INTEGRAL WORLD: EXPLORING THEORIES OF EVERYTHING
Ein Forum für eine kritische Diskussion über die integrale Philosophie von Ken Wilber
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Ray Harris is a frequent contributor to this website. He has written articles on 9/11, boomeritis, the Iraq war and Third Way politics. Harris lives in Australia and can be contacted at: [email protected].
Was ich wirklich
sagen wollte, war....
Einige kritische Bemerkungen
über Kens kürzliche Vorschläge
Ray Harris
Es gab sicherlich einen Ton der Frustration in Kens kürzlichem Beitrag. Ich kann nur für mich selbst sprechen, deshalb kann ich Ken versichern, dass die Frustration auf beiden Seiten besteht.
Ich denke, dass ich auf zwei persönlichen Fronten enttäuscht bin.
Die erste ist bei der Aussage, dass Franks Seite die Quelle ist „...von der größten Konzentration an Verdrehungen meiner Arbeiten, die mir bewusst ist...“ Ken scheint die gute Arbeit zu verdammen, die Frank vollbracht hat, um die integralen Studien voranzubringen. Franks Seite ist oft das Haupttor zu Kens Arbeit für viele Menschen. Die Bereitstellung von zehn Sprachensektionen macht Kens Arbeit vielen Menschen außerhalb der englisch sprechenden Welt zugänglich. Ein Dienst, der weder von Shambhala noch von den verschiedenen Seiten des Integralen Instituts angeboten wird. Ken hätte den positiven Beitrag, den Frank gebracht hat, anerkennen sollen.
Die zweite ist, dass Ken meinen Namen der Liste hinzufügt, und so ‚teert’ er mich mit dem gleichen Pinselstrich. Ich werde diesen Punkt später ansprechen.
Die öffentliche Domäne
In ihrer Reaktion gegen das religiöse Dogma hat die Revolution der Moderne eine öffentliche Tugend der freien und fairen Rede erstellt. Die Revolution der Moderne hat dazu beigeholfen, die Standards des offenen intellektuellen Diskurses zu definieren. In Begleitung dieser Standards kamen verwandte Rechte und Verantwortlichkeiten, die auf ‚alle’ Parteien angewandt wurden. Ken hat absolut Recht, wenn er erwartet, dass Leute ihn korrekt zitieren und ethischen Gebrauch von seiner Arbeit machen. Ken hat auch die Verantwortung, dies mit den Arbeiten anderer Leute zu tun. Man kann nicht gewisse Standards für sich selbst und dann unterschiedliche Standards auf andere anwenden.
Als Ken seine Bücher publizierte, setzte er seine Ideen in die öffentliche Domäne. Sicherlich ist das Besitzrecht dieser Ideen durch das Copyright geschützt. Die Idee der freien Rede lässt jedoch zwei verwandte Konzepte und Institutionen hervorkommen: Ausnahmen zum Copyright-Gesetz, die faires Zitieren zu Studienzwecken erlauben, zur Debatte und für die öffentliche Bibliothek; wo jederman an die Information kommen kann. Franks Seite hängt mit diesem Prinzip zusammen, und sie ist in etwa eine öffentliche Bibliothek. Weshalb ist das wichtig ? Ich werde später darauf zurückkommen.
Das Problem mit Ken ist, dass er dazu neigt, mit den Konventionen der öffentlichen Debatte zu spielen. Er hat Dichtung und Journalismus benützt, um seine Ideen auszudrücken, und er hat sowohl ernsthafte ‚akademische’ Arbeiten als auch populistische Beiträge (Eine kurze Geschichte) publiziert. Ich habe damit keine Probleme. Ich bin ganz und gar für Kreativität. Doch trotz allem hat Ken noch eine Verantwortung dafür, seine Ideen sauber für die offene Debatte zu präsentieren.
Das Frustrierende für jeden, der sich mit ihm auf eine kritische Debatte einlassen möchte, ist, dass er dazu neigt, die Regeln nach Belieben zu machen. Er ist zum Beispiel wegen seines Gebrauchs von Anmerkungen kritisiert worden. Ich weiß nichts von anderen, doch ich dachte immer, man müsse die Standards anwenden, die in den verschiedenen ‚Stilführern’ aufgeschrieben sind. Ich meinte, dass Anmerkungen dafür bestimmt sind, um sekundäres Material anzuschauen und dass das Hauptargument im Textkörper präsentiert werden muss. Dennoch hat sich Ken mitunter beschwert, dass Leute es versäumt haben, die Anmerkungen zu lesen, in denen er offenbart, was er eigentlich meinte.
Ken hob seinen Gebrauch von Anmerkungen mit ‚Boomeritis’ auf eine andere Ebene. Ich hatte mich dabei festgefahren. Es stellte sich heraus, dass die Anmerkungen im Internet publiziert wurden, doch stellen Sie sich vor, das Buch erzählte Ihnen das nicht, und gab Ihnen auch nicht die Email-Adresse. Okkulte Anmerkungen – ein neues Instrument für das ernsthafte Publizieren – Jessesmaria.
Nun hat Ken ein anderes Kaninchen aus dem Hut gezaubert – wenn Sie einmal die Anmerkungen gemeistert haben, die die Hauptpunkte enthalten und die okkulten Anmerkungen, die auf einer Webseite existieren (Pech für diejenigen, die keinen Computer besitzen) – um Ken völlig zu verstehen, dann müssen Sie jetzt mit ihm im Dialog sein. Interessant.
Natürlich kann ich das Protestgeschrei derer hören, die meinen, dass Ken ihre Arbeit in SES, TOE oder Boomeritis falsch interpretiert. War Ken im Dialog mit ihnen, bevor er ihre Arbeit gebrauchte ? Natürlich nicht – doppelte Standards – und ob.
Sie können sich meine Belustigung vorstellen über Kens Gebrauch des Beispiels für das Zwiegespräch. Es war ein Zitat von einer privaten Unterhaltung. Dies war nicht (jetzt ist es) öffentlich erhältlich. Dies bringt den Okkultismus auf eine neue Ebene. Was Ken wirklich meint, wird jetzt in privaten Gesprächen versteckt – Jessesmaria, geben Sie mir eine Pause!
Die Forderung, dass Leute im Dialog sein müssen, bürdet der öffentlichen Debatte eine unvernünftige Last auf. Ich möchte argumentieren, dass es Kens Verantwortung ist, seine Arbeit auf eine Weise zu publizieren, die eine freie und faire Debatte voranbringt. Mit anderen Worten: sein ‚Haupt’-Argument sollte zugänglich sein, indem es offen publiziert wird und nicht zweideutig ist.
Das Interessante an dieser Forderung nach Dialog ist, was geschieht, wenn Ken Mahasamadhi erreicht und nicht mehr für den Dialog vorhanden ist ?
Doppelte Bürde
Ken veranlasst mich wirklich, mich am Kopf zu kratzen wegen des Arguments der doppelten Bürde. Ich denke, ich bin kein Experte in Logik, doch ich meinte, dass das Entscheidende die individuelle Behauptung war und nicht, ob sie in einem oder in zwei Sätzen enthalten war. Oder wollte Ken Syllogismus [Vernunftschluss] sagen ? Wenn A an X glaubt und B an Y, dann ist X = Y, wahr oder falsch ?
Ken macht nur einen Punkt, wenn er zeigen kann, dass seine Kritiker seine Ansichten mit ihren eigenen verschmelzen. Sonst bleiben X und Y getrennte Behauptungen.
Kommen Sie, Ken, beleidigen Sie nicht die Intelligenz Ihrer Leser. Sehen Sie, die doppelte Bürde muss auch ebenso auf Ihre Arbeit angewandt werden. Wenn Sie eine falsche Behauptung über die Arbeit von einem anderen äußern, sagen wir in SES, macht das das ganze Buch falsch und ‚virtuell wertlos’ ? Natürlich nicht.
Das wirkliche Problem ist, ob oder nicht Kens Kritiker ihn korrekt zitiert haben und/oder ob sie hauptsächliches Material ausgeschlossen haben. Mark Edwards kann sich selber verteidigen, doch bei dem, was ich selbst gelesen habe, geht er gewöhnlich ziemlich weit, um etliche Zitate bereit-zustellen. Sind dies ausgewählte Zitate ? In diesem Fall könnte Ken einfach Mark mit dem von ihm vermissten Material versorgen.
Doch hier kommen wir auf die Schwierigkeit zurück, wie Ken sich selbst mit okkulten Punkten der Klarstellung verteidigt – Punkte, die privat zu wenigen Auserwählten gegeben werden. Das ist kaum sportlich, alter Kumpel ! Ummm, X irrt sich vollständig bei mir, weil ich meine Position geklärt habe, als ich mit meinem Freund bei einem Glas Wein in meiner Küche im Gespräch war !
Die Tyrannei der Entfernung
Ken hat diesen Punkt genannt, und es ist ein guter Punkt. In meinem Fall: ich lebe in Australien, und um mit Ken im Dialog zu sein, gibt es entschiedene Beschränkungen. Ich habe mich mit Ken getroffen (und mit anderen – einiges von meinem neusten Material ist durch, Sie erraten es, Gespräche informiert worden). Ich machte die Reise, und er war ein reizender und großzügiger Gastgeber. Doch da muss es einen Weg um dieses Problem herum geben, weil die integrale Gemeinschaft nun international ist. Da ist ein natürlicher Vorteil für Leute, die zu Ken gehen können, na klar, es benachteiligt sogar Menschen, die an der Ostküste der USA wohnen.
Das andere Problem ist die Zeit. Ich meine in der Tat, dass es perfekt legitim für Ken ist, beim Antworten selektiv zu sein. Er kann nicht alles für alle Menschen sein – da gibt es nicht genug Zeit am Tag. Ich persönlich erwarte gar nicht, dass er mir direkt antwortet – ich weiß, dass er eine beträchtliche Anforderung an seine Aufmerksamkeit hat.
Ich wünschte nur, er würde diese besondere Gelegenheit konstruktiver nutzen.
Wer zum Teufel bin ich ?
Ken gibt einige allgemeine Kommentare zu der doppelten Last, zu Gesprächen, zu Falsch-darstellungen – und dann wirft er beiläufig meinen Namen hinein, als ob ich ein Teil des gleichen allgemeinen Problems wäre. Das stellt mich in die gleiche Kategorie wie ‚Leute, die in empörender Weise meine Position verdrehen’.
Ahem, ich fürchte, dass ich irgendwie, Sie wissen schon, gewissermaßen respektvoll dagegen bin.
Zum ersten: das meiste meines Geschriebenen auf Franks Seite ist ganz klar meine Meinung und nicht eine Kritik an Kens Arbeit. Da gibt es keine doppelte Bürde.
Doch das Interessante bei diesen Artikeln, die Kritik an Ken enthalten, ist, dass er nie und nimmer, nicht ein einziges Mal gesagt hat, dass ich ihn falsch interpretiert habe. Nun, außer einem Mal, privat, in einer Email (wenn meine Erinnerung nicht falsch ist, was möglich ist). Jener besondere Umstand war tatsächlich ein Dialog zwischen mir, Ken und Don Beck über meinen Artikel ‚Das Grüne Meme vor Boomeritis retten’. Das war, als ich die Anmerkungen zu Boomeritis auf der Shambhala Webseite fand. Nun mag Ken meinen, dass ich ihn schrecklich falsch interpretiert habe, das Problem daran ist, dass er das mit mir nicht geteilt hat. Ich war nicht in der Lage, mich zu entschuldigen oder zu korrigieren oder zu rechtfertigen oder zu verteidigen oder mich herauszuwinden, weil ich nicht informiert worden bin.
Ich meine, es ist ein bisschen unfair, in diese Antwort von Ken hineingesetzt zu werden, als wäre ich jemand, der seine Schriften verdreht hätte, ohne überhaupt zu beweisen, dass ich es getan habe. Habe ich etwa ?
Das ist das Interessante beim Dialog – er ist zweiwegig. Sie sagen mir, wenn ich Sie falsch verstanden habe, und ich sage Ihnen, wenn Sie mich falsch verstanden haben, vielleicht haben wir gegenseitig die Missverständnisse des anderen falsch verstanden. Vielleicht hatte ich nicht verstanden, dass das, was ich sagte, wider-sprüchlich war, und vielleicht haben Sie nicht verstanden, dass das, was Sie sagten, wider-sprüchlich war. Also Ken, wie können Sie mich als jemanden einbeziehen, der Sie falsch verstanden hat, ohne mit mir darüber ein Gespräch zu führen ? Vielleicht ist es nicht so, dass ich Sie falsch verstanden habe, sondern dass ich ganz einfach mit Ihnen in einigen Punkten nicht übereinstimme, zum Beispiel: Blair ist nicht integral, er ist nur ein Zentrist mit einer guten PR-Maschine. Vielleicht haben Sie dazu schlecht reagiert, und wie ist es bei anderen Themen ?
Ken, wenn Sie fair behandelt werden wollen, müssen Sie andere fair behandeln. Und wenn ich Sie unfair behandelt habe, möchte ich davon erfahren. Dann kann ich mich wenigstens verteidigen oder mich in einem Loch ver-kriechen...ansonsten deuten Sie nicht an, ich hätte es getan.
Sehen Sie, hieran liegt es. Ich bekomme immer nur positives Feedback. Die einzige Person, die mit mir in Streit geraten ist, ist Don Beck (ich sei übrigens grün, rofl [=rolling on the floor laughing; sich lachend auf dem Boden wälzend]), und Sie waren in diesen Austausch eingeweiht. Niemand ist eingesprungen, um zu sagen: „Du Arschloch, du hast Ken falsch interpretiert.“ Deshalb mag ich vielleicht in dem Wahn leben, dass das, was ich sage, eine Saite anklingen lässt und geschätzt wird. Vielleicht stimmen mehr Menschen mit mir überein, als Sie es wahrnehmen.
Die Integrale Universität
Ich bin tatsächlich kein Fremder für die IU. Ich mag wohl nicht direkt mit Ken darüber geredet haben, doch ich habe mit den Leuten von Foresight hier in Melbourne gesprochen, der ‚Zukunft’-Fakultät, und ich habe mit Greg Wilpert von der ‚Politik’-Fakultät gesprochen. Ich will nicht sagen, dass sie mit allem von mir Gesagten übereinstimmen, doch viele dieser Themen sind diskutiert und notiert worden. Ich befinde mich nicht genau an der Peripherie.
Doch was ich sagen möchte, geht zurück zu der Idee der freien Rede und der Idee der öffentlichen Bibliothek – es ist eine wichtige Idee. Die Idee war, das Wissen denen zugänglich zu machen, die es sich nicht leisten können, Bücher zu kaufen oder für Universitätsabschlüsse zu bezahlen, einige großartige Menschen haben sich selbst weiter-gebildet, Ken eingeschlossen. Ich frage mich jedoch, ob ich für das Privileg zahlen muss, wenn ich mein kritisches Auge auf den Lehrplan der IU werfen wollte ? Ich hoffe, dass die IU ihr Netz weit auswerfen wird und dass sie nicht ein weiterer Elfenbeinturm wird. Ich hoffe, dass die IU den gut etablierten Regeln der offenen Nachforschung anhängt. Und ich hoffe besonders, dass die IU nicht den Weg hinunter geht, indem sie institu-tionelle Anforderungen für die Führung einer liberalen Akademie mit der Führung eines Geschäfts vermischt, eine Vermischung, die die akademischen Standards der Universitäten rund um die Welt erodiert.
Der Vorteil von Franks Seite ist, dass sie frei ist. Und gemäß dem positiven Feedback, das ich bekomme, kommt meine Botschaft genau bei den Leuten an, zu denen ich durchkommen möchte.
Sehen Sie, viele meiner Einsetzungen sind tatsächlich an die ‚Integrale Gemeinschaft’ im allgemeinen gerichtet. Sie sind Kritiken an Ken mit Rücksicht auf die Gemeinschaft. Sie erheben Fragen und Probleme, damit die Leute auf diese Themen blicken auf einer tieferen Ebene. Wenn Sie sich erinnern, Ken, Sie sagten einmal, Sie gäben orientierende Verallgemeinerungen – und dass andere die Einzelheiten einsetzen müssten. Dies ist die Motivation hinter meinen Einsetzungen.
Und deshalb bietet mir Franks Seite die einzige Gelegenheit, dies zu tun.
Wenn die integrale Theorie sich nicht jetzt mit den Fragen und Problemen beschäftigt, muss sie dies später tun, wenn nicht von mir, dann von anderen, wenn Ken nicht antwortet, werden es andere tun. Sie sind beachtenswerte Fragen.
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