INTEGRAL WORLD: EXPLORING THEORIES OF EVERYTHING
Ein Forum für eine kritische Diskussion über die integrale Philosophie von Ken Wilber
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Fred Kofman ist Gründer und Präsident der Leading Learning Communities, einer Beratungsorganisation. Er hat den PhD in Wirtschaft der Berkeley Universität in Kalifornien, und war als Professor für die Bereiche Rechnungswesen und Controlling an der MIT's Sloan School of Management. Er ist einer der Gründungsmitglieder von Perter Senge's Center for Organizational Learnig an der MIT, und er ist Mitglied der Abteilung Business des Integralen Institutes.
Hinweis des Autors: Obgleich das Rohmaterial für diesen Artikel aus meinen Gesprächen mit Ken Wilber stammt, repräsentieren die hier formulierten Ideen nicht notwendigerweise seinen Standpunkt. Ich versuche einfach mein Verständnis seines Modells und meine Überlegungen dazu darzustellen. Ken Wilbers Ansichten zu diesem Thema findet der Leser in einem Interview, veröffentlicht unter wilber.shambhala.com. Ich möchte mich für Ken Wilbers Geduld und Grosszügigkeit bedanken. Er hat viele Stunden damit verbracht, mich in seinem Denken zu unterrichten. Es war eine wunderschöne und zur Demut hinführende Erfahrung, die ehrfürchtige Architektur der integralen Philosophie zu erforschen, erläutert durch das Herz und den Verstand einer ihrer brilliantesten Vertreter. Holons, Haufen und Artefakte(und ihre entsprechenden Hierarchien)Fred Kofman
Ich hoffe, bei dieser Gelegenheit auch einige häufig gemachte Fehler korrigieren zu können, die von vielen Lesern seiner Theorien gemacht werden. Die Unterscheidungen zwischen individuellen Holons, sozialen Holons, Artefakten und Haufen sind fein, und doch fundamental. Ebenso wichtig sind die Unterschiede in den Hierarchien jede dieser Typen. Es ist leicht sie zu übersehen - und es ist gefährlich. Ein Holon ist eine Einheit, die als ein Ganzes in sich selbst gesehen werden kann, und, gleichzeitig, als ein Teil eines grösseren Ganzen. In Eros Kosmos Logos (EKL) unterscheidet Wilber nicht klar zwischen bewussten [Sentinent] und nicht-bewussten [Non-sentinent] Holons. Erstere (z.B. Atome, Moleküle, Zellen, usw. und Galaxien, Planeten, Ökosysteme, Stämme usw.) nennt er einfach „Holons"; letztere (welche er in EKL nicht ausdrücklich erwähnt) nennt er „Artefakte" [Artifacts] (Ameisenhaufen, Spinnennetze, Autos) und „Haufen" [Heaps] (Felsen, Pfützen, Sanddünen). In EKL konzentriert sich Wilber auf die Ganzes/Teil Beziehung und die Natur des Transzendieren-und-Beinhaltens von Hierarchien, und diese implizite Eingrenzung des Holonbegriffes auf bewusste Holons hat zu einiger Verwirrung geführt.
Abb.: 1 Bewusste und Nicht-Bewusste Holons
Auf S. 36 dieses Buches [Sex, Ecology, Spirituality] z.B. schreibt Wilber dass Formeln „mathematische Holons darstellen, die in einer unendlichen Hierarchie geordnet sind, einer Holarchie." An einer anderen Stelle verwendet er die Hierarchie von Buchstabe, Wort, Satz, Absatz und Text als ein holonisches Beispiel von Transzendieren und Beinhalten. Diese Beispiele illustrieren Hierarchien nicht-bewusster Holons, die Begriffe „Holon" oder „Holarchie" werden dabei jedoch nicht durchgängig verwendet. (Nach Wilbers eigener Definition sind Formeln, Buchstaben, Worte, Sätze und andere linguistische Objekte keine bewussten Holons, sondern Artefakte). Obwohl er seine Definition Holons und Holarchien betreffend in anderen Abschnitten seines Buches klar gemacht hat, haben viele Menschen diese Konzepte falsch verstanden und falsch angewendet. Das ist ein sehr unglücklicher Umstand der zu einer grossen Verwirrung führen kann, und zu gefährliche ethischen Ideen – Ideen mit furchterregenden sozialen und politischen Schlussfolgerungen. Darüberhinaus verleitet die erste von Wilbers zwanzig Grundaussagen manche Leser zu falschen Schlussfolgerungen. Diese Grundaussage sagt, dass „Wirklichkeit als Ganzes sich nicht aus Dingen oder Prozessen zusammensetzt, sondern aus Holons". Die falsche Schlussfolgerung daraus ist, dass jedes Ding das existiert, ein Holon ist. Das ist nicht der Fall; oder zumindestens nicht das, was Wilber vermitteln möchte. Es gibt viele Dinge die in der Wirklichkeit existieren, die keine (bewussten) Holons sind, wie z.B. Haufen und Artefakte. Diese Dinge sind auch eingebettet in Ganzes/Teil Beziehungen; allerdings hat die hierarchische Integration eine völlig andere Bedeutung für Haufen, für Artefakte und für Holons. Wir werden sehen, dass ein Holon nicht einfach nur irgendetwas ist, dass gleichzeitig als ein Ganzes in sich selbst und als Teil eines grösseren Ganzen betrachtet werden kann. (Vielleicht kommt die inkorrekte Interpretation der ersten Grundaussage von dem Verstehen, dass jedes und alles gesehen werden kann als ein Ganzes und als Teil eines grösseren Ganzen). Obwohl das eine notwendigen Bedingung ist, so ist sie doch nicht hinreichend. Nach Wilbers Definition muss, zusätzlich zu der Eigenschaft Ganzes und Teil zu sein, auch Innerlichkeit bzw. Bewusstheit vorhanden sein (d.h. ein bewusstes Holon). Viele Menschen bringen verschieden Typen von Holons durcheinander und erstellen Hierarchien mit „unerwünschten und verwirrenden" Konsequenzen – wovor Wilber auf S. 89 in SES warnt. So kann man sich z.B. Ganzes und Teil in physikalischen oder räumlichen Begriffen vorstellen, man kann ein individuelles Holon als eine Untereinheit eines sozialen Holons sehen, einer unbegrenzten Autorität ausgeliefert, man kann die subtile reduktionistische Haltung der Gleichsetzung eines Holons mit seiner äusseren Oberfläche annehmen, unter Leugnung innerer Qualitäten. (Für eine detaiierere Diskussion siehe SES S. 90). Wenn Bewusstheit aus der Betrachtung herausgenommen wird, fällt das integrales System in sich zusammen, und wird zu einer reduktionistischen Farce seines eigenen wahren Selbstes. Selbst bei der Betrachtung bewusster Holons gibt es eine weitverbreitete Verwirrung unter den Lesern von Wilber hinsichtlich der Unterschiede zwischen individuellen und sozialen Holons. Dies sind zwei ganz unterschiedliche Typen von Holons, und sie müssen sorgfältig voneinander unterschieden werden. Bei einer Vermischung dieser Holon-Typen entstehen (pseudo)Holarchien wie z.B. „Individuum, Familie, Gemeinschaft, Nation, Menschheit", und dies führt zu einer fehlerhaften Betrachtung mit gravierenden philosophischen und praktischen Konsequenzen. Vier Typen von EinheitenWilber unterscheidet vier Typen von Grundeinheiten im Kosmos: individuelle Holons, soziale Holons, Artefakte und Haufen. (Es gibt darüberhinaus noch Typen wie Hybride – z.B. genetisch veränderte Bakterien – und Nebenprodukte wie z.B. die Ausscheidungen von Tieren, welche wir hier nicht betrachten wollen). Für jede einzelne dieser Einheiten bedeutet die Ganzes/Teil Beziehung etwas völlig anderes, und auch die Hierarchie der sukzessiven Beinhaltung hat eine jeweils andere Bedeutung. Ein Holon ist eine vierfältige Einheit mit einer inneren Dimension (Intention, Bewusstheit, Subjektivität) und einem Aussen (Ausdehnung, materielle Form, Objektivität) auf einer individuellen (lokalisiert) und einer sozialen (kollektiven) Ebene. Auf der Basis dieser verschiedenen Bereiche können Holons unterschieden werden in zwei Typen: individuelle Holons und soziale Holons. Ein Ganzes oder „Senior" Holon (auch als „holonisches System" bezeichnet) ist eine zusammengesetzte Einheit die ihre Teile („Elemente" oder „Junior" Holone) transzendiert und beinhaltet. So transzendiert und beinhaltet ein Molekül z.B. seine Atome; ein menschliches Wesen transzendiert und beinhaltet das reptilienhafte Wesen. Während Holone Innerlichkeit und – zu einem gewissen Grad – auch Wahrnehmung und Bewusstheit haben (subjektiv und intersubjektiv), verfügen Haufen und Artefakte nicht über diese Eigenschaften. Ein Artefakt ist eine Einheit, die von einem Holon geschaffen wurde; sein Muster (Struktur und Funktion) ist von der Agenz dieses Holons abgeleitet. Ein Artefakt als Ganzes (oder „Artefaktsystem") organisiert und beinhaltet (auf physische, konzeptuelle oder spirituelle Art und Weise) seine Teile (oder „Komponenten"). Eine Stereoanlage z.B. beinhaltet und organisiert den CD-Spieler, das Casettendeck, das Radio, den Verstärker und die Lautsprecher; eine Geometrie beinhaltet ihre Axiome, Postulate, Theoreme und Ableitungen; eine Mythologie beinhaltet und organisiert ihre Mythen, Parabeln, Visionen, ethischen Imperative usw. Diese drei Kategorien des Beinhaltens beziehen sich auf den Bereich des Fleisches, der Logik und des GEISTES. Es gibt physische Artefakte die mit dem Auge des Fleisches betrachtet werden können, konzeptuele Artefakte die mit dem Auge des Geistes [mind] betrachtet werden, und spirituelle Artefakte die mit dem Auge des GEISTES [spirit] betrachtet werden können. Ein Artefakt kann direkt oder indirekt durch ein Holon geschaffen werden. Ein Mensch kann z.B. eine Maschine schaffen, die dann wieder andere Produkte herstellen kann; so ist z.B. eine automatische Fertigungsstrasse ein Artefakt welches andere Artefakte produziert. Die Struktur und Funktion dieser produzierten Artefakte ist jedoch ebenfalls bestimmt durch das Bewusstsein desjenigen Holons welches die produzierenden Artefakte geschaffen hat. Ein Haufen ist ein zufällig entstandener Haufen von Zeug [stuff]. Ein Sandhaufen z.B. besteht aus Sandkörnern, und ein Haufen Kleidungsstücke besteht einfach aus übereinanderliegenden Kleidungsstücken, ohne Ordnung oder Organisation. Der ganze Haufen oder „Stoss" besteht aus Teilen, welche wir „Aspekte", „Facetten" oder einfach „Zeug" nennen. Um diesen verschiedenen Typen Hierarchien zuzuordnen werden wir verschiedene Begriffe benutzen: „Holarchie" für Holons, „Artefaktarchie" für Artefakte, und „Haufenarchie" für Haufen. Das Durcheinanderbringen von Holarchien mit Artefaktarchien und Haufenarchien schafft einige schwerwiegenden Probleme, weil „Be-inhalten" etwas ganz unterschiedliches bedeutet für jeden von ihnen. Das Senior-Holon transzendiert und bewahrt (in einer Unterordnung) das Junior-Holon. Das Artefaktsystem besteht in einer Integration seiner Komponenten gemäss dem externen aufgeprägten Muster. Der Haufen ist einfach eine physische Ansammlung von Zeug. Zusätzlich zu der Unterscheidung von [bewussten] Holons und Artefakten und Haufen ist es wichtig, die Unterscheidung zwischen individuellen und sozialen Holons zu treffen, und ihre Beziehung zu verstehen. Ein individuelles Holon ist ein „Mitglied" eines sozialen Holons, aber kein Teil (Junior bzw. konstitutives Element) von ihm. Das soziale Holon ist der Bezugsraum, das Organisationsmuster in dem das individuelle Holon eine auf Gemeinsamkeit sich gründende Aufnahme findet. Das soziale Holon ist eine Entwicklung (Senior) eines anderen sozialen Holons (Vorgänger oder Junior), und nicht eines individuellen Holons. Wir werden das später noch näher untersuchen, jetzt stellen wir einfach fest, dass individuelle Holons keine konstituierenden Elemente eines sozialen Holons sind; sie sind Mitglieder. Eine Elefantenherde z.B. ist kein Senior bezüglich der Elefanten aus denen die Herde besteht. Die Herde kann als ein Senior betrachtet werden hinsichtlich einer Herde von Mammuts (so wie ein individueller Elefant als eine evolutionäre Entwicklung eines Mammuts gesehen werden kann), doch jeder Elefant ist ein Mitglied (und nicht eine holonische Komponente oder ein konstitutives Element) der Herde. Wenn man Holons, Haufen und Artefakte durcheinanderbringt, gelangt man zu (falschen) „Holarchien" von Ziegelstein zu Wand zu Raum zu Wohnung zu Haus, einfach deshalb, weil ein Ziegelstein Teil einer Wand ist, eine Wand Teil eines Raumes, ein Raum Teil einer Wohnung, und eine Wohnung Teil eines Hauses. Es existiert schon eine Beziehung asymmetrischer Beinhaltung zwischen diesen Elementen (ein Ziegelstein ist Teil einer Wand, aber eine Wand ist nicht Teil eines Ziegelsteins), aber dies ist keine Holarchie. Obgleich sie Ganzes und Teil sind; der Ziegelstein, die Wand, der Raum, die Wohnung, das Haus und sogar die ganze Stadt sind keine Holons. Sie haben keine bewusste Innerlichkeit und sind „Artefakte". So haben wir es hier mit einer Hierarchie von Artefakten zu tun, einer Artefaktarchie. Der Schlüssel zur Unterscheidung liegt darin sich daran zu erinnern, dass Holons Innerlichkeit haben, Artefakte nicht. Eine weitere Gefahr liegt darin, dass das integrale Beinhalten reduziert weden kann auf ein physisches Einschliessen, und - daraus abgeleitet - es zu einer Gleichsetzung von Evolution und Zunahme an physischer Grösse kommt. Ein Atom ist z.B. „Teil" eines Felsen, aber der Felsen ist kein Senior-Holon hinsichtlich des Atoms. Der Felsen ist ein Haufen, und in unserer Terminologie würden wir sagen, dass das Atom eine Facette oder ein Aspekt des Felsens ist. Wenn die Unterscheidung zwischen Holons und Haufen verlorengeht, wird Organisation durch Grösse ersetzt, als der „Richtung des Aufstiegs". Die Konsequenz daraus ist, dass der Omega Punkt identisch wird mit dem grössten Haufen von allem, und die Göttliche Natur auf einen Flachland-Gott reduziert wird: „das System". (Diese Verwirrung findet natürlich nur in unserem verwirrten Denken statt; die wahre Göttliche Natur ist völlig unberührt von den konzeptuellen Fehlern ihrer eigenen Manifestationen). Auf gleiche Weise verwischen wir den Unterschied zwischen einem Menschen (Holon) und einem Computer (Artefakt), durch die Schaffung einer Pseudo-Hierarchie wie Mensch + Computer = Workstation. Hier findet eine subtile De-Humanisierung statt, die Person „verliert" ihre Innerlichkeit und wird zum „Rädchen in der Maschine", wird als ein Artefakt betrachtet, ein (austauschbares) Unter-System, dessen Intentionalität ihm durch ein Über-System von Aussen vorgegeben wird. Diese Schlussfolgerungen sind auf künstlerische Weise im Film „Moderne Zeiten" dargestellt, wo Charles Chaplin von der Maschine „verschluckt" wird. Die politischen und sozialen Konsequenzen finden sich auch in der „Borg" Rasse von „Star Trek" und in den höllischen „human batteries" in „The Matrix". Dehumanisierende Konsequenzen ergeben sich ebenfalls durch die Verbindung individueller und sozialer Holons in der gleichen Hierarchie. Wie wir oben gesagt haben, ist ein Individuum ein Mitglied eines Teams, aber kein konstitutives Element des Teams. Die Gefahr bei der Betrachtung eines Individuums als ein Junior-Holon, welches durch die Gruppe transzendiert und beinhaltet wird ist, dass dadurch die Tür geöffnet wird für eine zentralistische Kontrolle, die sich im Recht fühlt Individuen auszulöschen die nicht ihrem Zweck dienen. Missbrauch greift um sich wenn das Gute (des Sozialen) das Gute des individuellen (Mitglieds) verdrängt. Dies ist genau der Fall in einer „ordentlichen" Holarchie, wo das Gute des (kollektiv individuellen) völlständig das Gute des Individuums (als Teil des Sozialen) verdrängt und ersetzt. Eine Person (als ein Ganzes betrachtet) kann Teile seines Körpers nutzen und über sie bestimmen, ohne auf „Rechte" dieser konstituierenden Elemente Rücksicht nehmen zu müssen. So z.B. bei einer Blutentnahme für eine Analyse (Blutzellen werden getötet), oder bei Einnahme eines Antibiotika (mit der Konsequenz der Vernichtung grosser Teile der eigenen Darmflora) oder bei der Entfernung von Krebsgewebe durch einen chirurgischen Eingriff. Wird dieses Modell jedoch auf eine Gesellschaft angewendet, dann erhält die zentrale Autorität die Macht, jedes „konstitutive Element" (so wird es fälschlicherweise betrachtet) zu jeder Zeit zu eliminieren, ohne Rücksicht auf die individuellen Rechte. Die Konsequenzen dieser Verwirrung sind schwerwiegend. Stellen wir uns eine Pseudo-Hierarchie wie folgt vor: Individuum, Staat. Nach der impliziten Beziehung von „Transzendieren und Beinhalten" ist das Individuum ein Junior-Holon in Bezug auf den Staat. Das Senior-Holon, von dem man implizit annimt dass es „bewusster" ist, hat nun die Macht dem Junior seine Organisation aufzuzwingen - genau so wie ein Mensch seinen Willen seinem Arm aufzwingen kann. Dies stellt eine Rechtfertigung dar für alle Arten von repressiven Herrschaftsformen. In dem republikanischen Verständnis erhält der Staat seine Macht durch seine Individuen (seine Mitglieder, nicht seine Elemente), um das Allgemeinwohl aufrechtzuerhalten. Unter bestimmten Umständen kann der Staat diese Macht ausüben, z.B. um ein Individuum einzusperren welches ein Verbrechen begangen hat. Doch in einer Republik sind die Rechte der Gemeinschaft gemässigt und begrenzt durch die rechte des Individuums. Dies ist unverträglich mit dem Modell einer aus einzelnen Individuen zusammengesetzten Gesellschaft, in der die konstituierenden Elemente keine Rechte haben. Klassische Beispiele eines solchen Zerrbildes sind die Versuche der Nazis, Stalinisten, Maoisten, Roten Khmer und anderer, bestimmte unerwünschte „Elemente" aus ihrem „sozialen Körper" zu „entfernen" durch Zwangsumerziehung (innere Gewalt) oder Vernichtung (äussere Gewalt) oder eine Kombination von beidem. Wenn Herrscher ihre Gesellschaft als ein zusammengesetztes Individuum sehen, mit ihnen als das Senior-Holon (L'Estat c'est moi"), dann ist eine anti-liberale Zwangsherrschaft unvermeidlich. Diese Gefahr kann auch durch Demokratie nicht vermieden werden. Eine Mehrheitsentscheidung kann leicht zur Unterdrückung von Minderheiten führen, wenn die Möglichkeiten der Allgemeinheit nicht begrenzt werden durch die individuellen Rechte. Was die Vereinigten Staaten zu einer Republik macht ist nicht das demokratische System mit einer repräsentativen Volksvertretung, sondern das sind die Grundrechte mit ihrem Schutz des Individuums vor den Übergriffen des Staates. Es ist sehr gefährlich, eine Gruppe als einen Über-Organismus mit entsprechender Autorität gegenüber seinen Mitgliedern zu sehen. Die individuellen Mitglieder sind nicht Teile, sie sind nicht konstituierende Elemente der Gruppe; sie sind Mitglieder. Individuen haben Rechte, die die Elemente eines Organismus nicht haben. Um es noch einmal zu betonen, das Individuum ist ein Mitglied eines Teams, und nicht Teil eines Organismus der Team genannt wird. Das Individuum ist kein Junior-Holon des Teams.
Erweiterte DefinitionenIndividuelle Holons sind Einheiten mit Agenz und lokalisierter Innerlichkeit bzw. Bewusstheit - zusätzlich zu einer einheitlichen Äusserlichkeit. (Wenn die Innerlichkeit nicht lokalisiert wäre oder die Äusserlichkeit nicht einheitlich, dann würden wir von kollektiv bzw. makro sprechen, im Gegensatz zu individuellen oder Mikro-Holons.) Jede Holarchie ist aus Holons zusammengesetzt, jedes davon gleichzeitig ein Teil und ein Ganzes. Als ein Teil, haben wir das Holon „Junior", oder „konstitutives Element" genannt; andere mögliche Bezeichnungen wären „primitiv" oder „Wurzel". Als ein Ganzes, haben wir das Holon „Senior" oder „holonisches System" genannt; andere mögliche Bezeichnungen wären „Evolution" oder „Entwicklung". Atome sind z.B. „Primitive" eines Moleküls, und das Molekül ist eine „Evolution" der Atome. Dieses holonische Beinhalten bezieht sich auf die kreative Emergenz organischer Komponenten, im Gegensatz zu der natürlichen oder künstlichen Zusammenstellung von Atomen in grössere aber immer noch nicht-organische Strukturen (Haufen oder Artefakte). Whitehead würde sagen, wenn die Kreativität gegen null geht, dann herrscht strikte Kausalität. Kreativität verschiebt die Balance, und macht den „transzendenten" Teil wichtiger als den „erhaltenden" Teil. Und so emergiert das neue Holon. Um das Universum zu erklären, so sagt Whitehead, benötigt man nur drei fundamentale Konzepte: Eines, Viele, Kreativität. Wilbers Kosmos kann mit nur zweien erklärt werden: Holon, Kreativität. Beispiele für individuelle Holons finden sich in den zwei oberen Quadranten des AQAL (alle Quadranten alle Ebenen [all quadrants all levels]) Diagramms in EKL: Aufnehmen/Atome, Reaktion/Moleküle, usw. (Wilbers Modell umfasst alle Quadranten alle Ebenen alle Linien alle Zustände alle Typen, Ich konzentriere mich hier nur auf das Begriffspaar Quadranten-Ebenen). Es ist wichtig zu betonen, das jedes Holon eine innere und eine äussere Dimension hat: Aufnehmen ist die innere Sicht und Atom ist die äussere Sicht des „gleichen" Holon. Andere Beispiele sind die Memes des Spiral-Dynamics Modells (mit ihren entsprechenden neuronalen Mustern). Nach dieser Theorie ist das orange Meme ein Senior-Holon welches blaue Meme transzendiert und beinhaltet. Ein anderes Beispiel ist die holarchische Natur der Zeit. Jedes Holon, als ein bestimmter Augenblick, ist ein Junior Holon seiner selbst in bezug auf den nächsten Augenblick: mit anderen Worten, über die Zeit evolviert ein Holon kontinuierlich durch Transzendierung und Beinhaltung seiner selbst. Die Gesamtheit „dieser Augenblick" ist ein Teil der Gesamtheit „der nächste Augenblick". Jeder Augenblick beinhaltet seine Vorgänger, wie Whitehead sagen würde.
Soziale HolonsSoziale Holons sind Gruppen individueller Holons mit einem bestimmten Modus der Interaktion. Soziale Holons haben keine lokalisierte Innerlichkeit oder Bewusstheit; sie haben Inter-Subjektivität und nicht-lokalisiertes Bewusstsein. Soziale Holons haben keine einheitliche Äusserlichkeit. Sie setzen sich zusammen aus einer Mehrzahl individueller Holons und Artefakte. Eine Ameisenkolonie z.B. (als ein soziales Holon) setzt sich zusammen aus den Ameisen (Individuen) und der physischen Struktur des Ameisenhügels (ein Artefakt). Ein Unternehmen (als ein soziales Holon) setzt sich zusammen aus den Individuen (auf der entsprechenden Bewusstseinsebene) die zu ihm gehören und der Produktion, dem Management, der Information und allen anderen Systemen (Artefakten) die den Austausch der Individuen untereinander unterstützen. Ein (ganzes) soziales Holon ist keine Senior-„Evolution", welche die Individuen transzendiert und beinhaltet die zu ihr gehören. Ein Gruppe transzendiert und beinhaltet nicht ihre Mitglieder (sie transzendiert und beinhaltet ihre junior-Holons, ihre Vorläufer und „Primitive"). Von der rechtsseitigen Perspektive aus betrachtet ist die Gruppe ein „Behälter" von Typen individueller Einheiten, deren Teile ihre Mitglieder sind; von der linksseitigen Perspektive aus betrachtet ist eine Gruppe ein intersubjektiver Raum gemeinsamer Bedeutung, welchen seine Mitglieder sich teilen. Doch die Gruppe ist nicht (von welcher Perspektive auch immer) ein progressiver Fortschritt in einer Holarchie von Individuen, weil individuelle und soziale Holons keine niederen und höheren Ebenen in der gleichen Hierarchie darstellen. Sie sind korrelierende Aspekte eines jeden Holons auf jeder Ebene der Hierarchie. Ein individuelles Holon ist ein Mitglied eines sozialen Holon, und kein konstitutives Element, und keine Komponente. Es ist ein Unterschied, ob man ein teilnehmendes Mitglied einer Gesellschaft ist, oder eine austauschbare Komponente in einem System. Ohne diese Unterscheidung gibt keine Möglichkeit, den Weg zu totalitären Systemen zu stoppen. Die Gruppe ist ein holarchischer Senior der Junior-Ebenen intersubjektiver Regeln und Bedeutungen, welche die Verhaltensweisen und Interaktionen seiner Mitglieder steuert. Eine pluralistisch-demokratische Republik z.B. (orange-grün) ist „über" (in bezug auf die Entwicklungsholarchie) einer Theokratie (blue) in dem Sinn, dass die Republik die sozialen Formen der Theokratie transzendiert und beinhaltet. Auf S. 112 von EKL kritisiert Wilber die typische Holarchie vom Nervensystem zur Person zur Familie zur Gemeinschaft zur Gesellschaft zur Biosphäre: „Sofort fällt uns auf, dass hier eine Verwechselung und Vermengung individueller und sozialer Holons vorliegt: Mikro- und Makrowelt geraten durcheinander. Die Aufstellung geht offensichtlich davon aus, dass ein soziales Holon von gleicher Art und Natur ist wie ein zusammengesetztes individuelles Holon, so dass man sie über- und untereinander anordnen kann. ... Das trifft jedoch nicht zu." Obwohl eine derartige Hierarchie schwerwiegende Probleme aufwirft („die Biosphäre ist eine niedrigere und seichtere Ebene") ist das eigentliche Problem noch schwerwiegender. „Das Ökosystem (oder die Gesamtpopulation) ist aber in einer Holarchie der Individuen keine Ebene unter anderen, sondern das soziale Umfeld aller Ebenen der Individualität in der Biosspäre. Und (die obige Aufstellung) unterscheidet in keiner Ebene zwischen Mikro und Makro (oder individuell und sozial) , sie behandelt sie als gesonderte Ebene auf derselben Skala... Das Individuelle und das Soziale sind, anders gesagt, nicht zwei verschiedene Münzen von unterschiedlichem Wert, sondern die beiden Seiten ein und derselben Münze - auf jedem Wertniveau; nicht zwei grundlegend verschiedene Dinge oder Ebenen, sondern zwei Aspekte derselben Sache. Wir müssen also echte Holarchien zusammengesetzter Individuen entwickeln und für jede Ebene das Umfeld (oder soziale Holon) angeben, an dem die individuellen Holons teilhaben und von dessen Existenz ihre eigene Existenz abhängt. Und dies müssen wir tun in allen dreien der grossen Evolutionsbereiche - Physiospäre, Biosphäre und Noosphäre." (EKL 114-115). Ein Senior-Holon transzendiert und beinhaltet seine Vorläufer oder individuellen Junior-Holons. Ein soziales Holon stellt einen Raum gegenseitigen Austausches seinen Mitgliedern, den individuellen Holons, zur Verfügung, und transzendiert und beinhaltet - gleichzeitig - seine vorangegangenen kollektiven Junior-Holons. Eine Gruppe auf einer bestimmten Ebene des Bewusstseins z.B. (sagen wir, orange) umfasst [affiliates] ihre (orangen) Mitglieder; und transzendiert und beinhaltet zur gleichen Zeit die „blauen" Austauschbeziehungen von Mitgliedern auf der blauen Ebene des Bewusstseins. Zur gleichen Zeit transzendiert und beinhaltet jedes Mitglied (individuelles Holon) auf der orangen Ebene des Bewusstseins die blaue Ebene des Bewusstseins, aus der heraus er oder sie evolviert ist.
Genaugenommen gibt es keine getrennten „Dinge" wie individuelle oder soziale Holons. Es gibt nur Holons mit „vier Gesichtern", entsprechend den vier Quadranten. Das individuell innerliche (oben links) beleuchtet die lokalisierte Subjektivität, das Bewusstsein, den intentionalen Aspekt des Holons. Das individuell äussere (oben rechts) beleuchtet den lokalisiert objektiven, materiellen, verhaltensmässigen und extensiven Aspekt des Holons. Das kollektiv innerliche (unten links) beleuchtet den nicht-lokalisierten, intersubjektiven, kulturellen Aspekt des Holon. Und das kollektiv äusserliche (unten rechts) beleuchtet den nicht-lokalisierten, sozialen, systemischen und organisationellen Aspekt des Holons. Die „Natur" des Holons ist vier-fältig, und das ist der Grund, warum sich jede Art von Bewusstsein in diesen vier Dimensionen oder Aspekten manifestiert.
Grösse spielt eine RolleSenior-Holons transzendieren und beinhalten Junior-Holons. Weil grössere Tiefe mit einer geringeren Spanne verbunden ist, sind tiefere soziale Holons kleiner als ihre Junior-Holons. Die soziale Organisation einer Galaxis ist evolviert, und Planeten sind entstanden. Die soziale Organisation von Galaxien hat sich in Planeten verdichtet, obgleich ein Planet viel kleiner ist. Soziale Senior-Holons sind immer kleiner als ihre Juniors. (Eine Ansammlung von Atomen ist viel grösser als eine Ansammlung von Molekülen ist viel grösser als eine Ansammlung von Kristallen). Betrachten wir die Lebensformen, dann ist eine Ansammlung von Prokaryonten viel kleiner als eine Ansammlung von Kristallen. Unter Verwendung der Spiral Dynamics Meme können wir erkennen, dass eine Ansammlung von Menschen, die sich entsprechend dem blauen Meme verhalten kann, grösser ist als eine Ansammlung von Menschen die sich entsprechend dem orangenen Meme verhalten kann, welche wiederum grösser ist als eine Ansammlung von Menschen die sich entsprechend dem grünen Meme verhalten kann. Analog dazu kann man sagen, dass es immer mehr Absolventen der Grundschule geben wird als Absolventen der Universität. Dies ist offensichtlich, da jeder Universitätsabsolvent einen Grundschulabschluss haben muss, und es darüberhinaus Grundschulabsolventen gibt, die (noch) keinen Universitätsabschluss haben Wenn Menschen versuchen eine soziale Hierarchie auf Grösse aufzubauen (grösser = umfassender = höher entwickelt), dann gehen sie genau in die falsche Richtung. Mehr Grösse bedeutet mehr Spanne, und das bedeutet weniger Entwicklung. Die Ursache dieser Verwirrung liegt darin, dass das Äussere individueller Holons, Artefakten und Haufen genau dem gegensätzlichen Trend folgt. Mehr Grösse in der Äusserlichkeit eines individuellen Holons bedeutet dass es in der Lage ist, eine grössere Anzahl von konstitutiven Elementen zu transzendieren und zu beinhalten - ein Molekül ist grösser als ein Atom. Mehr Grösse bei einem Artefakt bedeutet, dass sein Muster mehr Komponenten integriert (von denen jedes kleiner ist als das Artefakt als Ganzes) - ein Computer (mit einer Festplatte) ist grösser als die Festplatte. Mehr Grösse bei einem Haufen bedeutet, dass er mehr Zeug enthält - eine Ansammlung von Felsen ist grösser als jeder einzelne Felsen. Die Evolution individueller Holons jedoch kann nicht gleichgesetzt werden mit einem Grössenwachstum. Das würde ihre innere Dimension unberücksichtigt lassen. Weil das Bewusstsein des Individuums seine Vorgänger umfasst, wird es immer umfassender, ohne dabei „grösser" zu werden. (Grösse ist ein falscher Massstab für nicht-materielle Einheiten; man kann die Grösse eines Gehirns messen, aber nicht die Grösse einer Idee). Um sich z.B. von dem ersten Rang-[first tier]Bewusstsein (grün) zum zweiten Rang-[second tier]Bewusstsein (gelb) zu entwickeln, muss das Individuum kein Grössenwachstum vollziehen. Ebensowenig ist es notwendig „grösser" zu werden, um eine Entwicklung von egozentrisch zu weltzentrisch zu machen, oder um konkret-operationale Fähigkeiten in formal-operationale weiterzuentwickeln. Schaut man sich die Evolution des oberen linken Quadranten an, dann kann man sehen dass die Anzahl der Individuen auf jeder weiteren Stufe (Grösse) kleiner ist, aber jede dieser Innerlichkeiten (Spanne) ist umfassender. Im oberen rechten Quadranten jedoch wird jedes nachfolgende Individuum generell grösser (komplexer), weil es physisch seine Vorgänger umfasst. (Auch wenn Menschen kleiner als Dinosaurier sind, so ist der Stamm des Nervensystems bei einem Dinosaurier kleiner als bei einem Menschen). In dem unteren rechten Quadranten tendiert eine Ansammlung höherer Holons dazu kleiner zu sein als eine Ansammlung niedrigerer Holons. In dem unteren linken Quadranten ist eine weiter entwickelte Kultur komplexer und integrativer, hat jedoch weniger Mitglieder - weil die Anzahl der Individuen, die eine höhere Ebene der Bewusstheit erreicht, kleiner ist. (Diese strikte Abnahme der Anzahl der weiter entwickelten Mitglieder ist einfach eine empirische Beobachtung, und keine theoretische Notwendigkeit. Wenn ein Mensch geboren wird, hat er/sie das Potential sich durch das ganze Bewusstseinskontinuum bis hin zur Spitze zu entwickeln; Es gibt keine äussere Einschränkung um das nicht-duale Bewusstsein zu verwirklichen. Wegen der einfachen Tatsache dass eine grössere Tiefe schwerer zu erreichen ist steigen viele vorher aus. Jeder kann zu jeder Ebene gelangen, doch es ist so dass die Anzahl der Menschen die dazu bereit sind mit zunehmender Höhe immer mehr abnimmt). Da Artefakte keine Innerlichkeit haben, führt das Grössenwachstum dazu dass ein Artefakt mehr und mehr Komponenten umfasst. Doch Artefakte haben ein Muster, welches ihnen durch die Agenz des [individuellen] Holons welches sie geschaffen hat, aufgeprägt ist. Weil das Holon seine Vorgänger transzendiert und beinhaltet, kann man sagen dass das Bewusstsein welches das Artefakt geschaffen hat (und sich ihm eingeprägt hat) seine Vorgänger transzendiert und beinhaltet. Daher macht die Aussage Sinn, dass das Transistorradio von der Enntwicklung her gesehen höher steht als das Röhrenradio, obgleich das Röhrenradio grösser ist als das Transistorradio. Dieser Vergleich jedoch findet nicht genau zwischen den zwei Radios statt, sondern zwischen den Bewusstseinen die sie geschaffen haben.
Die Vermischung individueller und sozialer HolonsEs geht darum zu vermeiden, individuelle und soziale Holons in ein und derselben Entwicklungslinie miteinander zu vermischen. So ist es z.B. eine schlechte Gewohnheit, eine Holarchie aufzustellen, die vom Individuum (einem falsch definierten individuellen Holon) zur Gruppe (einem falsch definierten kollektiven Holon) zu der Firma geht, zur Industrie usw. Doch leider ist das die „offensichtliche" Art und Weise wie die meisten Menschen über dieses Thema nachdenken. Das erste Problem dabei ist, dass „ein Individuum" keine gute Definiton eines Holon ist. Um ein Holon zu definieren ist es notwendig, seine „Ebene" oder „Tiefe" des Bewusstseins zu benennen. So ist ein Individuum, welches vom grünen Meme aus lebt, zu unterscheiden von einem Individuum (und auch von sich selbst) welches von dem gelben Meme aus agiert. Die missverständliche Gleichsetzung einer physischen Person mit einem Holon ist verbreitet, weil die „äussere" Oberfläche dieser zwei Einheiten ununterscheidbar ist. Das bedeutet, dass ein kausal schliessender objektiver Beobachter keine Unterschiede im oberen rechten Quadranten feststellen kann. Wenn jemand jedoch mit grosser Genauigkeit in der Lage wäre, die „inneren" Oberflächen des Gehirns zu betrachten (welche immer noch Teil der äusseren Dimensionen des Holons sind) wie z.B. neuronale Verbindungen und Muster, elektrochemische Zustände und hormonelle Ausschüttungen, würde man erhebliche Unterschiede festellen (das ist das was Wilber mit SF1, SF2, SF3 im oberen rechten Quadranten in dem AQAL-Diagramm von EKL bezeichnet). Somit ist das (individuelle) Holon nicht nur die äussere Einheit die wir als „das Individuum" bezeichnen, sondern auch die innere Ebene der Bewusstheit, verkörpert in der äusseren Ebene von Struktur/Funktion dieses Individuums. Das zweite Problem besteht darin, das „eine Gruppe" ebenfalls keine gute Definition eines Holons ist. Man muss die allgemeine Ebene (den Schwerpunkt) des intersubjektiven Bewusstseins der Gruppe beschreiben um sie genauer zu indentifizieren. Und zwar deshalb, weil die (offensichtlich) gleiche äussere Erscheinung (d.h. die Gruppe von Menschen) mit einer Vielzahl von Innerlichkeiten eines sozialen Holons korrespondieren kann. Um das zu verstehen erinnern wir uns, dass ein Holon dadurch definiert ist dass es eine bestimmte Art von Innerlichkeit oder Bewusstsein hat. Deshalb, auch wenn ein Individuum mit anderen zusammen in einer Gruppe (von aussen) betrachtet wird, bedeutet das nicht dass all diese Individuen zur gleichen Gruppe gehören. Man kann sich Szenarios vorstellen, wo, aufgrund unterschiedlicher Bewusstseinsebenen (der obere linke Quadrant), das Individuum kein Mitglied ist, was bedeutet das es nicht in der Lage ist (in einem holonoschen Sinn) an den oberen Ebenen der Kultur und der sozialen Organisation (die unteren Quadranten) des Teams teilzuhaben. In der Sprache von Spiral-Dynamik können wir sagen, dass ein Individuum auf der Ebene des roten Meme oder der entsprechenden Ebene des Bewusstseins in Organisationen (sozialen Holons) an einem gegenseitigen Austausch nur bis zu dieser Ebene teilnehmen kann (und auch nur insoweit Mitglied sein kann). Wenn dieser Mensch einem grünen Team zugeordnet wird, wird er ihm - über die rote Ebene hinaus - nicht angehören (welche ein Junior-Holon ist, transzendiert und beinhaltet durch die grüne Ebene als Senior). In einem strikt holonischen Sinn wird dieser Mensch kein „Mitglied" des grünen sozio-kulturellen Holons, welches sich nach aussen kollektiv als das „Team" manifestiert, zu dem er administrativ zugeordnet ist. Eine Perspektive die feststellt, dass verschiedene Personen durch eine Gruppe transzendiert und beinhaltet werden unterstellt, dass Menschen gleichermassen entwickelte Holons sind, und dass sie alle zu einer Ebene des Bewusstsein gehören. Dies ist ein weiterer schwerwiegender Fehler. Die Identifizierung eines lebenden Körpers mit einem Holon bedeutet das Vergessen von dreien der vier Quadranten - lediglich das individuell Äussere bzw. der obere rechte Quadrant wird betrachtet. Holons verschiedener Ebenen können gleichartig erscheinende Äusserlichkeiten haben. So befinden sich z.B. ein Mensch auf der Ebene des conop Bewusstseins und ein Mensch auf der Ebene der Visionen nicht auf der gleichen „holonischen" Ebene der Entwicklung; sie sind in dieser Beziehung nicht gleich. Ebenso ist ein Mensch auf der Ebene der prä-konventionellen oder selbstbezogenen Moral nicht identisch mit einem Menschen auf der post-konventionellen oder weltzentrischen Ebene. Ein menschlichens Gehirn (das obere rechte Quadranten"gesicht„ des Holon) kann das Äussere einer präkonventionellen Ebene der Moral sein, einer post-konventionellen oder auch einer post-postkonventionellen. Verschiedene Innerlichkeiten bedeuten verschieden Holons, doch diese unterschiedlichen Holons können das gleiche äussere Erscheinungsbild haben. Ich glaube dennoch, dass die äusseren Oberflächen der Innerlichkeit unterschiedlich sind, aufgrund feiner Unterschied in den neuronalen Mustern des Gehirns eines Menschen, entsprechend den verschiedenen Ebenen der moralischen Entwicklungslinie, doch diese Unterschiede sind unterhalb der Beobachtbarkeit der gegenwärtigen wissenschaftlichen Methoden - und ganz sicher unterhalb dessen, was sich in einer normalen Interaktion und Sprache beobachten lässt. So können wir- vereinfachend - sagen, das die „gleiche" (beobachtbare) äussere Struktur (Körper, Gehirn) mit unterschiedlichen Innerlichkeiten (Bewusstsein, Memes, Entwicklungslinien, Zuständen usw.) korrespondiert. Eine Gruppe, die aus den „gleichen" sechs Individuen „besteht", kann z.B. durch verschiedene Ebenen der Tiefe evolvieren - wobei jede dieser Ebenen ein unteschiedliches soziales Holon darstellt, mit unterschiedlichen individuellen Holons als Mitgliedern (obwohl ihre Namen und Ausweise immer die gleichen bleiben). Von einer „rechtsseitigen" Perspektive aus betrachtet, bleiben diese sechs Individuen immer das was sie waren: Mitglieder der „gleichen" Gruppe; doch das stimmt nicht. Um zu sehen wie das funktioniert, betrachten wir die Entwicklung bestimmter individueller und sozialer Holons über die Zeit. Unsere sechs Subjekte treffen sich erstmalig im Kindergarten, im Alter von drei Jahren. Sie spielen und treten in Beziehung zueinander, entsprechend einer konkret sensomotorisch-kognitiven Ebene, einer präkonventionellen Moral, und einem Körper/Impuls Selbstkonzept. Ihre Gruppe ist ein kollektiver Ausdruck eines bestimmten Bewusstseinszustandes. Sie wachsen zusammen auf und gehen zur Schule. Nun hat sich jeder von ihnen zu einer formal-operationalen kognitiven Ebene entwickelt, zu einer konventionellen Moral, und zu einem rational-mentalen Selbstkonzept. Jedes Individuum ist jetzt ein Senior-Holon, welches das (relative) Junior-Holon transzendiert und beinhaltet, das sie im Kindergarten waren. Ebenso ist ihre Gruppe nun strukturiert nach verschiedenen kulturellen Praktiken und intersubjektiven Bedeutungen; und wahrscheinlich haben sie verschiedene Regulationsmechanismen für ihre Interaktionen. Die Gruppe hat sich ebenso in ein Senior-Holon entwickelt, welches das Junior-Holon transzendiert und beinhaltet, das die Gruppe zur Zeit des Kindergartens war. Es ist wichtig dabei zu verstehen, dass Ausdrücke wie „die gleichen" Individuen und „die gleiche" Gruppe einfach zu ungenau sind, um exakt zu beschreiben was passiert. Wir können das Problem erläutern, in dem wir das Beispiel unserer sechs lebenslangen Freunde weiter verfolgen. Sie haben jetzt eine Musikgruppe gegründet: „Sgt. Pepper's Friendly Hearts Club Band". Nehmen wir an dass einer von ihnen, Joe, an einer Krankheit leidet, die seine kognitive, seine moralische, und die Entwicklung seines Selbst-Sinnes entsprechend einem Alter von sechs Jahren zum Stillstand bringt, dem frühen Stadium des blauen Memes (mythologische Gruppenzugehörigkeit). Seine musikalische Sensibilität und seine verfeinerten sensomotorischen Fähigkeiten ermöglichen es ihm jedoch, kunstvoll die Flöte zu spielen. Seine fünf Freunde lieben ihn sehr, (und sie schätzen seine musikalischen Fähigkeiten) und bleiben so eine sechsköpfige Band. Joe ist ein „offizielles Mitglied" der Sgt. Pepper's Friendly Hearts Club Band. Im Alter von 21 Jahren sehen wir sie zusammen üben, auftreten, und Spass haben. Wir können sagen dass die sechs Individuen der selben Gruppe „angehören", oder dass sie alle „Mitglieder" sind. In bezug auf eine bestimmte Ebene ist das wahr, aber in bezug auf eine andere Ebene ist das falsch. Nehmen wir an dass die fünf sich normal entwickelnden Individuen von der orangenen Ebene des Bewusstseins aus leben. Für diese fünf ist die blaue Ebene ein primitives Meme, das als ein eingefaltetes Potential zurückgeblieben ist. Wenn Umstände es erforderlich machen, kann es wieder aktiviert werden. In der orangenen Gruppe (kollektives Holon) ist die blaue Art der Beziehung beinhaltet - und alle „niedrigeren" wie beige, purpur und rot; mit allen Möglichkeiten der Beziehungen untereinander und der sozialen Organisation. Gleichermassen hat jede menschliche Gruppe alle prä-humanen Eigenschaften wie Aufnehmen, Reizbarkeit, Empfindung, Wahrnehmung, Impuls, Emotion und Symbole. Dies liegt an der holarchischen Natur der Intersubjektivität des Bewusstseins. Und dies ist in Übereinstimmung mit den anderen drei Quadranten: materielle Strukturen, soziale Strukturen und individuelle Intentionalität. Wir können also sagen, dass ein soziales Holon auf der orangenen Ebene Atome transzendiert und beinhaltet (welche auf der galaktischen Ebene an einem äusseren relationalen Austausch teilnehmen, und auf der physikalischen Ebene an einem inneren relationalen Austausch teilnehmen), desweiteren Moleküle (welche auf der planetarischen Ebene an einem äusseren relationalen Austausch teilnehmen, und auf der pleromatischen Ebene an einem inneren relationalen Austausch teilnehmen), Prokaryoten (welche auf der Gaia-Ebene an einem äusseren relationalen Austausch teilnehmen, und auf der protoplasmischen Ebene an einem inneren relationalen Austausch teilnehmen), und so weiter, bis hin zur Struktur-Funktion 2 des Nervensystems, (welche auf der Ebene des orange-sozialen Systems an einem äusseren relationalen Austausch teilnimmt, und in einer rationalen Kultur an einem inneren relationalen Austausch teilnimmt). Schaut man auf die externen Umstände (rechtsseitigen Quadranten), dann ist es richtig zu sagen dass das blaue Individuum ein Mitglied der Gruppe ist. Und das ist in Ordnung, solange man sich sehr sorgfältig der Art der Mitgliedschaft, auf die man sich bezieht, bewusst ist. Joe ist physisch ein Mitglied der Band, aber er ist kein volles Mitglied in einem holonischen Verständnis. Der Grund dafür liegt darin, dass Joe nicht vollständig an der orangenen Ebene teilnehmen kann (in den vier Quadranten). Im übertragenen Sinn können wir sagen, dass Joe ein Radio ist welches nur Langwellen empfangen kann; während die Band auf einem breiten Frequenzspektrum sendet, welches Lang- Mittel- wie auch Kurzwellen enthält. Die anderen Mitglieder besitzen die notwendige „Ausrüstung" um das gesamte Frequenzspektrum zu empfangen, doch Joe hat das nicht. Er ist nur in Resonanz mit den unteren Frequenzen, mit den Frequenzen bis zur blauen Ebene. Durch ein extremes Beispiel wird das klar: würden wir dieser verbogenen Logik folgen, dann könnten wir sagen dass die Instrumente der Band ebenfalls „Mitglieder" sind, da sie ja auch zur Band „gehören". Doch das ist eine Verwirrung des Denkens. Die Instrumente sind Artefakte und keine Holons, und können daher auch keine Mitglieder sein. Sie sind „Komponenten" des Artefaktes (der Gesamtheit der Instrumente als einem künstlichen System) zu dem sie gehören. Sie sind Artefakte welche ein Element der Band sind - Artefakte sind Elemente von sozialen Holons. Wenn wir also behaupten, „Instrumente sind Teil der Band", dann öffnen wir die Tür für dramatische Missinterpretationen. Die Band als ein Holon ist eine ganz andere Einheit als die Artefakte der Band. Das Durcheinanderbringen dieser zwei Bedeutungen kann zu Vorschlägen führen wie „Verteidigung der Rechte der Instrumente vor Kündigung", oder „Stärkung der Mitspracherechte der Instrumente innerhalb der Band". Instrumente sind Artefakte weil sie kein Bewusstsein haben. Darum können sie keine Mitglieder sein; sie haben keine Rechte und keine eigene Stimme. Ihre Erhöhung zur menschlichen Ebene durch sprachliche Ausrutscher ist ein Fehler, der ebenso schlimm ist wie der, Menschen auf die Ebene von Artefakten zu reduzieren. Aus dem selben Grund ist es ein Fehler, niedrigere Holons zu den höheren Bereichen der Holarchie heraufzuheben [to elevate]. „Wenn die Instrumente Artefakte sind, und aus diesem Grund nicht zu der Gruppe 'gehören' können", dann erhebt sich die Frage, „wie ist es dann mit den Atomen (Holons) aus denen die Instrumente sich materiell zusammensetzen? Sind sie 'Mitglied' der Band?" Die Antwort ist ja und nein. Sie sind Mitglieder der untersten Ebene des relationalen Austausches (atomare Ebene), des primitiven Unterbaus der Band. Doch sie sind nicht Mitglied all der anderen Ebenen. Da die „Band" ein Holon einer höheren Ebene ist, müsste man strenggenommen sagen dass die Atome keine Mitglieder sind. Daraus folgt (im scharfen Gegensatz zu der extrem gleichmachenden Perspektive des grünen Meme), dass Joe kein volles Mitglied der Band ist (der Band als einem orangen sozialen Holon). Man kann Gruppen Intentionalität zuordnen, doch es ist dabei wichtig den kollektiven Modus der Intentionalität vom individuellen Modus zu unterscheiden. Eine Fussballmannschaft z.B. „möchte" gewinnen, „plant" und „spielt" ein Spiel, und wird „zerstört" durch eine Serie von Niederlagen. Und dies ist bedeutungsmässig davon zu unterscheiden, wenn wir sagen dass eine Person „möchte", „plant", „spielt" oder „zerstört wird" - und kann nicht darauf reduziert werden. Das entscheidendene Merkmal der Intentionalität der Gruppe ist, dass sie nicht in einer einzelnen Einheit lokalisiert ist. Das Team „vollzieht" das Spiel, und jedes Individuum „vollzieht" die entsprechenden Bewegungen aus denen sich das Spiel zusammensetzt, doch so etwas wie ein „Ding" welches als Team seinen eigenen Willen hat gibt es nicht. Es ist eine abgeleitete Einheit. Alle Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken und Aktionen passieren im Inneren der individuellen Mitglieder des Teams, dem wirklichen Ort der Intentionalität. Es gibt keine höheren „Behälter" für die Evolution als das individuelle menschliche Wesen. Wie Wilber während unseres Gespräches sagte: „soweit wir wissen, ist der individuelle menschliche Körper die höchstmögliche externe Oberfläche von allen manifesten Holons." Auf Seite 123 [EKL] gibt Wilber das hübsche Beispiel eines dreidimensionalen Damespiels, welches wir auf das Beispiel unserer Sgt. Pepper's Friendly Hearts Club Band übertragen können, um es besser zu verstehen. Ich habe dafür den Ausgangstext mit Wilbers Verständnis angepasst, und verzichte auf eine genaue Unterscheidung dessen was zitiert ist und was nicht. Stell Dir ein Damebrett mit vierzig beigen Spielsteinen darauf vor. Jeder dieser Spielsteine repräsentiert ein menschliches Wesen, auf der beigen Meme (oder der beigen Ebene des Bewusstseins). Die Tiefe dieser Ebene ist eins, die Spanne vierzig. Plaziere ein zweites Spielbrett darüber, doch lass es für den Augenblick frei. Die Tiefe dieser neuen Ebene ist zwei, die Spanne ist null. In der Evolution besteht die einzige Möglichkeit auf die Ebene 2 zu gelangen darin, durch die Entwicklung der Ebene 1 hindurchzugehen, und tatsächlich beinhalten alle purpurnen Spielsteine der Ebene 2 auch die beigen Spielsteine der Ebene 1 - sie sind alle Holons bzw. zusammengesetzte Individuen. (In der Terminologie die ich verwendet habe sind die purpurnen Spielsteine Senioren bezüglich der beigen Spielsteine, und die beigen Spielsteine sind Junioren hinsichtlich der purpurnen Spielsteine). Führen wir diesen Prozess einmal durch, indem wir einen beigen Spielstein von der Ebene 1 nehmen, ihn auf die Ebene 2 setzen, und einen purpurnen Spielstein auf ihn draufsetzen. Dieses neue „Gesamtholon" auf der Ebene 2 umfasst (transzendiert und beinhaltet) seine Vorgänger (den beigen Spielstein), und fügt seine eigenen speziellen Eigenschaften (den purpurnen Spielstein) hinzu. Wiederholen wir diesen Vorgang - sagen wir - dreimal, dann hätten die Holons auf der Ebene 2 eine Tiefe von 2 und eine Spanne von 3.. Die individuellen Holons oder Spielsteine der Ebene 1 (das beige Meme) hängen in ihrer Existenz von den Beziehungsnetzwerken mit allen anderen beigen Spielsteinen ihrer Umgebung ab, das heisst von den Netzwerken ihrer eigenen sozialen Holons (die Co-Evolution von micro und macro). Sie existieren innerhalb von komplexen Netzwerken des gegenseitigen Austausches mit Holons auf der gleichen Ebene struktureller Organisation. Doch die Situation auf Ebene 2 (dem purpurnen Meme) ist wesentlich komplizierter, weil das neue Gesamtholon (das beige-und-purpur Holon) in seiner Existenz von den Austauschbeziehungen auf beiden Ebenen abhängig ist. Die beige-und-purpur Spielsteine auf der Ebene 2 hängen zum Teil von ihrer Beziehung mit anderen beige-und-purpur Spielsteinen ab - hängen ab in bezug auf ökologische oder Makro-Beziehungen mit anderen Holons, die auf derselben Ebene der Bewusstheit sind. Mit anderen Worten, die purpurne Komponente hängt von den Austauschbeziehungen mit den purpurnen Komponenten von andern beige-und-purpur Holonen ab - hängt ab von Austauschbeziehungen wie magischen Zeremonien, gemeinschaftlichen Riten oder der Verehrung der Vorfahren (was auf der beigen Ebene der Bewusstheit nicht existiert, und von dieser Ebene auch nicht erfasst werden kann). Da jedoch die beige-und-purpur Spielsteine auch einen beigen Anteil haben, hängen sie ebenso von den Austauschbeziehungen ab die die beigen Holons aufrechterhalten - hängen ab von den gegenseitigen Beziehungen und Prozessen die die Holons der Ebene 1 konstituieren. Daher hängen die Holons der Ebene 2 nicht nur von den neuen purpurnen Austauschbeziehungen oder sozialen Holons ausschliesslich dieser Ebene 2 ab, sie hängen ebenso ab von den vorangehenden beigen Austauschbeziehungen und aufrechterhaltenden Mustern die für die Ebene 1 gelten (aber nicht umgekehrt: zerstöre Ebene 1, und Ebene 2 ist zerstört; zerstöre Ebene 2, und die beigen Spielsteine der Ebene 1 werden weiter existieren). „Jedes Holon oder zusammengesetzte Individuum ist also von so vielen Beziehungsgeflechten abhängig, wie es selbst Ebenen hat; jede seiner Ebenen steht im Austausch mit einem sozialen Umfeld derselben Stufe struktureller Organisation. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Holon der Tiefe drei in einer Umwelt leben muss, in der Holons von mindestens derselben Tiefe vorhanden sind. Ein Holon ist demnach im Grunde ein zusammengesetztes Individuum und seine ebenengleichen Austauschbeziehungen auf allen seinen Ebenen - ein zusammengesetztes Individuum in seiner zusammengesetzten Umwelt [beige mit beige, purpur mit purpur] und so weiter". Dies ist die Bedeutung von „Kommunion": Jedes Holon befindet sich in einer permanenten Austauschbeziehung mit jedem anderen Holon auf jeder seiner Ebenen. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass die beige-und-purpur Spielsteine sich nicht in der beigen Ebene befinden. Das einzige in der beigen Ebene sind die beigen Spielsteine. Die beige-und-purpur Spielsteine sind über die beige Ebene hinausentwickelt; sie können nicht auf die beige Ebene reduziert, oder auf sie begründet werden. Ihre Emergenz ist ein Beispiel kreativer Transzendenz, oder der Schubkraft der Evolution. Das Gegenteil liegt vor, und das ist wichtig: die beige-und-purpur Spielsteine enthalten „beige-heit" ebenso wie „purpur-heit". Aus diesem Grund kann ein beiger Spielstein „in" der beige-und-purpur Ebene sein. Allerdings, und das ist das worauf es mir hierbei ankommt, gehört der beige Spielstein nicht zu der beigen-und-purpurnen Ebene. . Er wird von ihr umfasst, er ist aber kein vollständig teilnemendes Mitglied dieser Ebene. Dies ist der Grund, warum ein blaues Individuum von einer orangenen Gruppe aufgenommen und verstanden werden kann, jedoch nicht vollständig an dieser Gruppe teilnehmen kann. Es [das Individuum] wird sich an den Austauschbeziehungen bis zu seiner Ebene der Bewusstheit beteiligen (da jedes andere zusammengestzte Individuum der orangenen Ebene einen blauen „unteren" Spielstein in seinem oder ihrem „Stapel" der Memes enthält), doch es gibt einen Beziehungsraum zu dem es keinen Zugang hat. Interaktionen auf der orangenen Ebene werden „über ihn hinweggehen", so wie Ultraschallfrequenzen „oberhalb" der Verständnisfähigkeit des menschlichen Hörvermögens liegen, und deshalb unhörbar sind - unhörbar für uns, aber nicht notwendigerweise unhörbar für Hunde oder Fledermäuse. Artefakte sind Einheiten ohne innere Dimension. Es sind Dinge die (instinktiv oder absichtsvoll) von Holons produziert wurden. Artefakte haben ein identifizierbares Muster welches ihnen eingeprägt wurde, und sie wurden geschaffen um einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Dieser Zweck kann aktiv sein, wie im Fall eines „Ofen der Hitze produziert", oder passiv, wie im Fall eines „Gemäldes das existiert um gesehen zu werden". Was jedoch dem Artefakt seine Identität gibt ist das organisierende Muster welches ihm durch seinen Schöpfer eingeprägt wurde, dem Holon welches das Artefakt gemacht hat. Unabhängig von dem Zweck für den es geschaffen wurde, kann das Artefakt auch für andere Zwecke genutzt werden, und es bleibt doch was es ist. Was zum Beispiel einem Kochtopf seine Identität gibt ist sein strukturierendes Muster. Auch wenn meine Tochter ihn als Kopfbedeckung verwendet (ganz bestimmt nicht der beabsichtigte Zweck des Herstellers), bleibt es doch ein Kochtopf. Haufen unterscheiden sich von Artefakten, ihnen ist kein organisierendes Muster eingeprägt. Doch interessanterweise kann durch eine bewusste Absicht ein Haufen zu einem Artefakt werden. Stanley Kubrick's Film 2001 beginnt mit einem Kampf zwischen zwei Gruppen von Neandertalern. Auf einmal greift sich einer der Kämpfer eine Knochen der herumliegt, und benutzt ihn als Waffe, um den Schädels seines Widersachers zu zertrümmern. In der Freude über diesen Sieg wirft der Proto-Mensch den Knochen in die Luft. In einer poetischen Metamorphose verfolgt Kubrick den Aufwärtsflug des Knochens bis hinein in den Sternenhimmel... in eine Verwandlung in ein Raumschiff, in dem der weitere Film sich dann abspielt. Kubrick verfolgt die Geschichte der menschlichen Artefakte. Von einem Knochen der zu einer Waffe wird, bis hin zu den Rohstoffen aus denen ein Raumschiff besteht, liegen tausende Jahre der Evolution, doch Waffe und Raumschiff haben etwas gemeinsam: sie sind beides Artefakte, geboren aus dem menschlichen Erfindungsgeist. Menschen sind nicht die einzigen Holons die Artefakte erschaffen können; jedes Holon, dessen Kreativität und Intentionalität nicht gegen null geht, kann Artefakte erschaffen. Enzyme können Artefakte erschaffen, in dem sie zwei Moleküle verbinden, um ein drittes zu erschaffen. Eine Zelle erschafft ununterbrochen Moleküle. Tatsächlich erschafft die Zelle ihre eigenen materiellen Komponenten; sie erneuert sich in einem Prozess mit dem Namen „Autopoiesie". Betrachtet man die Mitrochondrien, dann ist das ATP welches von ihnen produziert wird ein Artefakt. Nehmen wir die Perspektive der Ebene der Zelle ein, dann sind das ATP und andere Artefakte der Mitrochondrien in der Zelle als konstitutive Elemente beinhaltet. Zur gleichen Zeit prozuziert die Zelle etwas (wie z.B. das Bilirubin in der Leber) als ein Artefakt. Doch das Bilirubin ist ein konstitutives Element der Organismus. Ein Korallenriff (das Riff selbst, und nicht das Öko-System), ein Ameisenhaufen (die physikalischen Gänge und Hügel, und nicht die Ameisenkolonie als soziale Organisation), ein Vogelnest und ein Biberdamm sind ebenso Artefakte wie ein Gebäude, ein Flugzeug, ein Computer, eine Skulptur, ein Gemälde, ein Regenschirm oder ein Operationstisch. In den Primaten wird das Bewusstsein reflexiv (nicht mehr nur aufnehmend) und kann so Artefakte aus Überlegung schaffen. Das ist der Punkt an dem Kubrick den Handlungsfaden aufnimmt. Korallenriffe sind Artefakte, sie sind jedoch keine reflexiven Artefakte, sie sind eine Folge von lebendigen Innerlichkeiten und Intentionalitäten. Tatsächlich gibt es physikalische, chemische, mechanische, elektronische und sogar biologische Systeme die Artefakte sind (vorausgesetzt sie wurden entwickelt und erschaffen durch eine Intelligenz): Rasenmäher, Kaffeemaschinen, Radios, Fernseher, Batterien, Atombomben, Laser, Wasserfilter, Vitamintabletten, Impfstoffe, biologische Waffen, Medikamente, usw. Darüberhinaus gibt es konzeptuelle (logische oder mentale) Artefakte. Zum Beispiel Gedichte, Lieder, Novellen, Gemälde, Tänze und andere künstlerische Ausdrucksforen sind Artefakte. Ebenso Sport (Fussball) und Spiele (Poker). Weiterhin sind wissenschaftliche Experimente und Theorien konzeptuelle Artefakte: die Super-String Theorie ist ein Beispiel, die Set-Theorie ein weiteres, Plato's Philosophie auch. Wir können sagen dass die Sprache selbst ein Artefakt ist, welches, über die Zeit, zu einem wesentlichen Teil der Agenz eines menschlichen Holons wird. Artefakte können Lebendiges beinhalten. So ist z.B. ein genetisch verändertes Virus oder ein genetisch verändertes Saatgut ein „Hybrid": teilweise Holon, teilweise Artefakt. Die Erschaffung von Hybriden ist eine faszinierende Entwicklung, weil sich Bewusstsein erstmalig im menschlichen Holon so weit seiner selbst bewusst wird, dass es seine Agenz vervielfältigen kann durch die Erschaffung anderer Holons. So wie man sagen kann dass Holons die Artefakte des göttlichen Bewusstseins sind, so kann man sagen dass Hybride - wie ölfressende Bakterien - Artefakte des menschlichen Bewusstseins sind, oder göttliches Bewusstsein welches durch sein menschliches Holon-Artefakt agiert. Jedes materielle System (z.B. ein Gebäude), logische System (Computerprogramm), oder spirituelle System (Mythologie oder Theologie) ist kein Holon sondern ein Artefakt, ein Erzeugnis eines bestimmten Holons. Dies legt den reduktionistischen Trick des „Systemdenkens" offen, welcher Holons in ein Netzwerk von Haufen und Artefakten einbettet (das grosse Netz der Wirklichkeit), und sie als gleichwertig betrachtet. Doch das sind sie nicht: eine Person ist fundamental zu unterscheiden von einer Gruppe, welche ihrerseits fundamental zu unterscheiden ist von einem Computer, welcher wiederum fundamental zu unterscheiden ist von einem Felsen. Es werden durch diesen Ansatz auch die Probleme des traditionellen Systemdenkens offengelegt, wo Systeme konstruiert werden durch die Kombination von Holons und Artefakten, mit der Annahme dass das Ganze (System) in einer Art und Weise emergiert, in der die Teile innerhalb des „System-Bewusstseins" transzendiert und beinhaltet werden. Doch diese „Emergenz" geschieht ausschliesslich im Falle individueller Holons, nicht bei Artefakten, Haufen, Hybriden und auch nicht bei sozialen Holons. Ameisen habe z.B. ein subjektives Bewusstsein (individualisierte Innerlichkeit), Ameisenhaufen nicht, und auch Ameisenkolonien nicht (sie haben eine intersubjektive Innerlichkeit oder Kultur); Vögel haben Bewusstsein, Vogelnester nicht, und auch Vogelschwärme nicht; Menschen haben Bewusstsein, Gebäude nicht, und Gesellschaften auch nicht. Dies zu beachten ist wichtig, weil es verhindert (oder zumindestens die Aufmerksamkeit dafür schärft) das z.B. die Aussage getroffen wird, ein Lastwagen und ein Lastwagenfahrer sind „Teile" eines Transportsystems, welches sie transzendiert und einschliesst. Der Lastwagenfahrer ist ein Mitglied des menschlichen sozialen Holons, und kein Mitglied einer Gruppierung von Artefakten. Er ist kein Zahnrad in einem mechanischem System. Der Lastwagen ist eine Komponente eines künstlichen Systems, welches verbunden ist mit einem sozialen Holon, und welches mit ihm das Transportsystem bildet. Die Physis des Lastwagenfahrers ist der Treffpunkt des menschlichen Holons mit der Physis des Artefaktes. Doch sie sind nicht das gleiche. Die Physis des Fahrers ist in Interaktion mit der Physis des Lastwagens; es gibt eine Überlappung, doch man kann sie nicht gleichbehandeln, weil sie nicht den gleichen Gesetzmässigkeiten unterliegen. Der Lastwagenfahrer hat eine Innerlichkeit, der Lastwagen nicht. Betrachtet man den Lastwagenfahrer als eine Komponente eine künstlichen Systems, geht die innere Dimension verloren. Der physische Körper ist KEINE Komponente des künstlich erschaffenen physischen Systems. Der physische Körper ist ein Aspekt des Holons, welches ein Element des sozialen Systems ist. Natürlich bestehen hierarchische Beziehungen zwischen Artefakten. Ein Skalpell ist Teil eines Instrumenten-Bestecks, welches Teil eines Operationsraumes ist, welcher Teil eines Krankenhauses ist. Ein Chip ist Teil einer Platine, welche Teil einer CPU ist, welche Teil eines Computers ist, welcher Teil eines Netzwerkes ist. Jedes dieser Elemente kann gleichzeitig als ganzes Artefakt für sich selbst (mit Komponenten), oder als Teil oder Komponente eines grösseren Ganzen oder Artefaktes gesehen werden. Doch das macht es nicht zu einem Holon, da, per Definition, Holons über eine innere Dimnesion verfügen, die Artefakten fehlt. Da Artefakte aus organisierten Komponenten bestehen (eine Organisation, eingeprägt durch das erschaffende Holon), können wir sie auch als „künstliche Systeme" bezeichnen. Es ist zulässig zu sagen, dass die Komponenten eines künstlichen Systems wiederum selbst Systeme darstellen. Aus diesem Grund kann man von einer Hierarchie von Artefakten sprechen. Aus dem gleichen Grund kann man Artefakten eine Individualität und eine Zugehörigkeit sprachlich zuordnen: jede Komponente hat einen abgeleiteten Antrieb zur Erhaltung ihrer Unterschiedlichkeit, und jede Komponente hat einen abgeleiteten Antrieb zur Integration, zur Funktion in einem relationalen Austausch mit andern Komponenten, um das System als Ganzes funktionieren zu lassen. Das Wichtige dabei ist, das es hier um vermeintliche Formen der Individualität und der Gemeinschaftlichkeit geht, sie entspringen keiner bewussten Tendenz der Komponenten, sondern den Intentionen des Holons die sie erschaffen hat. Dies ist der Grund dafür dass Systemtheorie, soweit sie Artefakte und individuelle Holons als gleichwertige Teile eines sozialen Systems betrachtet, das Thema verfehlt, die Wichtigkeit von Holons herabwürdigt, und Bewusstsein aus der Betrachtung ausschliesst. Die „Steuerleute des Systems" fühlen sich im Recht in all ihren Handlungen „zum Wohle des Ganzen". Jeder totalitäre Tyrann beruft sich auf dieses Privileg, um die fundamentalsten Rechte von Individuen zu verletzen. Jede Form von Zwangsherrschaft basiert auf der Gleichsetzung aller Einheiten in einem flachen Netz-des-Lebens. Ohne (holonische) Tiefe, ohne Hierarchie gibt es keinen Weg zur Abwägung von Unterschiedlichkeiten zwischen einer Fliege und einem Walfisch (welchen würdest Du retten?), zwischen einer Republik und einer Diktatur. Folglich fällt alles im holistischen Flachland des subtilen Reduktionismus zusammen. Obwohl dies schon früher ein permanentes Anliegen von Wilber war (siehe die späteren Teile von EKL und Eine kurze Geschichte des Kosmos), hat er erneut auf diese Gefahren in seinen neuesten Büchern „A Theory of Everything" und „Boomeritis" hingewiesen. Durch eine Betrachtung in sechs Dimensionen können wir unser Verständnis der Artefakte vertiefen: horizontal, können wir ihr Äusseres betrachten, ihre Verbindung zu ihrem Erschaffer- oder Nutzer-Holon, und ihre (abgeleitete) Innerlichkeit; vertikal, können wir auf ihre Ganzheit und ihre Teilheit schauen. Dieses Vorgehen erfordert jedoch Sorgfalt, da wir verstehen müssen dass diese sechs Dimensionen unterschiedlich sind zu den vier Quadranten des holonischen Raumes. Mit dieser sorgfältigen Unterscheidung können wir die Artefakte betrachten als (1) ein individuelles Ganzes (aus Komponenten bestehend), und sein Material, seine Form und seine Funktion analysieren, (2) als eine Komponente oder ein Teil eines grösseren Ganzen, und seine Passungen, seine Verbindungen und seine Rolle analysieren, (3) als ein objektives Werkzeug, und die Art und Weise analysieren in der individuelle Holons mit ihm in der physischen Dimension interagieren, (4) als ein soziales Objekt, und seine Fuktionalität und seinen Einfluss auf die sozialen Gegebenheiten, in denen es erscheint und existiert, (5) als ein Produkt (und Beeinflusser) der Intelligenz eines Holons, und die Zustände des Bewusstseins analysieren, welche ein Artefakt erschaffen, es nutzen oder von ihm beeinflusst werden können, (6) als ein kulturelles Objekt, und analysieren, wie das Artefakt Kultur(en) und Interaktionsmuster seiner Mitglieder beeinflusst.
Artefakte haben eine komplizierte und komplexe Beziehung mit individuellen und sozialen Holons. Ein künstliches Implantat z.B. (Zähne, Prothesen, eine Brust) kann „Teil" eines Körpers (individuell äussere Dimension) eines menschlichen Holons werden. Als solches beeinflusst es ebenso die anderen drei Dimensionen (innere Erfahrung, soziale Interaktion und kulturelle Praktiken der betreffenden Menschen). Wir können die extreme Spekulation wagen, was passieren würde wenn Bewusstsein transferiert werden könnte von einer kohlenstofflichen Grundlage zu einer Silizium-Grundlage. Wie würde sich das menschliche Holon dadurch verändern? Ein weiterer interessanter Aspekt von Artefakten ist, dass ihr Benutzer sich nicht auf der gleichen Ebene der Bewusstheit befinden muss wie der Schöpfer. Ebenso wie meine drei Jahre alte Tochter (auf einer sehr niedrigeren kognitiven Ebene) mit dem Franklin the Turtle Computer-Spiel (entwickelt von einem Programmierer auf einer sehr hohen kognitiven Ebene) spielen kann, kann Saddam Hussein (aus dem roten Meme heraus agierend) einen Marschflugkörper einsetzen (welcher von Menschen aus dem Bewusstsien des gelben Meme heraus entwickelt wurde). Die kognitive Bewusstseinsebene, die notwendig ist um einen Computer oder einen Marschflugkörper zu entwickeln erscheint in einem höheren Holon als diejenige, die erforderlich ist um diese Dinge zu benutzen. Das schafft eine ernste Gefahr, eine extreme Variante der Problematik die entsteht aufgrund der verschiedenen Entwicklungslinien und ihrer unterschiedlichen Entwicklung in einem Individuum. Studien haben ergeben, dass Wissenschaftler in ihrer kognitiven (post-konventionellen) Entwicklung wesentlich weiter fortgeschritten sind als in ihrer moralischen (prä-konventionellen oder konventionellen) Entwicklung. Dies ist ein Problem, weil sie ihre Fähigkeiten zur Verfolgung eigener Ziele (prä-konventionell) oder zur Verfolgung von Gruppenzielen einsetzen (konventionell), auf Kosten eines möglichen Missbrauches durch andere Individuen der Gruppe; z.B. für die Erschaffung imperialistischer Waffen oder ähnlicher manipulativer Werkzeuge. Doch selbst wenn der Wissenschaftler seine moralische Entwicklung entsprechend gefördert hat, hält dies nicht andere Individuen davon ab, (die z.B. dem roten Meme entsprechend handeln) die Artefakte des gelben Memes für ihre roten Zwecke einzusetzen. Ein Mitglied einer Bande kann im Falle einer Auseinandersetzung zu einer high-tech Waffe greifen. Ökonomische Gegebenheiten verschärfen die Situation. Da geringere Tiefe sich in einer grösseren Spanne zeigt, eröffnet die Vereinfachung von Handhabungen immer grössere Märkte. Je geringere Anforderungen ein Artefakt an seinen Nutzer stellt, desto mehr Nutzer sind in der Lage dieses Artefakt zu benutzen. Das ist sicher gut im Falle von Videorecordern, doch im Fall von Atomwaffen oder biologischen Waffen ist es problematisch. Obwohl viele über die Entsetzlichkeiten der Moderne klagen (Weltkriege, Konzentrationslager, Verlust der Privatessphäre, usw.) sind die meisten dieser Schrecken Konsequenzen eines prä-modernen Bewusstseins, welches seine Zwecke durch die Anwendung moderner Technologien verfolgt. So war Hitler z.B. in der Lage, eine rot-blauen Imperialismus und eine Rassenideologie mit orange-gelben Artefakten zu kombinieren. Im Wirtschaftsleben ist der Unterschied zwischen der Ebene des Bewusstseins, die notwendig ist um ein Artefakt herzustellen, und derjenigen die für seine Nutzung bzw. für seine Inanspruchnahme bei einer Dienstleistung notwendig ist, eine wichtige Herausforderung bei der Qualitätssicherung. Über die Notwendigkeit hinaus ein Qualitätsprodukt herzustellen, und ein Individuum mit der Fähigkeit das Produkt nutzen oder die Dienstleistung in Anspruch nehmen zu können (oben rechts) zu haben, ist es ebenso notwendig sicherzustellen, dass das Individum von der „richtigen" Ebene des Bewusstseins aus agiert (oben links). So ist es z.B. für einen Lehrer nicht ausreichend den Unterrichtsstoff und die pädagogischen Methoden zu kennen; sie muss ebenso Zugang haben zu der Entwicklungsebene, auf der das Unterrichtsmaterial vermittelt werden soll. Das ist der Grund, warum bei der Qualitätssicherung rechtsseitige Tests alleine nicht ausreichen. Ein Ansatz der alle Ebenen und alle Quadranten umfasst ist notwendig. Einige Menschen sagen, dass Artefakte (Werkzeuge) dass Bewusstsein des Nutzers beeinflussen können im Sinne eines Anstosses hin zu einer höheren Ebene; so z.B. die Förderung einer evolutionären Entwicklung durch die Anwendung verschiedener Meditationspraktiken. Doch dafür gibt es keine Garantie. Jemand der, durch Zugang zum psychischen Bereich, eine transpersonale meditative Erfahrung macht, mag diese von seinem derzeitigen Meme aus interpretieren, und dieses Meme dadurch noch verstärken. Eine purpurne Person mag glauben dass ein Geistwesen zu ihm gesprochen hätte, eine rote Person mag sich geweiht fühlen über andere zu herrschen, eine blaue mag glauben dass ein Engel erschienen wäre um die Richtigkeit seiner Überzeugungen zu bestätigen, eine orangene Person mag die Erfahrung als eine Halluzination rationalisieren, als Folge einer Hyperventilation, usw. Andererseits, unter sorgfältiger Anleitung, ist es möglich Artefakte zu nutzen, um Menschen zu einer höheren Ebene des Bewusstseins zu führen. Verschiedene linguistische Werkzeuge wie Frage, Dialog und interessen-basierte Verhandlungen können z.B. einem orangenen Individuum einen Geschmack von grün geben. Andere Techniken wie redlich vorgebrachte Beschwerden, klare Unterscheidung und die Konfliktlösung auf der Basis von Eigentumsrechten, kann grünen Individuen einen Geschmack von gelb geben. Artefakte werden eingebettet in soziale Holons. Sie werden zu einem Mittel eines relationalen Austausches, welcher die Entwicklung des Holons beeinflusst. So erschafft z.B. ein bestimmes Bewusstsein Geld, als ein wirtschaftliches Austauschmittel, doch Geld seinerseits beeinflusst zutiefst den Charakter der Gesellschaft, von der es geschaffen wurde in einer Art und Weise, die niemand vorhersehen konnte. Das Auftauchen einer monetären Ökonomie hat tiefgreifenden Folgen auf die Gesellschaft in der sie entsteht. Das gleiche Phänomen passierte bezüglich Computer und Internet. Die Erfinder dieser Artefakte konnten nicht voraussehen wie ein neues Medium entsteht, in welchem neuartige Interaktionen möglich sind, welche das Bewusstsein, die Kultur und die Organisationsformen eines Holon umgestalten. Das vielleicht ultimativ Artefakt mit einer transformativen Kraft ist die Sprache selbst. Sprache wurde zu einer Ausdrucksform eines Bewusstseinszustandes, und durch seinen Filter lernen Mitglieder einer Kultur, die Wirklichkeit in einer bestimmten Art Weise auf subjektive und intersubjektive Art und Weise zu erfahren. Wilber glaubt, dass soziale Holons eine Mischung darstellen von individuellen Holons und Artefakten. Eine der Grundlagen aller sozialen Interaktion ist Sprache. Alle Signifikanten [das Bezeichnende] der Kommunikation (Worte, Zeichen, usw.) sind Artefakte. Linguistische Kommunikation kann als ein Prozess betrachtet werden, durch den individuelle Holons Artefakte miteinander teilen, welche wiederum den relationellen Austausch ermöglichen, und das Auftauchen von Intersubjektivität. Ein wichtiger Teil menschlicher kollektiver Intentionalität kommt ins Spiel durch die Agenz individueller Holons, vermittelt durch linguistische Artefakte. Zwei Computer können keine Intersubjektivität entwickeln, da sie sich nicht über Bedeutung austauschen können, sondern lediglich Signifikanten ohne Signifikate [das Bezeichnete] austauschen (Computer haben keine verbundene Intentionalität). Ein Unternehmen, auf der anderen Seite, besteht aus Holons die einen sozialen intentionalen Raum miteinander teilen (Semantik, Bedeutung), zum Teil mit Hilfe von Artefakten (Syntax, Struktur). (Darüberhinaus gibt es die nicht-vermittelte Co-Anwesenheit der Subjekte gegründet im GEIST, oder, anders gesagt, die immer anwesende Anwesenheit des Seins [presence.] Doch der miteinander geteilte Syntax definiert nicht das Holon (oder die Ebene des Bewusstseins). Dasselbe Grammatiksystem kann in verschiedenen Memes zur Anwendung kommen. Der einzige Weg Siginfikate zu erkennen besteht darin, sich auf der Ebene des Bewusstseins zu befinden, die es einem ermöglicht den Referenten [das Bezeichnete] zu erfahren (im eigenen Bewusstsein). Anderenfalls hat der Signifikant keinen Referenten. Meine ein Jahr alte Tochte z.B. (auf der sensomotorischen Bewusstseinsebene) kann einen Hund sehen, doch sie kann die Bedeutung des Hundenamens „Laila" nicht verstehen , und noch weniger die klassifizierende Bezeichnung „Hund". Sie hat einfach nicht die Ausrüstung dafür - obwohl sie den Klang der Worte „Laila" und „Hund" auf der sensomotorischen Ebene hören kann. Mein sechs Jahre alter Sohn kann verstehen was ein „Hund" ist, aber er kann sich nicht vorstellen worüber ich spreche, wenn ich ihm erkläre, „dass es komplexe Zahlen wie die Quadratwurzel aus minus eins und reelle Zahlen wir Pi oder e gibt." Vielleicht in sieben oder acht Jahren, wenn er sich die notwendigen mathematischen Kenntnisse angeeignet hat, wird er in der Lage sein zu verstehen worauf diese mathematischen Begriffe hinweisen, doch jetzt kann sich ihm das noch nicht erschliessen. Das gleiche Argument lässt sich auf den - unmöglichen - Versuch anwenden, mit jemandem über „Samadhi" zu sprechen der keinen Referenten dafür in seinem Bewusstsein hat - ebenso unmöglich wie die Beschreibung der Erfahrung eines Geschlechtsaktes einem Fünfjährigen gegenüber, oder den Geschmack von Schokoladeneis gegenüber einem Kalahari Buschmann. In EKL (S. 337) entwickelt Wilber diese Ideen. Die entscheidenden Passagen, welche die enge Verbindung zwischen Artefakten (Sprache) und Holons (Menschen) aufzeigen, sind es wert ausführlich zitiert zu werden: „Alle Zeichen existieren...in einem Kontinuum entwicklungsgegebener Referenten und Signifikate. Der Referent eines Zeichens liegt nicht irgendwo 'da draussen' herum, so dass man nur den Blick auf ihn richten muss, um ihn zu erfassen; er existiert vielmehr nur in einem Welt-Raum, der sich erst im Verlauf der Entwicklung erschliesst, und das Signifikat existiert nur in der inneren Erfahrung derer, die sich zu diesem Welt-Raum entwickelt haben (mit Strukturen, die die interpretative Bedeutung unterstützen, welche es dem Signifikat erlaubt zu emergieren). Einem Konop-Kind, wieviel Erfahrung es auch sammeln mag, bedeutet ein Als-ob-Hund einfach nichts, weil ein Als-ob-Hund im Welt-Raum der Konop-Stufe nirgendwo vorkommt; er existiert erst im Welt-Raum der Fomop-Stufe, ist also ein Referent, der ein durch Entwicklung geschaffenes Signifikat verlangt, um überhaupt wahrgenommen werden zu können." „Noch einmal und vielleicht etwas anschaulicher: Der Signifikant ist stets und ausschliesslich physischer Natur [sie sind Artefakte], die materielle Komponente des Zeichens [Teile der Artefaktarchie von Sprache], der als solcher keinerlei Bedeutung innewohnt (Saussure). Und weil die Signifikanten physischer Art sind, kann sogar mein Hund sie sehen, ohne freilich eine Bedeutung in ihnen zu erkennen. Vielmehr ist sein Sehen ausschliesslich sensomotorischer Natur, und 'Bedeutung' könnte hier allenfalls in der Frage der Eßbarkeit oder Gefährlichkeit und dergleichen bestehen). Das ist so, weil der Referent eines Zeichens nur in einem (sensomotorischen, magischen, mythischen, mentalen etc.) Welt-Raum existiert, der sich erst einem bestimmten Tiefen-Nieveau (präop, konop, formop etc.) erschliesst. Ebenso existiert das zugehörige Signifikat des Zeichens nur in der inneren Wahrnehmung derer, die sich zu der erforderlichen Tiefe entwickelt haben (in einem Kontext kultureller und sozialer Praxis oder in einer Gemeinschaft von Menschen gleicher Tiefe). (Siehe dazu auch die Anmerkung 14 (S. 675) und Anmerkung 12 in dem Kapitel über Integrale Theorie der Kunst auf S. 440 in Das Wahre, Gute, Schöne). Für Wilber existieren Referenten in einem kulturellen Welt-Raum. Um die für das Verstehen notwendige Kompetenz zu erlangen - um den Referenten auf der Ebene seiner Erscheinung zu erfahren - muss man an der entsprechenden Kultur teilnehmen. Und Teilnahme an bzw. in einer Kultur ist sehr viel mehr als die physische Anwesenheit inmitten der Menschen die in dieser Kultur leben. Um (holistisch) „in" einer Kultur zu sein muss man sich bewusst und objektiv auf der entsprechenden Ebene des relationalen Austausches befinden. Dafür ist es notwendig die linguistischen Artefakte anzuwenden, da ihre Referenten in dem kulturellen Welt-Raum existieren (unten links), den man nur dann bewohnen kann, wenn man sich auf der entsprechenden Ebene der inneren und äusseren individuellen Entwicklung befindet. So müssen also zwei Bedingungen erfüllt sein für eine sinnvolle Kommunikation: das Individuum muss zur Kultur „gehören", und die Kultur muss die Referenten haben. So würde z.B. mein Sohn - unabhängig davon wie weit sich sein Verstand auch entwickelt hätte - niemals etwas über komplexe Zahlen erfahren, wenn er im Jahre 2000 vor Christus geboren worden wäre. Die damalige Kultur konnte ihren Mitgliedern keinen Zugang zu dem Welt-Raum ermöglichen, in dem komplexe Zahlen erscheinen. Übertragen wir dieses Beispiel auf die Geschäftswelt, dann kann man die Kultur eines Unternehmens als ein Mittel sehen, in dem bestimmte Erfahrungen eintreten, und andere Erfahrungen nicht eintreten. Diese Kultur wird weitgehend beeiflusst von den Artefakten die sie herstellt, und von denen sie hergestellt wird; z.B. die Gebäude, der administrative Ablauf, das Rechnungswesen, die Anlagen und Produktionssysteme, die Informationstechnologie usw. Haufen sind Ansammlungen (die aus anderen Haufen, Holons oder Artefakten bestehen können) ohne innere Dimension, und ohne eine bewusste Erschaffung, eine Absicht oder ein erkennbares Muster. Eine Düne (Ansammlung von Sand) ist ein Haufen, ein Felsen ist ein Haufen, ein Abfallberg ist ein Haufen, eine Ansammlung heruntergefallener Blätter ist ein Haufen, eine Wasserpfütze ist ein Haufen, usw. Jedes Sandkörnchen mag ein Holon sein (Atome, Moleküle, Kristalle), doch eine Akkumulation von ihnen ist es nicht. Jedes Kristall ist ein Holon, doch ihre Gesamtzahl die einen Felsen ausmacht ist es nicht. Ebenso ist eine Ansammlung von Felsen ein Haufen, und kein Holon. Jedes Stück Müll kann ein Artefakt sein, doch wenn wir sie auf einen Haufen werfen entsteht dadurch kein „grösseres" Artefakt, sondern ein Haufen. Jedes heruntergefallene Blatt ist ein Haufen (zusammengesetzt aus abgestorbenen Zellen, die aus Molekülen bestehen). Betrachten wir die verschiedenen Gesellschaften, die um 10.000 vor Christus auf der Erde lebten, kommen wir zu der Schlussfolgerung dass sie als ein Haufen zu betrachten sind, da zwischen ihnen kein relationaler Austausch bestand. Das Zusammenfassen in einer Kategorie macht aus dieser Kategorie kein Holon (obgleich, in gewisser Weise, die Kategorie alle ihre Mitglieder „enthält"). Wenn jedoch, und das ist wichtig zu verstehen, diese Gesellschaften in Kontakt miteinander kommen, mit ihren unterschiedlichen Bewusstseinszuständen (durch Handel oder Krieg), entwickelt sich ein neues Holon; ein Holon mit seiner vier-fältigen Natur: kulturelle Praxis, soziale Systeme, Arten individuellen Bewusstseins und verhaltensmässigen Oberflächenstrukturen (und Artefakten). Da Haufen aus Holons bestehen können - und da Holons Innerlichkeit haben - kann es leicht passieren, dass den Haufen die Eigenschaft von Bewussheit (oder Innerlichkeit) zugeschrieben wird. So haben Atome die Eigenschaft des Aufnehmens, und man kann daher sagen „die Atome im Felsen haben Bewusstheit (oder das Aufnehmen)". Doch es wäre falsch darüberhinaus zu sagen, dass „der Felsen Bewusstsein hat" - Wilber bezeichnet diese Verwechselung als „populären Pan-Psychismus". Der Schlüssel für das Verständnis eines Haufens ist, dass es keinen relationalen Austausch zwischen seinen Komponenten gibt (darüber hinausgehend, dass sie physisch aufeinandergestapelt sind): ein Haufen von Baumstämmen (toten Bäumen) ist ein Haufen, doch ein Gruppe lebender Bäume ist ein soziales Holon (Wald). Der Unterschied besteht in der Ebene der Interaktion zwischen den lebendigen Bäumen, die die einfache Interaktion zwischen ihren Atomen transzendiert (welche definitiv auch in dem Haufen stattfindet). Da die Atome Holons sind, gibt es eine äussere soziale Dimension für sie: die materielle Welt; doch es stimmt nicht zu sagen dass der Haufen ein kollektives Holon ist. Es gibt eine Beziehung aufeinanderfolgenden Einschliessens in Haufen. Kristalle können z.B. für sich betrachtet als ein Ganzes gesehen werden, und, gleichzeitig, als Teile von Felsen. Felsen können als ein Ganzes gesehen werden, und, gleichzeitig, als Teile von Bergen, und so weiter. Diese Einschliessung ist nicht „holonisch", sondern „haufisch", und was daraus entsteht ist eine Hierarchie von Haufen, oder eine „Haufarchie" - welche sich unterscheidet von einer „echten" Hierarchie. Ein Haufen kann Teil eines Artefaktes werden, doch dann hört er auf ein Haufen zu sein, und wird zu einer Komponente. Stellen wir uns eine Sanduhr vor, wo der Haufen Sand zu einer Komponente des Artefaktes geworden ist. Ebenso ist eine Ansammlung von Huflattichblättern ein Haufen, der jedoch zu einer Komponente wird in einem zubereiteten Salat - einem kulinarischen Artefakt. Das definierende Merkmal eines Haufens ist die fehlende Innerlichkeit (sonst wäre er ein Holon) und das Fehlen eines Musters, welches ihm bewusst von einem Holon eingeprägt wurde (sonst wäre er ein Artefakt). Ein Haufen kann aus Holons bestehen, die ihrerseits über Innerlichkeit verfügen, doch der Haufen selbst, als Haufen, hat keine Innerlichkeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein Haufen nicht Teil eines Holon werden kann. Ein Abfallberg z.B. ist Teil eines sozialen Holon, ebenso wie ein Gebäude. Obwohl der Abfallberg nicht „bewusst und absichtsvoll" geschaffen wurde, ist er doch ein Produkt eines bestimmten Bewusstseinszustandes - was Archäologen gut bekannt ist. Das grüne Meme - mit der formal operationalen Kognition - wird in Qualität und Quantität anderen Abfall produzieren wie das rote Meme auf der konkret operationalen Ebene der Kognition. Ein aus sechs Aspekten bestehender Ansatz für Haufen, ähnlich dem den ich weiter oben für Artefakte vorgestellt habe, kann aufschlussreiche Einsichten liefern. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass diese Aspekte komplett verschieden sind von den vier Quadranten der Holons. Anwendungen für OrganisationenGehen wir einmal - wie in der Abbildung dargestellt - von einem Individuum aus, welches sich auf der Bewusstseinsstufe des roten Meme befindet, welches ein Mitglied einer Gruppe ist die sich auf der orangenen Bewusstseinsebene befindet, welche wiederum zu einer Firma gehört die vom gelben Bewusstsein aus geführt wird. Man kann sagen, dass das Individuum „eingebettet" ist in einem Team welches seinerseits „eingebettet" ist in einer Firma. Doch das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte. Es wäre extrem reduktionistisch, wenn man sich bei der Betrachtung nur auf den Aspekt des (physischen oder administrativen) Eingebundenseins konzentrieren würde. Betrachten wir hingegen den Aspekt des „erfassenden Bewusstseins", den der „sinn-vollen Teilnahme", und den der „holonischen Organisation", ergibt sich ein ganz anderes Bild.
Wie im Beispiel des Damespiels interagieren die individuellen Holons auf jeder Ebene ihrer Fähigkeiten, und sie tun dies entsprechend den Regeln und Bedeutungen die die entsprechenden sozialen Holons formen. So interagieren z.B. alle Individuen untereinander auf der beigen Ebene (tatsächlich interagieren alle Atome, Moleküle, Zellen, Organe usw., doch lassen wir dies ausser betracht). Ihre Interaktionen geschehen in Übereinstimmung mit einem Austauschmodus den wir ein (beiges) soziales Holon nennen. Daher ist jedes Individuum in der Firma ein Mitglied des beigen sozialen Holon (genau wie Fido der Hund, das Maskottchen der Firma). Wenn wir nun auf die rote Ebene wechseln, fällt Fido aus der Betrachtung heraus. Er ist kein „Mitglied" dieser [roten] Austauschbeziehungen, weil er nicht in der Lage ist dieses Bewusstsein bewusst zu erfassen. Doch alle menschlichen Individuen sind Teilnehmer bis hin zur roten Ebene (wir unterstellen einmal dass es keine purpurnen Individuen gibt). Gehen wir noch eine Ebene höher, dann sehen wir dass einige Individuen auf der blauen Ebene miteinander in Beziehung treten können, und diese nehmen dann auch an den blauen sozialen Holons teil, welche eingebunden sind in die holarchischen Entwicklung der sozialen Holons des Teams und der Firma. Die Individuen auf der roten Ebene gehören jedoch nicht (im holonischen Sinn) zu den blauen sozialen Holons, abgleich sie natürlich (physisch und administrativ) zum Team und zur Firma gehören. Verfolgen wir den evolutionären Weg weiter, dann werden wir sehen dass mehr und mehr Individuen aus dem relationalen Austausch herausfallen - „grössere Tiefe, kleinere Spanne", wie Wilber sagt. Das Team um das es im Beispiel geht (welches von der orangenen Ebene des Bewusstseins aus tätig wird) kann nur teilweise ein Mitglied des sozialen Holons sein welches die Firma ist. Das Team kann an der Firmenkultur nur bis zur orangenen Ebene „teilhaben" (ebenso wie der Hund nur bis zur beigen Ebene „teilhaben" kann). Das bedeutet, das die Führung des Unternehmens nicht mit dem Team in Austausch treten kann bezüglich der Ebenen oberhalb von orange, einfach deshalb weil es keinen gemeinsam entwickelten Welt-Raum gibt in dem Bedeutungen ausgetauscht werden können. Das Team ist - einfach gesagt - weder mit der notwendigen Hardware noch mit der notwendigen Software ausgestattet, um die grünen und gelben Frequenzen zu senden und zu empfangen. Es besteht die Möglichkeit dass ein gelbes Individiduum sich im Team befindet (in diesem Fall könnte das Individuum die gelbe Botschaft der Unternehmensleitung erfassen), doch dieser Empfang geschieht individuell, und nicht als ein „Mitglied" des orangenen Teams. Das Verständnis dieser Zusammenhänge ist fundamental, wenn es darum geht Führungsprinzipien zu untersuchen; besonders den integralen Führungsstil, der sich zum Ziel gesetzt hat eine „gesunde" Organisation zu schaffen. Teil der Definition dieser integralen Gesundheit ist die Evolution (Eros) hin zu höheren Ebenen für jedes Individuum, in jeder Gruppe, auf jeder Ebene der Spirale. Um das zu tun brauchen die Individuen der Unternehmensführung „zusätzliches" oder „extra" Bewusstsein, und den Agape-Antrieb (bewege dich herab und umarme), welcher den Eros-Antrieb beschleunigt (bewege dich herauf und transzendiere) der in jedem Holon ist. Doch der Unternehmensleiter muss verstehen, dass die niederen Holons noch nicht Mitglieder der oberen Bereiche des sozialen Holons sein können, in welchem er oder sie auf andere bezug nehmen kann, die den gleichen Bewusstseinszustand mit ihm oder ihr teilen. In bestimmten Situation ist es entwicklungshemmend wenn man sich „demokratisch" oder „egalitär" verhält. In einer Hierarchie gibt es eine klare Vorstellung davon was oben ist (mehr entwickelt) und was unten ist (weniger entwickelt). Wie wir oben erwähnt haben, würde die Mehrheit der US-amerikanischen Bürger von 1770 sich nicht mit der Aussage einverstanden erklärt haben, dass „alle Menschen (einschliesslich der Schwarzen) gleich geschaffen wurden, und von ihrem Schöpfer mit unveräusserlichen Rechten wie dem Recht auf Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück ausgestattet worden sind". Diese weltzentrische Aussage ging weit über die konventionelle ethnische Ebene der Bewusstheit hinaus die zur damaligen Zeit in der Bevölkerung vorherrschte. Eine Mehrheitsentscheidung ist niemals eine Garantie für Weisheit, und das ist der Grund warum die Gründungsväter unsere repräsentative Demokratie mit den Merkmalen einer Republik verbanden, wo kollektiven Entscheidungen durch individuelle Rechte Grenzen gesetzt werden.
Organisationen als ArtefakteEine Organisation ist nicht nur ein physisches Artefakt; es ist auch ein konzeptionelles (rechtlich, finanziell, usw.) Artefakt. Aus dieser Perspektive heraus macht es Sinn von einer Evolution dieser Artefakte auszugehen, in Kongruenz mit der hierarchischen Evolution der Holons die sie geschaffen haben. Commons und Richards verfolgen die kognitive Entwicklung des Individuums von der Fähigkeit Einheiten zu erfassen, zu der Fähigkeit Systeme verbundener Einheiten zu erfassen, zu der Fähigkeit Systeme verbundener Systeme zu erfassen (oder Einheiten die zueinander in Beziehung stehen), zu der Fähigkeit Systeme verbundener Systeme verbundener Systeme zu erfassen (oder Einheiten die zueinander in Beziehung stehen). Entsprechend dieser Reihenfolge können wir die Entwicklung organisatorischer Formen verfolgen. Am Anfang steht ein einzelnes Individuum, welches eine Aufgabe erfüllen möchte; z.B. ein Zebra erlegen oder ein e-Business für seltene Briefmarken eröffnen. Wenn das Individuum sich weiter entwickelt (in seinem Bewusstsein und in der Vision seines Bemühens) sucht es vielleicht die Hilfe anderer und gründet eine Gruppe von Menschen die gemeinsam das gleiche Ziel verfolgen. Das ist der Übergang vom Individuum zum Team. Desweiteren kann dieses Team sich arbeitsteilig organisieren. Jedes Mitglied spezialisiert sich auf einen Aspekt des Geschäftes, während das Team über einen Mechanismus verfügt, um die verschiedenen Anstrengungen für das gemeinsame Ziel zu ordnen und zu integrieren. So kümmert sich Harry z.B. um die Logistik, Mary um das Rechnungswesen, Georgina um die Kundenbeziehungen, usw. Wenn das Geschäft weiter wächst, kommt der Zeitpunkt an dem die Einzelnen nicht mehr in der Lage sind ihre (Teil-)Aufgaben allein zu bewältigen. Sie müssen nach anderen Menschen Ausschau halten welche sie in ihrer Funktion unterstützen. Harry gründet nun ein Team welches sich um die Logistik kümmert, Mary hat ein Team für das Rechnungswesen; Georgina hat ein Team für die Kundenbeziehung, usw. Jedes dieser Teams ist eine weitere Differenzierung, welche eine zusätzlichen Integration verlangt. Das geschieht - naheliegenderweise - durch eine Hierarchie. Harry ist Manager für Logistik, und sein Team berichtet an ihn. Mary ist Managerin für das Rechnungswesen, und so weiter. Gleichzeitig muss der Integrationsmechanismus zwischen den Managern den Anforderungen gewachsen sein, und ein Gegengewicht darstellen zu den Zentrifugalkräften die jeden von ihnen in Richtung ihrer individuellen Aufgaben ziehen - und sie auf das Unternehmensziel ausrichten. Der nächste Schritt folgt derselben Abfolge von Differentiation und Integration. Harrys Team unterteilt sich in Lagerhaltung und Transport, vielleicht mit der Schaffung zweier Gruppenleiterstellen, welche die verschiedenen Funktionen überwachen, jeder von ihnen mit einem Team von Arbeitern welche die Arbeit machen. Marys Team unterteilt sich in die Buchhaltung und die Steuerangelegenheiten, vielleicht mit der Schaffung zweier Gruppenleiterstellen... Und wieder ist es an jeder neuen Wegegabelung wichtig, die Balance zu finden zwischen neuen Differenzierungen und neuen Integrationen. Ansonsten fällt die Firma auseinander. Die Notwendigkeit für eine hierarchischen Integration leitet sich direkt aus den grundlegenden Systemprinzipien ab: um ein System zu optimieren müssen die Sub-systeme optimiert werden; der Versuch der Optimierung eines der Sub-Systeme für sich (oder aller), endet mit der Ent-Optimierung des Systems. Betrachten wir ein Auto: eine wünschenswerte Eigenschaft ist ein geringer Treibstoffverbrauch, und die Autoproduzenten haben Entwicklungsabteilungen, deren Lebensaufgabe darin besteht den Treibstoffverbrauch des Autos zu reduzieren. Eine andere wünschenswerte Eigenschaft ist ein geräuscharmes und vibrationsarmes Fahrverhalten, und die Autoproduzenten haben Entwicklungsabteilungen, deren Lebensaufgabe darin besteht, den Lärm und die Vibrationen des Autos zu reduzieren. Das Problem besteht nun darin, dass ein schweres Auto (mit viel Stahl) ein geräuscharmes Auto mit einer ruhigen Strassenlage ist, doch ein schweres Auto verbraucht viel Treibstoff. Ein leichtes Auto hingegen verbraucht wenig Treibstoff, doch es ist lauter und liegt nicht so ruhig auf der Strasse. Und es gibt Millionen solcher Zielkonflikte in jeder Situation. Wenn es keinen Integrationsmechanismus gibt, wird die Entwicklung dahin gehen dass Sub-Systeme Entscheidungen treffen, die das Gesamtsystem ent-optimieren. Darum ist es so wichtig sich zu allen Zeiten Klarheit über das gemeinsame Ziel zu verschaffen, die Vision die aus der Firma eine Firma macht. (Und, natürlich, die Zielverfolgungsmassnahmen und die Anreizsysteme nach diesem Ziel auszurichten). Die Konzentration auf die gemeinsame Vision erfordert eine hohe Ebene der kognitiven Entwicklung. In den prä-konventionellen und frühen konventionellen Stadien des Bewusstseins herrscht eine narzistische Anhaftung vor, und ein Greifen nach dem was nahe ist. Meine Ziele und Interessen, meine Aktivität, mein Team, meine Identität. Ohne eine Entwicklung über diese Ebenen hinaus wird es für die Firma unmöglich sein, gut zu funktionieren. Die Teile werden sich selbst optimieren, und das Ganze wird „den Bach hinuntergehen". Dies ist eine fundamentale Anforderung an eine integrale Organisation, doch ihre Untersuchung sprengt den Rahmen dieses Artikels. Hier möchte ich nur ein Beispiel präsentieren und ein paar provokante Ideen vorlegen, und verweise für die weitere Diskussion zu diesem Thema auf ein anderes Papier. (Siehe „Integral Business", erscheint demnächst). Worum es mir hier geht ist, dass man eine Artefaktarchie aufstellen kann die vom Team zur Funktion zur Firma zur Industrie und zur Weltwirtschaft reicht. Es ist nur notwendig dabei im Auge zu behalten, dass es sich dabei nicht um Holons sondern um Artefalte handelt. Und dass das Einschliessen und Beinhalten nicht holonisch, sondern artefaktisch ist.
Integrale GesundheitWenn das integrale Modell eine Landkarte des Geländes darstellt, dann ist der Begriff Gesundheit der „Norden" dieser Karte. Integrale Gesundheit ist das Ziel welches eine integrale Führung anstrebt. Wir können diese Gesundheit auf drei Ebenen definieren: (1) Horizontal, (2) Vertikal und (3) Essentiell. Horizontale Gesundheit ist die Balance und Harmonie der vier Quadranten auf jeder Ebene von jeder Entwicklungslinie. Ein blaues Holon kann z.B. in den Bereichen des Ich, des Wir und des Es in der Balance sein; ebenso ein orangenes, ein grünes oder irgendein anderes. Vertikale Gesundheit ist die Kapazität eines jeden Holon sich von seiner gegenwärtigen Anhaftung zu dis-identifizieren (die identifizierenden Strukturen zu lösen), sich zu differenzieren, zu transzendieren (sich zur nächsten Ebene zu entwickeln) und die alten Strukturen in einer vereinenden Umarmung zu integrieren. Das bedeutet dass jedes Individuum, jedes Gruppe und die Firma selbst auf dem evolutionären Weg sind. (Und auf einer post-post-konventionellen Ebene, vielleicht koral[lenfarben], beschäftigt sich die Firma auch mit der integralen Gesundheit ihrer Kunden, Lieferanten, der Gemeinde, usw. So entsteht eine boddhisattvische Gemeinschaft). Dies ist die Balance von Eros und Agape, die permanente Differentiation und Integration, die gleichermassen jede Ebene der Spirale in ihrer Evolution verneint und erhält. Essentielle Gesundheit (oder nicht-duale Gesundheit) ist die Balance des evolutionären Impulses zur Verbesserung, und dem Wissen dass alles in Ordnung ist so wie es ist. In den Worten Nisagaratta Maharajs: Alles ist perfekt so wie es ist... und es gibt jede Menge Raum für Verbesserungen. Essentielle Gesundheit ist die Fähigkeit, die Anwesenheit des Göttlichen gleichzeitig zu erfassen als das immanente Holz welches als jede Sprosse der Leiter existiert, und als die ultimative (transzendente ) Ebene oberhalb der obersten Sprosse der Leiter.
ZusammenfassungWenn das organisierende Muster von innen erzeugt wird, handelt es sich um ein Holon, wenn es von aussen (durch ein Holon) erzeugt erzeugt wird, handelt es sich um ein Artefakt, wenn es kein Muster gibt, handelt es sich um einen Haufen. Bei einem (zusammengesetzten) Individuum handelt es sich um ein Mikro- oder individuelles Holon. Bei einem Netzwerk von Interaktionen, welche durch kulturelle praktiken und soziale Systeme organisiert werden handelt es sich um ein Makro- oder soziales Holon. Holons emergieren, transzendieren und beinhalten ihre Vorläufer in einem Prozess der Evolution. Artefakte werden von Holons auf absichtsvolle Weise erschaffen durch eine Organisation ihrer Komponenten (andere Junior-Artefakte oder Holons). Haufen enstehen durch die Ansammlung von Zeug (manchmal ausgelöst durch Artefakte oder Holons). Wenn diese Einheiten durcheinandergebracht werden entstehen alle möglichen Probleme. Diese Probleme sind „unlösbar", weil sie nicht wirklich sind; sie existieren lediglich in der mentalen Konfusion dessen der sie formuliert. Diese Probleme sind nur „lösbar" durch eine angemessenere Interpretation. Das Integrale Institut bemüht sich darum, derartige Interpretationen voranzubringen, auf Gebieten wie Psychologie, Erziehung, Ökologie, Strafrecht, Politik, Wirtschaft und Kunst.
(c) Ubersetzung: Michael Habecker, 2001
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