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Die Memes im Krieg

Teil 3 – Die roten Bruderschaften und die neue Weltordnung

Ray Harris

 Die Bruderschaften

Zwischen all den Gerüchten und Kurzkommentaren kam die Nachricht, dass El Kaida mit der russischen Mafia Kontakt aufgenommen habe mit dem Versuch, Nuklearwaffen zu bekommen. Weshalb sollte eine fundamentalistische religiöse Gruppe mit Kriminellen zusammengehen, die illegale Sklavenprostitutions – Geschäfte betreiben ?

In Südamerika, in Kolumbien, Brasilien, El Salvador usw. ist die Grenze zwischen Drogenkartellen, Unabhängigkeitsguerillas, Milizen und ausländischen Agenturen mehr und mehr verwischt. In den Favellas einer der gewaltsamsten Städte der Welt, Rio de Janeiro, hört man in den schmalen Straßen oft Gewehrfeuer, wenn Drogenbanden offen gegen korrupte Polizeigruppen kämpfen. In so vielen Städten verursachen Heroin, Crack-Kokain, Ice (Slang für Metamphetamin) und neuere, noch schlimmere Drogen ein langsames, aber stetiges Chaos. Kehren wir nach Afghanistan zurück: die Nordallianz finanziert ihre Bemühungen durch das Ernten von Opium.

Der verbindende Faden ist eine pathologische rote vMeme. Bruderschaften des „schrecklichen Vaters“, die in einem Muster von grundlegender roten Beherrschung über andere vMemes gefangen und nicht in der Lage sind, den Aufstieg zu Blau zu schaffen, ziehen diejenigen, die mit ihrer Pathologie in Kontakt treten, in eine Art von memetischen Strudel hinab. In diesem Strudel gleiten Politiker, die Polizei, das Militär, führende Geschäftsleute und das Gesetzwesen aus Blau heraus über die Fangarme der Korruption. In Indonesien führte ein gewaltsamer Coup (Soeharto) zu einer Vetternwirtschaft in der Regierung, wo das Militär ein Netzwerk von illegalem Drogenhandel beschützt. Auf  den Philippinen leitete Marcos ein ähnliches Regime. In Südamerika auch ein ähnliches Bild. Im Irak präsentiert eine Regierung mit einer weiten kriminellen Reichweite einen psychopathischen Sohn als Thronfolger.

Die Erste Welt ist nicht immun. Diese Netzwerke breiten sich in die kriminellen Bruderschaften aus, die Mafia, die Triaden, die Yazuka, spanische, schwarze, jüdische, russische, nennen Sie es, alle streben nach der Kontrolle der lukrativen Drogen-, Waffen- und Schutzgeldmärkte. Das Ergebnis ist eine Subkultur der Gewalt und des Niedergangs durch Abhängigkeit.

Wie ich in Teil 1 erwähnte, hat Rot das Kernbedürfnis, seine Umgebung zu kontrollieren. Ein schneller Blick auf die roten Krisengebiete führt Sie sofort in die ärmeren Gebiete des Globus, sei es nun Sizilien, Kolumbien, Afghanistan oder die Gettos, Innenstädte oder Favelas. In Gebiete, wo den Menschen  Kontrolle abgesprochen wurde, entweder mit Absicht oder aus Nachlässigkeit. Wenn ihnen der Zugang zu der Hauptstömung verweigert wird, ist es kaum überraschend, dass Menschen versuchen, Kontrolle durch illegale Mittel zu erlangen, durch den schwarzen Markt. Und überall das gleiche Muster: eine starke patriarchale Struktur, die Anwendung von offener Gewalt und Terror und Soldaten, die vorbereitet sind, für Ehre und Ruhm zu sterben. Es spielt keine Rolle, ob der Patriarch ein „Don“, ein „General“ oder ein „Drogenkriegsherr“ ist, Kontrolle wird durch die Terrorisierung der ausgewählten Opfer aufrecht erhalten. Und die Mittel ? Schüsse aus fahrenden Autos, Folter, Entführungen, Vergewaltigung und Raub, Tod in der Nacht oder in Massengräbern.

Eine Geschichte der Verzweiflung ? Sicherlich eine Geschichte der Menschheit, ob es nun alte oder neuere Kämpfe sind.

Die Lösung ? Wenn eine rote “Gruppierung“ einmal genügend Kontrolle erlangt hat, entwickelt sie sich natürlicherweise nach Blau. Tragischerweise beinhaltet eine solche Herrschaft gewöhnlich eine Menge gewaltsamer Unterdrückung. Normalerweise gehen die Vorzüge von Blau, dann von Orange und Grün zu der Gruppe, die die Fähigkeit hat, die Mittel der Unterdrückung innezuhaben. Blau sucht Stabilität und Ordnung; es geht von dem Terror des „schrecklichen Vaters“ über zur patronisierenden sanften Kontrolle des „guten Vaters“. Es kann in einer leidenschaftlichen Weise handeln, doch hier liegt die Crux, es handelt nur denen gegenüber sanft, die als Familie definiert werden. Eine solche „familiale“ Gruppe kann auf ethnischer oder nationaler Identität gegründet sein. Was auch immer der Fall ist, Blau hat ein unbezwingbares Problem. Es verbraucht eine Menge Energie, um die Kontrolle aufrechtzuerhalten. Der „Frieden“ ist immer zerbrechlich. Die Grenze zwischen Rot und Blau ist niemals völlig stabil, noch  besonders lange andauernd. Da gibt es immer irgendwelche roten Gruppierungen, die Streit verursachen. Rom mag sicher sein, doch die Außengebiete sind es nicht. Geschichte ist weitgehend die Erzählung von Aufstieg und Fall von Zivilisationen. Oder in memetischen Ausdrücken: der Aufstieg von zeitweiligen Inseln von Blau/Orange und dann der atlantische Fall in die vulkanische See von Rot.

Wenn es das “Glück“ will, wechselte diese Situation auf eine signifikante Weise. Eine lose und flüchtige Allianz von Ländern in Europa ging durch die Ausbeutung fremder Länder durch genügend viele Perioden blauer Stabilität, um eine wachsende Anzahl von orangen „Memers“ aufsteigen zu lassen. Dies ermöglichte den Aufstieg zu einer neuen Weltordnung und einer neuen Form der Regierung: der Demokratie. Das war natürlich nicht ein originales Ereignis. Die Idee der Demokratie kommt aus Griechenland, einer Insel der Zivilisation, die in einer früheren Zeit aufstieg. Aber diese neue Ordnung war weitgehend unterschiedlich aus einem Grund. Der Reichtum, der der blauen Stabilität die Möglichkeit gab, über eine so lange Zeit zu existieren, kam aus Ländern, die geografisch von den Nutznießern isoliert waren. Wenn eine neue Welle von Barbaren sich erheben sollte, hätte sie einen Ozean überqueren müssen, um Rom zu erobern (ein etwas entmutigenderer Plan als nur die Donau). Trotz interner Kabbeleien, die memetischen Fortschritt behinderten, waren Europa und seine Kinder (die neuen Nationen – die USA, Kanada, Australien usw.) in der Lage, eine relativ anhaltende Periode von Stabilität aufrechtzuerhalten, die schließlich zum Aufstieg vieler oranger Institutionen führte und so zu einem Übergang zu reinem Orange. Ein solcher Wechsel benötigte Jahrhunderte und, ich betone diesen Punkt noch einmal, er wurde ermöglicht durch den Reichtum, der aus der Ausbeutung ferner Länder entstand. Die Engländer waren die erfolgreichsten Reichsgründer, und die englisch sprechende Welt hält immer noch die meiste Macht. Die Franzosen waren vielleicht die nächsten. Doch wie auch immer die Ordnung aussah, es war Europa, das davon profitierte.

Um es pointiert auszudrücken: Die orange Revolution wurde auf blauer Stabiltät aufgebaut, die selbst auf dem konstanten Werk der Unterdrückung und Ausbeutung der Kolonien aufgebaut war.  Sogar die entstehende Macht der USA hatte koloniale Ambitionen, wie sie durch die Eroberung von Kuba, den Philippinen und die Kontrolle  der südlichen Staaten gegenüber Mexiko bezeugt werden.

 Eine sogar noch neuere Weltordnung

Die Globalisierung hat die Auswirkungen der Entfernung verändert. Die „roten“ Länder, die Länder und Bevölkerungen, denen man die Macht verweigerte, profitieren nun von der globalen Ära. Sie können auch von der schnellen interkontinentalen Kommunikation und dem Transport Gebrauch machen. Was die USA heute „Terrorismus“ nennen, ist nur die Fähigkeit der roten vMeme, das Herz der USA zu erreichen. Stellen Sie sich mal vor, wenn Sie es mögen, die Welt wäre gefärbt, nicht in den Farben der nationalen Grenzen, sondern durch die dominierende vMeme. Die USA wäre eine wechselnde See von Blau und Orange mit Taschen von Grün. Der mittlere Westen wäre blau, die Ost- und die Westküste wären orange mit Taschen von Grün in den wohlhabenderen Gegenden und mit Taschen von Rot in den ärmeren Gegenden.  Europa wäre meist das gleiche, jedoch mit größeren Gebieten von Grün, besonders um Belgien, Holland und Dänemark. Diese Taschen wären jedoch umgeben von einer See von unterschiedlicher Farbe, sich östlich von Europa bewegend würden die Farben von Orange nach Blau und Rot wechseln. Das gleiche Muster erscheint, wenn man sich in den USA nach Süden bewegt oder nach Norden in Australien. Mit einem Anwachsen der Immigration und dem sofortigen globalen Zugriff können die roten Konflikte, die weit entfernt zu sein pflegten, nun wie ein Sonnenfeuer im Zentrum von orange/grünen Städten wie New York aufflammen. Die Bedrohung besteht nicht nur durch El Kaida und rote islamistische Fundamentalisten, sondern auch durch die niederträchtige Korruption des Drogenhandels, der rote Gewalt und Terrorismus in die Straßen der modernen Städte befördert. Los Angeles, das zugleich die Heimat von orangem Hollywood-Überschwang und roter Gangstergewalt ist, ist ein Hauptbeispiel. Der Zufluss illegaler Drogen kommt in den USA weitgehend vom Süden, in Australien vom Norden und in Europa vom Osten.  

Was ist die Lösung ? Es war einmal so, dass die priviligierte orange vMeme die rote vMeme auf sicheren Abstand halten konnte durch die Agentur der blauen Gewaltinstitutionen. Aber nicht mehr heute. Die kürzliche Attacke auf das WTC (World Trade Centre) hat das zur Genüge deutlich gemacht. Die USA ist immer kritisiert worden wegen ihrer Tendenz zu einem blauen Isolationismus. Die heutige Regierung ist kritisiert worden für ihre einseitige Annäherung an eine Anzahl von Themen, nicht zuletzt ist es die globale Erwärmung. Jedoch innerhalb einer sehr kurzen Zeit sieht man die gleiche Regierung eine globale Koalition aufnehmen, um den globalen Terrorismus zu bekämpfen.

Dem blauen “Zug” in der US Politik wird man schwer widerstehen können. Das wahrscheinliche Ergebnis wird kurz gesagt eine Reihe von Erfolgen der Koalition gegen das El Kaida Netzwerk sein. Bin Laden wird wohl tatsächlich endlich ausgeschaltet werden. Die USA werden dann wohl versuchen, wieder zu ihrem Blau/Orange Schwerkraftzentrum zurückzukehren und dabei denken, dass die Bedrohung beseitigt worden sei. Da sind jedoch noch andere Mächte im Gange. Der britische Premierminister, Tony Blair, hat, während dieses Stück geschrieben wurde, die Bush-Regierung übertrumpft bei dem Einsatz hoher moralischer Werte. Während Bush zu Hause blieb und in weitestgehender blauer Sprache redete über den Krieg zwischen den absoluten Werten des Guten gegen das Böse und die Verteidigung der Heimat, reiste Blair nach Übersee, um  Russland, Pakistan und Indien zu besuchen. Und in einer kürzlichen Rede auf einer Labour Party Konferenz in England schob er die Debatte zu einer Position, die viel mehr Grün enthielt. Es lohnt sich, einiges von Blairs Rede zu zitieren.

“Rundum die Welt bringt der 11. September Regierungen und Menschen dazu zu überlegen, nachzudenken und sich zu verändern. Es gibt ein Zusammenkommen. Die Kraft der Gemeinschaft bestätigt sich selbst. Wir bemerken, wie zerbrechlich unsere Grenzen sind im Angesicht der neuen Herausforderung der Welt. Die heutigen Konflikte bleiben selten in nationalen Grenzen. Heute wird ein Zittern in einem Finanzmarkt in den Märkten der Welt wiederholt. Heute ist das Vertrauen global; sowohl in seiner Anwesenheit, als auch in seiner Abwesenheit. Ich glaube seit längerem daran, dass diese Interdependenz die neue Welt ausmacht, in der wir leben.“

“Die Weltgemeinschaft muss ihre Fähigkeit sowohl für das Mitgefühl wie auch für die Stärke zeigen. Die Kritiker werden sagen:“ Aber wie kann die Welt eine Gemeinschaft sein ? Nationen handeln in ihrem Eigeninteresse.“ Natürlich tun sie das. Doch was ist die Lektion der Finanzmärkte, des Klimawechsels, des internationalen Terrorismus, der nuklearen Aufrüstung oder des Welthandels ? Sie bedeutet, dass unser Eigeninteresse und unsere gemeinsamen Interessen heute untentwirrbar miteinander verwoben sind. Das ist die Politik der Globalisierung. Das Thema ist nicht, wie man die Globalisierung stoppen kann. Das Thema ist, wie wir die Kraft der Gemeinschaft mit Gerechtigkeit vereinigen können.“

 Im Augenblick ist es Blair, der die kommende Welle repräsentiert.

Lassen Sie mich es erklären. Blau erlangt Stabilität, indem es die nicht-familialen Mitglieder aussperrt. Es legt seine beschützenden väterlichen Arme als der „gute Vater“ um die Seinigen, unterdrückt jedoch die „Anderen“. Dies kann es tun mit der beliebigen Ausdehnung, zu der seine Kraft und sein Reichtum es zulassen. Die USA sind sehr wohlhabend und durch ihre militärische Stärke waren sie bisher in der Lage, ihre Bevölkerung weitgehend von nicht-familialen Attacken freizuhalten (obgleich nicht von internen nicht-familialen Attacken, z.B. der Konflikt zwischen Schwarz und Weiß). Sie haben eine Menge Energie verbraucht, um die roten barbarischen Horden außerhalb Roms zu halten. Indem sie diese Verteidigung aufrecht erhalten, werden die USA ständig nach Blau gezogen, doch den orangen Eliten ist es möglich zu gedeihen. Dies gelang bis zum Ende des kalten Krieges. Es klappt nicht mehr in der neuen Ära der Globalisierung. Die Vermischung der Märkte, die Wanderung der Menschen und der Beginn der sofortigen globalen Satellitenmedien bedeutet, dass die Unterdrückung nicht länger in einem sicheren Abstand gehalten werden kann. Blau muss immer mehr seinen Nachbarn in vollem Tageslicht unterdrücken, und die Grenze zwischen Familie und Nichtfamilie wird immer mehr verwischt.

Dies geschieht in Europa. Allmählich, zögernd, vereint sich Europa und lässt seine uralten Definitionen von Familie fallen. Wachsende Inklusivität führt zu einem größeren Auftauchen von Grün und konsequenterweise zum zweiten Rang.

Es war einmal so, dass die höheren vMemes sich innerhalb der sich ausbreitenden priviligierten Familien der Eliten erhoben haben. Die Medicis dominierten Venedig und waren große Herren. Als die Macht immer mehr Nationen als Stadtstaaten einschloss, wuchsen die vMemes innerhalb der priviligierten Klassen dieser Nation. Doch nun werden sogar Nationen in eine neue transnationale Ordnung hineingezogen. Und die Unterdrückung des anderen, des Außenseiters, der den Wohlstand schafft, der die blaue Ordnung und das orange Privileg erhält, ist weniger möglich. Der Außenseiter wird ein globaler Insider, ein Teil der größeren Familie. Rot musste außerhalb der Mauern der Stadtstaaten gehalten werden, dann wurde es außerhalb der nationalen Grenzen gehalten. Aber wohin geht Rot in einer verbundenen globalen Ordnung ?

Die Mechanismen der roten Unterdrückung funktionieren nicht mehr, die Kosten werden für zu hoch eingeschätzt werden. Rot wird immer mehr innerhalb der Stadtmauer erstehen.

Blaue/orange Länder leiden schon unter einem internen Rot. Dies ist besonders in den USA zu bemerken, wo ein starkes Blau weitgehend den Drogenkrieg verloren hat, und seine „Romanze“ mit der Idee der Waffe hat einige Stadtbezirke sichtbar zu unbetretbaren Zonen gemacht. Rot erhebt sich sogar in den Träumen und Handlungen von verwirrten Kindern der Mittelklasse.

Allmählich werden die orangen Eliten bemerken, dass Blau nicht länger in der Lage ist, Rot in Schach zu halten. Das verstärkte Auftauchen von Grün wird die Debatte immer mehr zu den Wurzelursachen der roten Pathologie wenden. Blair erkennt das und spricht auch von einer humanitären Koalition. Afghanistan ist offen gesagt ein Desaster. Was immer an blauer Stabilität existiert haben mag, wurde von Jahren der Invasion und des Bürgerkriegs zerstört. Das Land liegt in einem roten Sturm, der von ethnischen Gruppen verursacht wird, die die Vorherrschaft erlangen wollen. Die Taliban sind die natürliche Purpur/Rote Konsequenz. Purpur, weil die Sorte von Islam, die sie ausüben, eine Reduzierung auf seine Wurzeln in Clankonflikten ist.  Einige der Regeln der Taliban basieren auf der Stammeskultur und einer tiefen purpurnen/roten Missachtung von Frauen,(was eine andere Sache ist – der Übergang von einer matriarchalen Kultur zu einer patriarchalen geschieht am Purpurnen/Roten Knoten). Wenn Afghanistan daran gehindert werden soll, ein Hafen für rote Verbrecherabteilungen zu werden, muss es wieder aufgebaut werden. Natürlich müssen die Taliban entfernt werden, aber sie müssen von einer blauen Koalition ersetzt werden, wenn Afghanistan jemals eine Chance haben soll.

Dies ist nun die Chance bei der Konfrontation mit der alten Ordnung. Man muss verstehen, dass der Übergang zwischen Rot und Blau von der Herkunft her unstabil und gewalttätig ist. Man muss verstehen, dass Rot wegen einem Ungleichgewicht der Kräfte auftaucht. Man muss verstehen, dass Rot nicht länger auf Abstand gehalten werden kann, sondern aktiv ist in der Mitte der Erste-Welt Städte. Wir müssen verstehen, dass die niederen vMemes Mittel bekommen müssen, um sich zu entwickeln. Wir müssen verstehen, dass der gesamte Globus mindestens auf eine gleichförmige Ebene von blauer Sicherheit gezogen werden muss, damit auch zu weiterem wichtigen Verstehen:  dass der Übergang von Rot nach Blau den Übergang von der Harmonie der niederen drei vMemes (Beige, Purpur, Rot) anzeigt, der Harmonie der Stammesherrschaft zu der nächsten Harmonie (Blau, Orange, Grün), der Harmonie der Zivilisation.

Ich vermute, dass der zweite Rang nur in einer Ära der wahren globalen Zivilisation realisiert werden kann.

Der Kampf zum Erlangen der neuen Weltordnung wird noch Jahrzehnte dauern. Europa wird auf diesem Weg führend sein. Ja, es wird kämpfen, um sich selbst wieder zu erfinden. Die alten nationalen Verdächtigungen sind noch vorhanden. Es gibt jedoch einen neuen Europäertyp, der/die sich nicht mit irgendeinem Land identifiziert. Das kann in der jungen Generation gesehen werden. Fast alle Europäer sind zweisprachig und reisen willig durch verschiedene Kulturen. Jugendliche folgen einer Tanzkultur von England nach Ibiza nach Berlin nach Kopenhagen.

Die USA werden darum kämpfen, sich selbst in dieser neuen Ordnung zu definieren. Sie müssen eine massive Aufgabe anpacken, ihre blaue Mythologie neu zu definieren und ihre orangen Eliten weiter gegen das grüne Ende der Spirale schieben. Sie brauchen einen neuen „Kennedy“, einen neuen „Camelot“, der sie in die neue Welt trägt. Die Ereignisse des 11. September werden in den kommenden Jahren diesen notwendigen Sprung verlangen. Im Augenblick scheint es, dass Bush den günstigen Moment verpasst hat. Doch die USA werden schließlich bemerken, dass das Ausradieren von El Kaida nicht die rote Plage beseitigen wird, sie werden bemerken, dass sie lediglich eine Manifestation eines viel größeren Problems war. Ich sage vorher, dass die USA, bevor sie dieses Problem völlig im Griff haben, eine ausgedehnte Periode von Verwirrung und Mangel an Selbstvertrauen durchmachen müssen.

Ich vermute auch, dass die Ideologie des „freien Marktes“ eine Glaubwürdigkeitskrise durchmachen wird. Dies ist ein Gebiet, in dem Orange wirklich die Stabilität von Blau untergräbt. Die Welt wird beginnen zu realisieren, dass sie nicht mit  flüchtigen Auf- und Niederbewegungen eines nervösen Marktes leben kann. Sie wird bemerken, dass sie eine ruhigere und gerechtere ökonomische Ordnung braucht.

Interessante Zeiten stehen uns bevor.

         Vielleicht wird sich Frage dahin wenden: Wie kann eine integrale politische Praxis helfen ?

Wird fortgesetzt.


Übersetzung von Hans-Peter Lin

© Ray Harris, October 2001

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