l's" gewöhnt habe. Ach ja... Ken

28. Integrales Business/Moral

Hi,

„Nehmen wir an, du integrierst erfolgreich eine AQAL Praxis in einem Unternehmen. Nehmen wir an dass dieses Unternehmen ein einziges Produkt am Markt vertreibt: Zigaretten. Würde die Einsicht, die einer erfolgreichen AQAL Praxis innewohnt, zur freiwilligen Selbstauflösung der Firma führen?"

Ja, definitiv. Du kannst alle Quadranten berücksichtigen, und dabei ein moralischer Schurke bleiben - einfach deshalb weil alle Ebenen vier Quadranten haben, und du daher auf jeder Ebene, egal wie „niedrig", die vier Quadranten in die Balance bringen kannst. Doch du kannst nicht alle Ebenen umfassen, einschliesslich der postkonventionellen, weltzentrischen Moral des zweiten Ranges, und weiterhin deinen Lebensunterhalt damit verdienen andere Menschen umzubringen. Nebenbeibemerkt ist dies der Grund, warum die Praxis eines integralen Business bei Phillip Morris nicht hoch im Kurs steht. Hier ein Sonderangebot für jeden der ein Zeichen setzen möchte: bei Amazon hauen zwei Leserrezensionen TOE [Ganzheitlich Handeln, der Hinweis bezieht sich auf Leserrezensionen zum Original A Theory of Everything] in die Pfanne, weil das Buch sich nur in zwei Abschnitten mit integralem Business beschäftigt. Das stimmt. Aber (1) soll das Buch nur eine Zusammenfassung der momentanen Aktivitäten geben, und (2) ist das meiste der guten Arbeit bezüglich eines integralen Business noch nicht veröffentlicht. Es ist unfair ein Buch auf dieser Basis zu verreissen. Möchte jemand eine Leserrezension schreiben die diesen unfairen Rezensionen antwortet? Nur ein Gedanke, weil es so frustrierend ist dass I-I eine hervorragende Arbeit auf diesem Gebiet leistet, aber noch nicht so weit ist etwas zu veröffentlichen. Ach ja...

Wie auch immer, danke für all eure Anregungen und Ideen. Das hat mir sehr geholfen, und es hat mir Freude gemacht all das herunterzuladen...

alles Gute, Ken

29. Grüsse aus Berlin

Lieber Ken, liebes Forum, lieber Webmaster,

wir möchten uns für all die Energie, Liebe, und Mitgefühl während dieses Wochenendes bedanken. Weil wir praktisch alles erst übersetzen mussten, konnte wir auf keinen der Beiträge antworten.

Doch wir haben das meiste der Beiträge heruntergeladen, so dass wir in den nächsten Tagen, Nächten und vielleicht Wochen fleissig die Beiträge sortieren und lesen können. Besonderen Dank an den Webmaster und seine Mannschaft, und an alle die für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben.

Aur Wiedersehen aus Berlin.

Andi, Johannes, Felix und Uwe (sehnsüchtig auf die nächste Konferenz wartend :-)

WIR BLEIBEN DRAN!

IS Berlin

Danke!

30. Schlusswort vom Shambhala Verlag

Da sich diese Diskussion nun dem Ende nähert, möchten wir vom Shambhala Verlag euch allen für eure aktive, intelligente und anregende Teilnahme an diesem grossartigen Ereignis danken. Und danke Ken, für deine gründlichen und einsichtsvollen Antworten!

Dies ist unser erster Versuch einer „live" Diskussion über das Internet, und ich hoffe dass ihr darin übereinstimmt dass es ein grosser Erfolg war. Wir werden dieses Forum noch für einige Tage offen halten, für abschliessende Kommentare und Meldungen. Später in dieser Woche werden wir dann die Schreibe-Funktion abschalten, das Forum jedoch zum Lesen der Beiträge offen lassen, für registrierte und nicht-registrierte Besucher. Wir sind daran interessiert, derartige Konferenzen in dieser oder einer anderen Form auch in Zukunft abzuhalten, und nehmen gerne eure Vorschläge bezüglich der Organisation, wie ihr sie in dieser Konferenz gemacht habt, auf. Wir werden die Theory of Everything Support Discussion für registrierte Nutzer offenhalten zum Schreiben wie auch zum Lesen, bitte meldet eure Vorschläge dorthin. Der Shambhala Verlag, der die Produktion gedruckter Bücher als sein Geschäft betrachtet, fühlt sich auch der Aufgabe verpflichtet, Inhalte und Kommunikationsmöglichkeiten über seine Internet Homepage und andere online Unternehmungen zur Verfügung zu stellen. Diese Konferenz war ein Beispiel für unsere Aktivitäten. Bei der Erforschung zukünftiger Veröffentlichungs- und Kommunikationsmethoden freuen wir uns über eure Vorschläge, und geben hier noch einmal die derzeitigen Möglichkeiten bekannt: Wenn sie noch nicht Mitglied unserer Ken Wilber Mailing Liste sind, dann ermutigen wir sie hiermit sich jetzt einzutragen. Dies können sie online tun unter

Über diese Liste, und

http://wilber.shambhala.com werden wir neue Projekte und Ereignisse ankündigen.

Nochmals Danke!

Leonard Jacobs