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Veröffentlichungstermine von Essays (Monat / Jahr) finden Sie unter "Essays".

Ray Harris Ray Harris trägt häufig zu dieser Webseite bei. Er hat Artikel geschrieben über den 11.9., Boomeritis, den Irakkrieg und die Politik des Dritten Weges. Harris lebt in Australien und kann kontaktiert werden über:[email protected]. Ray hat über das Christentum geschrieben (siehe sein Essay"Das Christentum: Die Große Lüge") und den Islam (siehe: "Die vielen Gesichter des Islam", unter anderen in dem Reading Room). Ich habe Ray lange Zeit gebeten, etwas über seine Ansichten zum Nahost-Problem zu schreiben "Integrale Bemerkungen über den israelisch/arabischen Konflikt" war seine Antwort auf jene Bitte.

Letzte Erwiderung auf
Meyerhoff

Ray Harris

Ich bin mir nicht sicher, wie viel weiter dieser Kampf zwischen Meyerhoff und mir selbst nützlich sein wird, noch bin ich sicher, wie viele überhaupt wirklich daran interessiert sind. Deshalb lassen Sie mich abschließen mit diesen wenigen Bemerkungen, um meine Seite der Debatte zu beenden.

Meyerhoff fragt sich, weshalb meine Erwiderungen so schnell gewesen sind. Ich bin froh, dass ich gegenwärtig die ganze Zeit schreiben kann (das wird nicht andauern), andererseits könnte das sehr wohl Wochen in Anspruch nehmen. Meyerhoff verbindet die Schnelligkeit meiner Erwiderungen mit dem, was er mit schludriger Wissenschaft meint und meine Nachlässigkeit beim Zitieren von ,wissenschaftlichen' Quellen. Meine Erwiderung darauf ist einfach: Sie setzen nicht die Regeln für die Debatte, Meyerhoff. Mein Originalartikel war eine Antwort auf eine Anfrage von Frank, einen Kommentar zum Nahen Osten zu geben. Ich wählte einen informellen Stil ,der Meinungsäußerung' aus. Ich vermute, ich hätte akademischer sein können, doch Frank war zufrieden, es zu so akzeptieren, wie es war. Soweit mir bewusst ist, hat Frank keine besonderen editorischen oder Stilrichtlinien, deshalb gab es für mich keine Verpflichtung, akademische Quellen zu zitieren oder nach Meyerhoffs Debattenregeln zu spielen.

Wenn man jetzt darangeht, das ,akademische' Spiel zu spielen, dann gibt es verschiedene Regeln, denen man erwartungsgemäß zu folgen hat.

  • Dass das Zitieren die gegenwärtige Ansicht des Autors darstellt.
  • Dass das Zitieren nicht die Ansicht des Autors falsch interpretiert.
  • Dass die konkurrierenden Ansichten erklärt werden, wo ein Zitieren eine kontroverse oder Minderheitenansicht darstellt.

Meyerhoff hat versucht, sich hinter der Erscheinung zu verstecken, akademisch und neutral zu sein. Dies ist einfach eine rhetorische Strategie. Ich habe absichtlich versucht, jene Strategie zu unterwandern durch das Aufzeigen, dass viele der ,Akademiker', die er zitiert, nicht nur kontrovers, sondern ,sehr' kontrovers sind. Die beiden Akademiker von Bedeutung sind Pappe und Finkelstein. Diese beiden Schriftsteller sind schwer kritisiert worden für ihre klare Schieflage und Anti - Israel - Haltung. Jetzt hätte ich erwartet, dass jede ,integrale' Ansicht die diese beiden Schriftsteller umgebende Kontroverse anerkennen und die parteiliche Schieflage bemerken würde. Meyerhoff zitiert sie jedoch, als wären sie ,neutral'.

Ich bin froh darüber, dass Meyerhoff zugibt, dass er eine veraltete Quelle aus zweiter Hand benützte, um meiner Erklärung zu widersprechen. Daher werde ich im Geiste des Zugebens akzeptieren, dass meine Rhetorik einen Vorteil für mich errungen hat. Ich ziehe die Anzahl von Zehntausenden zurück und die Erklärung, dass die meisten der Flüchtlinge geflohen sind und nicht vertrieben wurden.

..Meinem Hauptpunkt wird nicht widersprochen und das ist, dass die Araber beim Schaffen des Problems eine Rolle spielten.''
Meinem Hauptpunkt wird jedoch nicht widersprochen und der ist, dass die Araber beim Schaffen des Problems eine Rolle spielten. Ich habe immer zugegeben, dass die Zionisten Gräueltaten begangen haben. Ich habe jedoch argumentiert, dass die zionistischen Gräueltaten eine Reaktion auf die arabischen Gräueltaten waren. Lassen Sie uns das klarstellen. Ein Teil der arabischen Bevölkerung war im Krieg mit den jüdischen Einwanderern. Während des Krieges von 1948 feuerten arabische Millitante auf jüdische Zivilisten. Weshalb wurden einige arabische Dörfer verschont und andere gesäubert? Ein guter Teil der Gründe ist, dass jene Dörfer gesäubert wurden, weil sie feindliche arabische Militanten beherbergten oder unterstützten. Weshalb waren die Drusen in der Lage, sich den IDF anzuschließen? Weil sie an der Seite der Juden als Allierte kämpften. Menschen schlagen sich auf eine Seite und ganze Dörfer ebenfalls. Meyerhoff scheint zu meinen, dass die Zionisten eine Liste von Dörfern geschaffen und die Araber ungerechtfertigt systematisch vertrieben haben. Es gab keine Liste, wie Morris es klar aussprach und arabische Militante attackierten Juden. Es gab einen Bürgerkrieg vor der Schaffung des israelischen Staates. Was hätten die Juden erwartungsgemäß tun sollen, nichts?

Eine der zentralen ethischen Fragen ist diese – hatten die Juden ein Recht, nach Israel/Palästina zurückzukehren? Es gibt hier zwei Hauptthemen.

  1. Haben die Juden einen rechtmäßigen Anspruch auf Israel?
  2. Gab es eine rechtmäßige Flüchtlingskrise in den 30ern und 40ern?

Es kann keinen Zweifel daran geben, dass Israel und Jerusalem für die Juden bedeutsam sind. Die historische Aufzeichnung ist darüber unzweideutig. Wir wissen, dass die Römer die Juden gewaltsam vertrieben haben. Doch was oft vergessen wird, ist dass Juden etliche Male versuchten zurückzukehren und dass sie mehrere Male herausgedrängt wurden. 438 erlaubte die Kaiserin Eudocia den Juden, nach Jerusalem zurückzukehren. Sie taten es. Doch 614 eroberten die Perser Jerusalem und vertrieben die Juden. Den Juden wurde 638 erlaubt, unter muslimischem Gesetz zurückzukehren. Dann brachen die Kreuzfahrer 1099 ein und massakrierten die Juden. 1267 wurde die jüdische Gemeinde durch Rabbi Moshe Ben Nahman wiederbelebt, der von Spanien aus einreiste. Das ist der Punkt. Die Juden haben immer Jerusalem und Israel als ihre spirituelle Heimat angesehen und haben immer versucht, dort zu leben. Die historische Aufzeichnung zeigt, dass sie durch Verfolgung daran gehindert wurden. Die zionistische Bewegung ist das logische Ergebnis einer lang andauernden Sehnsucht ,zurückzukehren'.

Nach meiner Ansicht schuf die auf die Juden ausgeübte historische Ungerechtigkeit einen gültigen und mächtigen Anspruch, nach Israel zurückzukehren. Wenn die Juden nicht nach Israel gehören, wohin gehören sie dann? Ich glaube ebenso, dass es der einheimischen Bevölkerung oblag, sich der jüdischen Einwanderung zu fügen, trotz der von ihr verursachten Belästigung.

Diese Einwanderung war für sich selbst historisch gerechtfertigt, das moralische Verfahren wurde jedoch durch die Verfolgung der Juden in Deutschland und Europa verstärkt. Palästina war der logische Platz für jüdische Flüchtlinge. Es lag nahe und es war kulturell bedeutsam. Wohin hätten sie ansonsten gehen können?

Trotz dieser beiden zwingenden moralischen Gründe für die jüdische Einwanderung entschieden sich bestimmte arabische Gruppen, der jüdischen Einwanderung gewaltsam zu widerstehen. Ich glaube nicht, dass sie das Recht dazu hatten. So schwierig und lästig dieser Prozess auch war, so meine ich doch, dass sie eine moralische Verpflichtung hatten, die jüdische Einwanderung zu akzeptieren.

Hier gibt es eine weitere Frage, die Verpflichtung der Menschen, die von der Eroberung profitierten, die Rechte der Eroberten anzuerkennen. Die arabischen Dörfler lebten auf dem Land, das einst jüdisch gewesen war und die Juden machten immer noch einen Anspruch auf jenes Land geltend. Gibt es eine Regel, die besagt, dass wenn ein eroberndes Volk ein Land über drei Generationen (fünf, sieben?) bewohnt, dass es dann den rechtmäßigen Besitz fordern könnte? Ist Macht rechtens?

,,Ich akzeptiere, dass die Zionisten einen beträchtlichen Teil der Schuld mittragen, doch schließlich akzeptiere ich das Recht der Juden, in dem Land zu sein.''
Ich glaube, dass die Grundursache des gegenwärtigen israelisch/palästinensischen Problems die arabische Unnachgiebigkeit und Gewalt ist und immer gewesen ist. Ich akzeptiere, dass die Zionisten einen beträchtlichen Teil der Schuld mittragen, doch schließlich akzeptiere ich das Recht der Juden, in dem Land zu sein. Das ist natürlich ein getrenntes Thema zu dem eines jüdischen Staates, doch ich glaube, dass der arabische gewaltsame Widerstand die Schaffung eines getrennten Staates nötig gemacht hat. Es gab genügend militante Araber, um sicherzustellen, dass jüdische Einwanderer ständig angegriffen würden. Die Militanten hatten erklärt, dass es ihr Ziel war, alle jüdischen Einwanderer zu vertreiben. Das war wiederum moralisch verwerflich. Trotz der Bedrückungen der jüdischen Einwanderung waren die Araber im Unrecht, sich ihr zu widersetzen. Die Juden haben ein Recht, dort zu sein.

Daraus folgt, dass jeder Muslim oder Araber, der nach der Zerstörung Israels strebt, ebenfalls Unrecht hat. Es folgt ebenso daraus, dass die Israelis und Juden ein Recht haben, ihr Recht dort zu bleiben zu verteidigen und dass sie es ununterbrochen auch tun mussten. Der Krieg von 1948 geschah wirklich. Er war keine Illusion.

Eines der Hauptgebiete der Nichtübereinstimmung zwischen Meyerhoff und mir scheint um die Hauptursache des Konflikts zu gehen. Besteht er wegen der Religion oder dem Land und der Wirtschaft? Jeder, der meinen Artikel über integrale politische Ökonomie gelesen hat, weiß, dass ich niemals ein gesundes politisches, ökonomisches Argument abwerten könnte. Ich bin jedoch nicht allein beim Aussprechen, dass es eine große Menge in diesem Konflikt gibt, die Religion ist. Ich behaupte immer noch, dass die Hauptmotivation für diesen Konflikt Religion ist. Die muslimischen Araber wollen keinen jüdischen Staat wegen ihres religiösen Glaubens, dass die Juden dem Islam untertänig zu sein haben und wenn der Islam einmal ein Land erobert hat, muss es ein muslimisches Land bleiben.

Über Hamas – ich bin froh, dass Meyerhoff akzeptiert, dass die Hamas-Charta schrecklich ist. Ich akzeptiere ebenso, dass es pragmatische Erwägungen gibt. Hamas existiert und ist populär. Doch das ist ebenfalls das Argument, dass die ,Beschwichtiger' im Hinblick auf Hitler machten. Ich akzeptiere wirklich, dass es Gemäßigte in der Hamas gibt, die sich auf das Zentrum zubewegen, doch es gibt ebenso Extremisten, die den gleichen Druck anwenden, um nach rechts zu driften. Das politische Problem ist, wie man die Extremisten isoliert und die Gemäßigten unterstützt. Ich glaube, dass die Sanktionen die richtige Strategie gewesen sind und es scheint aufzugehen, indem man Hamas in eine ,Einheits'-Regierung zwingt. Ich befürchte jedoch, skeptisch zu bleiben. Um Hamas zu verstehen, muss man die Muslimische Bruderschaft verstehen. Sie sind radikale Islamisten mit einer langen Geschichte politischer Gewalt und sie haben ein sehr klares Ziel, die Schaffung eines pan-arabischen Kalifats, eines neuen islamischen Reiches. Verlassen Sie sich nicht auf mein Wort. Benützen Sie Ihre Suchmaschine.

Über den Krieg von 1967 und verschiedene UN – Resolutionen – Wie steht es um Camp David und die Oslo Vereinbarungen? Die Ursachen des Krieges von 1967 sind heiß umstritten. Ich bin nicht davon überzeugt, wie Meyerhoff erklärt, dass Israel einen Krieg ,anzettelte'. Ich glaube, das ist zu vereinfachend und ignoriert die feindlichen Aktionen der arabischen Staaten. Eine Internetsuche wird die Debatte um die Kriegsursachen enthüllen. Im Hinblick auf die Idee ,Land für Frieden' – das ist wieder eines jener Argumente von der Henne und dem Ei. Meyerhoff meint, die Israelis seien im Unrecht. Ich meine, die Palästinenser sind es. Es gibt zwei Seiten zu diesem ,Land' für ,Frieden'. Ich sagte in einem früheren Artikel, dass ich akzeptiere, dass die Siedler die Westbank räumen müssen. Zur gleichen Zeit müssen die Palästinenser die Angriffe auf Juden beenden. Beides muss unabhängig von einander geschehen. Doch was geschah? Israel räumte Gaza und musste seine eigenen Bürger gewaltsam hinauswerfen, um das zu tun. Sie machten einen Schritt nach vorn. Was geschah, nachdem Israel Gaza verlassen hatte? Militante fuhren fort, Gaza als Basis zu benützen, um von dort Raketen auf Israel abzuschießen. Auf der Grenze sind Tunnel verstreut, um Schmuggelware und Waffen nach Gaza und Selbstmordbomber nach Israel zu schleusen. Wo war die ,Friedens'-Seite für den Handel? Land für Frieden bedeutet, was es sagt. Ich bin offen gestanden skeptisch, dass die Palästinenser Frieden liefern können. Ich glaube, sogar wenn Israel den UN-Plan übernimmt, wird die Gewalt weitergeführt. Weil nämlich die Palästinenser gespalten sind und keine Gruppe kann alle die militanten Splittergruppen kontrollieren. Israel wird das Land übergeben, doch es wird keinen Frieden dafür geben.

Über Dershowitz – ich habe Dershowitz nicht benützt, um meine Ansichten zu unterstützen; vielmehr habe ich ihn nur deshalb benützt, um die Debatte um Finkelstein aufzuzeigen. Ich bin sicher, dass Dershowitz der Falschdarstellung schuldig ist, doch Dershowitz ist nicht die einzige Person, die Finkelstein verurteilt. Ich zitiere Dershowitz nur, um die andere Seite einer besonders widerlichen Debatte zu präsentieren. Wer hat Recht? Ich weiß es nicht und Meyerhoff weiß es auch nicht. Wir würden zu den primären Quellen zurückgehen müssen. Erinnern Sie sich: Meyerhoff benützte Finkelstein, um zu versuchen, einen anderen Schriftsteller zu diskreditieren. Ich habe bloß darauf hingewiesen, dass Dershowitz zur Verteidigung jenes Schriftstellers aufgetreten ist und dass die Angelegenheit noch nicht erledigt ist.

Und noch zu einer letzten Bemerkung im Hinblick auf Benny Morris. Ich fand ebenfalls einige von Morris' Kommentaren problematisch. Ich habe absichtlich einige seiner kontroversen Ansichten zitiert, nur um zu beweisen, dass er nicht wirklich Meyerhoffs Position unterstützt. Meyerhoff zieht jedoch einen extrem langen Bogen durch den Versuch, den ,Bürger' Morris von dem ,Professionellen' Morris zu trennen. Morris' private Meinungen sind sehr gut informiert. Er ist kein gewöhnlicher privater Bürger und seine Meinung macht ein beträchtliches Gewicht aus wegen seiner ausgedehnten ,primären' Sachkenntnis.

Ray Harris, März 2007